Gräfenbergs neuer Bürgermeister Ralf Kunzmann
Autor: Franziska Rieger
Gräfenberg, Freitag, 24. April 2020
Der 34-jährige Ralf Kunzmann (FW) tritt am 1. Mai 2020 den Posten als Gräfenberger Bürgermeister an.
Wenn Ralf Kunzmann auf sein Fahrrad steigt und durch die Fränkische Schweiz fährt, tankt er neue Kraft. Kraft, die er auch für sein neues Amt benötigt: Ab 1. Mai ist er der neue Bürgermeister von Gräfenberg.
Wenn es die Zeit zulässt, fährt er mit seinem Rad durch die Fränkische, "ein Mountainbike-Eldorado", spielt Schafkopf und ist in örtlichen Vereinen wie Freiwillige Feuerwehr, Fränkische-Schweiz-Verein oder im FCN-Fanclub Gräfenberg engagiert. In der Natur kann er "Körper und Geist freien Lauf lassen", sagt Kunzmann.
Auch wenn er seine Hobbys neben dem Bürgermeisteramt vielleicht nur noch eingeschränkt ausüben kann, aufgeben möchte er sie keinesfalls. "Man muss sich auch irgendwo Energie holen", sagt er. Der 34-Jährige lebt noch in Herzogenaurach und Gräfenberg, hat in beiden Städten einen Wohnsitz. Er ist ledig und hat "noch" keine Kinder, betont er.
Lange in der VG gearbeitet
Wie die Abläufe in der Verwaltungsgemeinschaft Gräfenberg organisiert sind, weiß Kunzmann bereits. 14 Jahre hat er in der VG gearbeitet, dort zuerst eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten absolviert. Im Anschluss stieg er zum Verwaltungsfachwirt auf. Vor fünf Jahren wechselte er ins Hauptamt der Stadt Herzogenaurach, um dort Erfahrungen in einer größeren Verwaltung zu sammeln. "Das hat mich weitergebracht", sagt Kunzmann heute. Dort hat er auch während des Wahlkampfes für die Kommunalwahl Vollzeit gearbeitet. "Ich habe den Wahlkampf nebenbei organisiert. Ohne mein Team wäre das nicht möglich gewesen", sagt er.
"Fairer Wahlkampf"
Am Ende siegte er mit 52,55 Prozent der Wählerstimmen gegen Amtsinhaber Hans-Jürgen Nekolla (47,45 Prozent). "Es war nicht so einfach, gegen den aktuellen Amtsinhaber zu gewinnen", sagt Kunzmann. Jetzt sei es wichtig, dass eine ordentliche Übergabe stattfindet. Und er betont: "Der Wahlkampf unter uns beiden war fair." Doch im übrigen Gräfenberg ging der Wahlkampf nicht gerade ohne Turbulenzen über die Bühne. Facebook-Posts des CSU-Ortsvorsitzenden Thomas Müller legten den Verdacht nahe, er habe sich an Hetze gegen die Demokratie beteiligt. Eine Video-Aufnahme wurde ihm dann endgültig zum Verhängnis. Müller legte den CSU-Ortsvorsitz nieder und trat aus der Partei aus. Die Gräfenberger CSU unterstützte in der Stichwahl um den Bürgermeisterposten Kunzmann von den Freien Wählern, die Grünen stellten sich auf Nekollas Seite.
Vieles ist seit der Stichwahl passiert, Kunzmann will sich jetzt mit Struktur seiner neuen Aufgabe widmen. "Normalbetrieb war es sicherlich nicht", sagt er. Wichtig sei jetzt alles, was im Wahlkampf passiert ist, auszublenden. "Man zieht parteiübergreifend an einem Strang. Wir alle wollen miteinander Gräfenberg gestalten", sagt der 34-Jährige. Deshalb gelte es jetzt, dass sich alle Parteien an einen runden Tisch setzen. "Ich kann derjenige sein, der die Hand reicht. Es ist vom Gegenüber abhängig, ob er die Hand auch nimmt", sagt Kunzmann.
Große Herausforderung: Corona
Er steht nun vor der Aufgabe, die Corona-Krise in der Stadt zu bewältigen, Arbeitsabläufe müssen organisiert werden. Vieles hänge nun von der Entwicklung der Krise ab, sagt Kunzmann. "In den letzten Jahren haben wir aus dem Vollen geschöpft. Jetzt kommt die nächste Krise, bei der noch nicht absehbar ist, wie sie die Kommune trifft." Die Corona-Pandemie sei eine Bewährungsprobe: "Den Amtsantritt zum 1. Mai stellt man sich einfacher vor", sagt er.
Als weitere Herausforderung für seine Amtszeit sieht er den demografischen Wandel. So steht auf seiner Agenda zum Beispiel der Ausbau der Kindertagesstätten, aber auch die Einführung eines von der Stadt bezuschussten "Ruf-Taxis" für Senioren und andere Mitbürger ohne eigene Fahrmöglichkeit. Dafür wolle er ein Konzept erarbeiten. Außerdem möchte Kunzmann das Ehrenamt und Vereine fördern.