In Höchstadt gab es im Lauf der Jahrhunderte einige Schwerverbrechen, darunter besonders tragische Fälle.

Wer kennt ihn nicht, den Spruch: "Der hat ein paar Leichen im Keller." Für einen Höchstadter wurde dieser Spruch im September 1985 Wirklichkeit, als er im Keller seines Hauses am Schlossberg das Fußbodenniveau absenken wollte und auf menschliche Knochen stieß.

Einer der ersten mit vor Ort war Karl-Heinz Feuerlein vom Heimatverein. Was geht in einem vor, wenn man plötzlich vor den Überresten menschlichen Lebens steht? "Man ist baff, wenn man die Menge sieht", beantwortet Feuerlein die Frage, "da lagen ja schon etliche Schädel frei."

Allerdings sei ihm schnell klar gewesen, dass die Skelette nicht aus jüngerer Zeit stammten. "Das waren ja nicht die ersten. Wir wussten, dass die aus der Zeit der Schwedenkriege so um 1633 stammen mussten. Die Schweden waren zwei bis drei Tage in der Stadt. Als die abgezogen sind, kamen die Höchstadter zurück und haben die Toten beerdigt. Mit Sicherheit gibt es noch mehr", fügt er hinzu.

Erschossen und erschlagen

Letztendlich fanden sich die Überreste von mehr als 30 Menschen, die übereinander gestapelt worden waren. Zwei der Schädel kann man im Heimatmuseum besichtigen. Christian Plätzer, studierter Historiker und ehrenamtlicher Leiter des Stadtarchivs, zeigt die Schädel. Man sieht deutlich, dass diese beiden keines natürlichen Todes gestorben sind. Der eine Schädel weist eine Schussverletzung in der Mitte der Stirn auf, ein Säbelhieb war das Ende des anderen. "Der Rest der Knochen war lange Zeit in einem Depot in München zwischengelagert", erläutert Plätzer, "Auf Initiative des Heimatvereins und von Pfarrer Kemmer wurden sie heimgeholt und auf dem Heldenfriedhof unter dem Kreuz bestattet."

Da drängt sich doch gleich die Frage nach weiteren Verbrechen in Höchstadt auf und wie mit Verbrechern damals umgesprungen wurde. Zum besseren Verständnis zeigt Plätzer auf eine Karte aus dem Jahre 1843. "Dort, wo die Skelette gefunden wurden, stand früher das Verwalterhaus vom Schlossbauernhof", sagt er. "Im Landratsamt hat damals der Amtmann gesessen und vis á vis, dort wo jetzt das Pflegeheim ist, war bis etwa 1972 das Amtsgericht. Der ehemalige Landrat Franz Krug war dort Amtsrichter bis zur Gebietsreform."

Auch ein Gefängnis gab es. "Die sogenannte Fronfeste", sagt Plätzer. "Sie stand dort, wo jetzt der Parkplatz ist. So 1972 wurde sie abgerissen. Meine Oma nannte das immer das ,Backstaahäusla‘. Sie sagte, wenn du nicht brav bist, kommst du ins Backstaahäusla."

Und dann gibt es noch den Zwickturm, wo ja die Verbrecher "peinlich" befragt, also gefoltert worden sein sollen. "Diese These ist mittlerweile überholt", sagt Plätzer. "Der Zwickturm hieß so, weil er zwischen dem inneren Stadtring und dem Vorstadtring stand. In Höchstadt wurden keine Menschen gefoltert. Wir hatten ja keinen Blutbann. Todesstrafen gab es auch nicht viele, das war ja viel zu teuer. Man musste ja den Henker bezahlen etc."

Plätzer kennt noch weitere Verbrechen, die sich in Höchstadt ereignet haben. "Monika Mennel hat einen Fall aus dem Jahr 1802 recherchiert", sagt er, "da ging es um eine Schlägerei wegen einer gestohlenen Kegelkugel am Kellerberg." Die Kegelbahn zwischen Jungbayernheim und Friedrichshöhe, von der die Kugel stammte, gibt es heute nicht mehr. Mennel berichtete 2017 in der Vereinszeitung des Kellerbergvereins darüber.

Streit um eine Kegelkugel

Demnach hatte Bürgersohn Karl Schell damals Heinrich Stark beschuldigt, die Kugel entwendet zu haben. Es kam zu einem ausufernden Streit, in welchen auch noch Martin Stark und Kilian Müller verwickelt waren. Letztendlich wurden Schell und Müller zu zehn Stockschlägen, Martin Stark zu sechs Tagen und Heinrich Stark zu drei Tagen Gefängnis mit Wasser und Brot verurteilt. "Frau Mennel sagte, ihr wäre noch nie eine so harte Körperstrafe untergekommen", sagt Plätzer.

Er weiß auch über zwei Morde aus jüngerer Zeit zu berichten, mit sehr jungen Opfern. So wurde im Dezember 1973 ein 18-Jähriger nach einem Discobesuch niedergestochen. "Das griechische Lokal ,Olympia‘ war früher das alte Gasthaus ,Schwane‘", erzählt Plätzer, "Da war im ersten Stock eine Disco untergebracht."

Alten Zeitungsberichten zufolge war es zum Streit gekommen zwischen dem späteren Opfer und dessen Freunden sowie einem portugiesischen Gastarbeiter, und dessen Landsmännern. Nach dem Verlassen der Disco wurde der 18-Jährige unmittelbar am Stadttor von der Gruppe Portugiesen gestellt und schließlich von einem 34-Jährigen mit einem Küchenmesser mit einer 18 cm langen Klinge in die linke Brusthälfte gestochen. Zur Tatzeit standen alle Beteiligten laut Bericht unter "erheblichem Alkoholeinfluss".

Alkoholisiert war dann auch der Täter des zweiten Falles, den Plätzer präsentiert. Dem Artikel im Fränkischen Tag vom 12. Februar 1982 ist zu entnehmen, dass ein erst 15 Jahre alter Sterpersdorfer vom Stiefvater seiner 14-jährigen Freundin niedergestochen worden war. Der 15-Jährige war zusammen mit einem Freund bei der 14-Jährigen und deren zwölfjähriger Schwester gegen den Willen des Vaters zu Besuch. Nach der Messerattacke stieß der 38-jährige Täter den Jungen in dem Haus in der Badstraße auch noch die 33 Stufen der Holztreppe hinunter. Der Jugendliche starb wenige Tage später in der Uniklinik in Erlangen.

Ein weiteres Verbrechen an einem sehr jungen Menschen dürfte den meisten noch im Gedächtnis sein, wurde doch im Dezember 2000 ein erst 13-jähriger Junge in der Marienstraße von seinem 17-jährigen Bekannten mit einer Axt erschlagen. Der ältere fuhr auf dem Gepäckträger des 13-Jährigen mit. Er wurde damals zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt und kam in die Psychiatrie.