Muggendorfer zeigt, wie die Kneipp-Methode funktioniert
Autor: Ekkehard Roepert
Muggendorf, Dienstag, 11. Februar 2020
Die Methode ist rund 150 Jahre alt - und der Gesundheitstrainer Robert Stein aus Muggendorf weiß, weshalb sie nichts von ihrer Wirksamkeit verloren hat.
Robert Stein ist ein Tausendsassa in Sachen Gesundheit. Der 55-Jährige ist Gesundheitscoach, er ist Läufer, Wanderer, Radfahrer, er unterrichtet Qigong und Taiji, er bietet Faszienarbeit und eine Reihe von Entspannungstechniken an und er schätzt auch das Krafttraining.
Als er aber 2007 in den Heimatort seiner Mutter nach Muggendorf zog, entdeckte er noch etwas ganz anderes. "Die Kneipp-Anlage hat mich inspiriert", erinnert sich Robert Stein.
So sehr, dass er seinen vielen Ausbildungen eine weitere hinzufügte. Er wurde "Gesundheitstrainer". Diese offizielle Bezeichnung des Kneipp-Bundesverbandes sei sehr treffend, sagt Robert Stein: "Denn es ist ein Training. Dabei werden die Gefäße nacheinander eng und weit gestellt. Die Wirkung dieses thermischen Effektes ist durch die Physik belegt."
Der Blutfluss werde erst gedrosselt und sei dann "durch die Gegenreaktion höher als er vorher war", erklärt Stein die anregende Wirkung der Güsse.
Was Kneipp der Welt hinterlassen hat, ist eine umfangreiche Lehre, die in Büchern studiert und in zahllosen Anwendungen erprobt werden kann.
Obwohl die Methode auf fünf Säulen ruht, verbinden die meisten Menschen mit Kneipp die Hydrotherapie. Wohl auch deshalb, weil sich landauf, landab die klassischen Kneipp-Becken finden, beispielsweise in Gößweinstein, Muggendorf oder Forchheim.
Auch Robert Stein legt den Fokus auf die Hydrotherapie. Das Themenfeld sei gewaltig: "Es gibt über 100 verschiedene Anwendungen. Kneippen ist mehr als Wassertreten und Armbäder."
Die Kern-Idee: Wasser kann heilen. Für Sebastian Kneipp war es eine lebensrettende Entdeckung. Der Priester und Heilkundler war als junger Mann lungenkrank und die Ärzte hatten in schon aufgegeben. Da stieß er auf eine Schrift von Johann Siegmund Hahn über die Heilkraft des Wassers. Sebastian Kneipp begann in Dillingen mitten im Winter die ersten Selbstversuche an der Donau. Er überwand sein Lungenleiden, wurde 76 Jahre alt und half im Lauf seines Leben Tausenden Leidenden.
Robert Stein arbeitet als Reha-Trainer mit der Kneipp-Methode. Je nach Konstitution bringt er den Menschen näher, wie sie sich durch Arm-, Fuß-, Halb- und Sitzbäder ihre Gesundheit stabilisieren können. Kneipps "eigentliche Erfindung" seien die Güsse, sagt Robert Stein. Und demonstriert, wie gering der Aufwand einer Mini-Kneipp-Kur ist. Es genügt eine Wanne und ein Gießrohr (Kneipp nutzte eine Gießkanne). Auch in der Medizin - beispielsweise in der Berliner Charité - werde mit dem Kneipp-Wissen gearbeitet.
Attraktiv findet Robert Stein das Kneippen aber auch deshalb, weil es einer gewissen Bequemlichkeit begegnet, die sich wohl schon zu Zeiten Sebastian Kneipps bemerkbar gemacht hatte. "Ihr müsst mal wieder frische Luft an die Haut lassen", hatte Kneipp jenen Leuten zugerufen, die man heute als Couch-Potatoes bezeichnen würde. "Wir leben in einer dauerhaften Komfortzone", sagt Robert Stein. Kneipp gebe Hinweise, ihr zu entkommen.
Kneipp Der im Mai 1821 in Stephansried (Oberschwaben) geborene Sebastian Kneipp starb 76-jährig in Wörishofen. Der Priester und Naturheilkundler hinterließ der Nachwelt eine Methode, die auf fünf Säulen ruht: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung. Zwei seiner Werke - "Meine Wasserkur" und "So sollt ihr leben" - seien "erstaunlich modern zu lesen", sagt der Gesundheitstrainer Robert Stein aus Muggendorf (Gemeinde Wiesenttal). Heute sei die Kneipp-Methode eher eine Randerscheinung; doch zu Lebzeiten habe Sebastian Kneipp neben dem Papst und dem amerikanischen Präsidenten zu den drei bekanntesten Persönlichkeiten der westlichen Welt gezählt.
Eine Woche mit Sebastian Kneipp
Wochenplan Die Standardanwendungen der Kneipp-Methode seien "zu Hause wunderbar zu machen", sagt der Gesundheitstrainer Robert Stein. Für jene, die ohne viel Aufwand in die Kneipp-Methode einsteigen wollen, empfiehlt Robert Stein probeweise folgenden "Wochenplan Hydro-Therapie". Jeder Tag beginnt bei Bedarf mit einem Luftbad.
Montag: früh warm duschen, dann zwei Minuten kalter Knieguss, mittags zwei Minuten kalter Armguss, abends ein warm-kalter Wechsel-Knieguss, vier Minuten.
Dienstag: früh vier Minuten Wechsel- Knieguss warm-kalt, mittags kalter Armguss zwei Minuten, abends 15 Minuten Wechsel-Fußbad warm-kalt.
Mittwoch: früh nach dem Duschen zwei Minuten kalter Knieguss; mittgas zwei Minuten kalter Armguss, abends vier Minuten warm-kalter Wechsel-Knieguss.
Donnerstag: früh vier Minuten warm-kalter Wechsel-Knieguss, mittags zwei Minuten kalter Armguss, abends Wechsel-Fußbad, 15 Minuten.
Freitag: früh nach dem Duschen zwei Minuten kalter Knieguss; mittags zwei Minuten kalter Armguss, abends Wechsel-Knieguss, vier Minuten.
Samstag: früh Vier Minuten warm-kalter Wechselknieguss; mittags zwei Minuten kalter Armguss; abends 15 Minuten warm-kaltes Wechselfußbad.
Sonntag: Nach dem Duschen zwei Minuten kalter Knieguss; mittags kalter Armguss, zwei Minuten; abends 30 Minuten ein temperaturansteigendes Fußbad, von warm bis heiß, 30 Minuten lang.