In Lichtenfels lebt es sich günstig
Autor: Mirjam Stumpf
LKR Lichtenfels, Donnerstag, 23. April 2020
Die Nachfrage nach Immobilien bleibt im Kreis Lichtenfels trotz Corona-Krise bleibt bestehen.
Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Diese allgemein gültige Regel für die Abläufe in der Wirtschaft lernt man bereits im Schulunterricht. Auch auf den Immobilienmarkt trifft dies meistens zu.
Seit der Finanzkrise 2008 sei die Immobilie als Geldanlage zunehmend in Betracht gezogen worden, sagt Peter Schlund, Inhaber der gleichnamigen Immobilienfirma in Bad Staffelstein.
Die Immobilienpreise seien seitdem im gesamten Landkreis gestiegen, in der südlichen Region um Bad Staffelstein, Lichtenfels oder Ebensfeld sogar etwas stärker als im östlichen Teil des Landkreises. Insgesamt könne man von einer Steigerung um 20 bis 25 Prozent in den vergangenen zehn Jahren sprechen, meint auch Andre Roder, Baufinanzierungsberater bei der VR-Bank Lichtenfels-Ebern.
"Die Nachfrage nach Immobilien und Grundstücken ist in unserer Region nach wir vor groß", sagt Jana Lindner-Okrusch, Pressesprecherin der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Immobilienmakler Schlund kann das bestätigen. Bis vor rund vier Wochen sei die Nachfrage nach Objekten zum Kauf oder zur Miete ungebrochen hoch gewesen. Zwar sei die Nachfrage zum jetzigen Zeitpunkt durch die ungewohnte Alltagssituation verhaltener geworden, aber sie ist immer noch vorhanden, so Schlund.
Dass das Interesse an Häusern oder Wohnungen gerade in Lichtenfels höher ist, liege an der guten Infrastruktur in der Stadt. In Bad Staffelstein oder Ebensfeld ziehe die Menschen an, dass alles fußläufig erreichbar sei. Die Region mit vielen Pluspunkten wie der Therme locke aber nicht nur ältere Menschen an, so der Immobilienmakler. "Es kursiert immer wieder das Gerücht, dass Bad Staffelstein veraltet. Aber auch aus Bamberg oder Coburg ziehen junge Leute her", kann er sagen. Viele seien beispielsweise bei den großen ansässigen Firmen wie Brose tätig und wollen nicht auch noch in der Stadt wohnen, in der sie arbeiten.
Das hat auch noch einen weiteren Grund: "Der Landkreis ist in den letzen Jahren attraktiver geworden", sagt auch Andre Roder. Das hänge zum einen am besser ausgebauten ÖPNV. Zum anderen spiele auch der aktuell niedrige Zinssatz eine Rolle.
Doch nicht die über die Jahre gestiegenen Immobilienpreise entscheiden letztlich darüber, wo es sich günstiger wohnen lässt als in anderen Regionen des Landkreises. Vielmehr unterscheidet sich der Quadratmeterpreis für erschlossene Baugrundstücke von Lage zu Lage. Mario Schönwald, Leiter der Geschäftsstelle Gutachterausschuss am Landratsamt Lichtenfels: "Der Preis reicht von 35 Cent für unbestockten Waldboden bis zum Höchstwert von 190 Euro in einem Neubaugebiet in Bad Staffelstein."
Der Mittelwert wird erfasst
Schönwald bezieht sich dabei auf den aktuellen Bodenrichtwert vom 31. Dezember 2018, einen Mittelwert, der nur alle zwei Jahre aus den Verkäufen berechnet werde. Alles, was in Stadtnähe liege, sei meist teurer und begehrter, sagt Schönwald, und verweist als Beispiel auf das Neubaugebiet in Reundorf, dessen Plätze innerhalb kurzer Zeit vergeben waren.
85 bis 90 Euro koste der Quadratmeter komplett erschlossen beispielsweise in der Gemeinde Burgkunstadt, sagt Jörg Weiß, der im Bauamt arbeitet. "Man kann sagen, dass die Nachfrage da ist." Im vergangenen Jahr erst hat die Gemeinde Burgkunstadt ein Neubaugebiet mit zehn Parzellen ausgeschrieben, sechs davon seien bereits verkauft worden, in alten Baugebieten vereinzelte. "Die Leute suchen sich natürlich erstmal die Sahnestückchen aus", sagt er.
Gemäß dem Marktspiegel für Oberfranken der Sparkasse vom März diesen Jahres liegt der Quadratmeterpreis für ein Neubaugrundstück in den Städten Lichtenfels und Bad Staffelstein deutlich unter den Höchstwerten für Bamberg, Coburg oder Bayreuth (siehe Grafik). Im Landkreis hingegen heben sich die Preise nicht deutlich von den umliegenden Landkreisen ab.
Corona-Folgen
Veränderte Finanzierungsmöglichkeiten im Hausbau durch die Corona-Krise gibt es weder bei der VR-Bank Lichtenfels-Ebern noch bei der Sparkasse Coburg-Lichtenfels. Möglich sei aber, Tilgungen bis zu zwölf Monate auszusetzen, sagt Finanzierungsberater Andre Roder. Eine solche Tilgung sei zwar vor der Corona-Pandemie schon möglich gewesen, "der Weg dahin ist jetzt aber ein einfacherer", so Roder.
Er ermutigt den Einzelnen auch dazu, mit der jeweiligen Bank in Kontakt zu treten, nicht nur bei durch Corona bedingten Schwierigkeiten bei der Baufinanzierung.
Immobilienmakler Peter Schlund hält einerseits einen abflachenden Boom durch die Corona-Krise für möglich. "Im Moment ist jeder abwartend, was passiert", sagt er. Die Preise für selbst genutzte Immobilien könnten sich stabilisieren, statt weiter zu steigen, vermutet er. Auf der anderen Seite könnten Anleger im Falle einer steigenden Inflation vermehrt in Sachwerte wie Immobilien investieren. Eines sei sicher: "Gewohnt werden muss immer."
Jana Lindner-Okrusch kann bisher keine sich abzeichnende Veränderung erkennen. "Die Preise sind im Moment - auch aufgrund der Nachfrage - weiterhin stabil. Wie sich in Zukunft die Nachfrage und damit auch die Preise entwickeln, wird sich erst noch zeigen. Derzeit ist die weitere Entwicklung aufgrund der Dynamik nicht verlässlich beurteilbar."