Der Adelsdorfer Metzger Jürgen Fleischmann setzt auf Ware aus der Region und wünscht sich ein Umdenken in der Fleischindustrie.

Der Adelsdorfer Metzger Jürgen Fleischmann gewinnt der Corona-Pandemie auch etwas Positives ab: "Jetzt wird endlich hingeschaut und die Politiker können loslegen." Fleischmann bezieht sich mit dieser Aussage auf die durch die Coronafälle bei der Firma Tönnies in die Schlagzeilen geratenen Zustände in der Fleischproduktion.

Den Adelsdorfer Metzger aus Leidenschaft wundert das nicht. Für ihn sind diese Zustände in den Großbetrieben in Nordrhein-Westfalen - einschließlich der Unterbringung der Mitarbeiter aus Südosteuropa - "das Ergebnis von 30 Jahren Industrialisierung bei Fleisch und Wurst".

Wenn 30 000 Schweine am Tag verarbeitet werden, ist das für Fleischmann "Tötung in Perfektion". Selbst er als Metzger frage sich, wie das geht - auch das mit den billigen Preisen. Er hat sofort die Antwort parat: über die Masse und das Diktat des Handels. "Dann beginnen die Missstände, die es schon lange gibt" und die durch das Corona-Virus jetzt einmal mehr ins Licht der Öffentlichkeit rücken.

Früher gab's den Sonntagsbraten

Fleischmann wirbt für einen viel bewussteren Umgang mit Fleisch und Wurst. Er erinnert sich noch an die Zeiten, als in den Familien sonntags der Sonntagsbraten auf den Tisch kam und das richtig zelebriert wurde. Die Leute sollten auch heute wissen, was gutes Fleisch ist, und wofür das Metzgerhandwerk steht, findet der Adelsdorfer Unternehmer.

Seine Branche sieht er vom Aussterben bedroht. Immer mehr Bürokratie würde den kleinen Metzgereien zusetzen. Dokumentationen, Bonpflicht und andere Auflagen verleiden den selbstständigen Metzgern das Geschäft.

Mit Qualität kämpft Fleischmann dagegen an. Er setzt dabei ausschließlich auf Ware aus der Region. Überhaupt fände er es gut, wenn bei Fleisch der regionale Konsum forciert würde. "Das wäre für die ganze Kette gut, vom Bauern bis zum Kunden." Warum müssen Schlachttiere durch ganz Europa gekarrt werden, fragt sich Fleischmann, der sich seine Ware im Schlachthof Erlangen selbst aussucht.

Den Erlanger Schlachthof hat erst kürzlich der bisherige Hauptnutzer, das Familienunternehmen Uni- und Conti-Fleisch, übernommen. Vorher war der Schlachthof ein städtischer Betrieb. Die Rinder und Schweine, die hier geschlachtet und zerlegt werden, kommen aus der Region. Darauf legt das Familienunternehmen, das auch die weit über 200 Mitarbeiter übernommen hat, großen Wert.