Druckartikel: Höchstadter Schausteller bangen um Existenz

Höchstadter Schausteller bangen um Existenz


Autor: Franziska Rieger

Höchstadt a. d. Aisch, Montag, 25. Mai 2020

Die Absage von Volksfesten trifft die Höchstadter Schausteller hart. Sie versuchen alles, um zu überleben.
"Hauptsache, wir haben etwas zu tun": Der Höchstadter Schausteller Sascha Störzer verkauft auf den Aischwiesen Süßigkeiten und Herzhaftes. Fotos: Franziska Rieger


Der Duft von gebrannten Mandeln, warmem Popcorn und frittierten Lángos zieht über die Aischwiesen: Die Schausteller-Familie Störzer hat dort sei einiger Zeit einen Drive-In aufgebaut. Ein paar Meter weiter, am Stadtturm, verkauft Ramona Störzer vom Schausteller-Betrieb Karl-Heinz Störzer Süßigkeiten und Herzhaftes.

Denn die Corona-Krise macht die Schausteller in der Region quasi arbeitslos. Volksfeste und Großveranstaltungen fallen mindestens bis August aus. Statt auf den Festplätzen steht die Familie Störzer nun jeden Donnerstag bis Sonntag auf den Aischwiesen. "Hauptsache, wir haben etwas zu tun", sagt Sascha Störzer.

Das erste Wochenende sei gut angenommen worden, an den Sonntagen sei am meisten los. Doch leben können die Schausteller von dem Drive-In nicht. "Es ist zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben", fasst es Seniorchef Alexander Störzer zusammen.

Hoffnung auf Weihnachten

Normalerweise wären Alexander und sein Sohn Sascha Störzer zu dieser Zeit auf dem Würzburger Frühlingsfest, auf den Volksfesten in Nürnberg und Bayreuth: Rund 38 Veranstaltungen standen für dieses Jahr eigentlich in ihrem Kalender. Nach dem 31. August - solange gilt das Veranstaltungs-Verbot bisher - haben die Störzers noch sieben Veranstaltungen in Nordrhein-Westfalen. "Die Hoffnung stirbt zum Schluss", sagt Sascha Störzer.

Ein Hoffnungsschimmer für die Schausteller: Das Weihnachtsgeschäft. "Das ist sehr wichtig für uns." Zum Teil seien aber auch im Winter schon Veranstaltungen abgesagt.

600 000 bis 700 000 Euro Umsatz machen sie im Jahr, sagt Alexander Störzer. Rund drei Viertel davon würden ihm schon jetzt in der Kasse fehlen. Für seine vier Mitarbeiter hat Alexander Störzer Kurzarbeit beantragt, die restlichen vier sind Saisonkräfte. Außerdem wartet der Betrieb auf die beantragten Soforthilfen des Freistaates.

Wenn die Freizeitparks unter Hygieneauflagen wieder öffnen dürfen, will auch Störzer auf den Aischwiesen einige seiner Fahrgeschäfte aufbauen - mit Sicherheitskonzept, betont er.

Wie das funktionieren kann, zeigt der Schausteller-Betrieb Paulus auf dem ehemaligen Edeka-Parkplatz am Greiendorfer Weg. Tina und Angelo Paulus haben dort eine Mini-Kerwa aufgebaut, jeden Freitag bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr verkaufen sie dort Süßigkeiten und Herzhaftes, außerdem fährt ihre Kindereisenbahn, der "Dschungel-Express".

Dafür gelten Hygieneauflagen: Kinder ab sieben Jahren sollten einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Wie überall muss in dem Fahrgeschäft der Sicherheitsabstand von 1,5-Metern eingehalten werden. Das sei aber kein Problem, sagt Tina Paulus, so groß wie bei einer richtigen Kerwa ist der Andrang schließlich nicht.

Auch in anderen Orten im Landkreis bieten Schausteller-Familien Mini-Kerwas an, beispielsweise in Röttenbach oder Hemhofen.