Die einzige Frau gibt den Ton an: Im Gemeinderat Pinzberg übernimmt Elisabeth Simmerlein jetzt die Führung.
Auf den ersten Blick scheint alles unverändert: "Ich habe zwölf Männer", sagt Elisabeth Simmerlein lachend. Doch im Gegensatz zu den vergangenen sechs Jahren wird sich die Sitzordnung der zwölf Männer verändern - und vor allem wird Elisabeth Simmerlein dort sitzen, wo 24 Jahre lang Bürgermeister Reinhard Seeber gesessen hat. Es ist ein Generationenwechsel in der Gemeinde Pinzberg. Die CSU verliert das Bürgermeisteramt an die Freien Wähler und mit Elisabeth Simmerlein übernimmt die jüngste Bürgermeisterin den Vorsitz eines Rathauses im Landkreis Forchheim.
Auf ihr Alter werde sie immer wieder angesprochen, sagt die 29-Jährige. Obwohl das doch gar kein so großes Thema mehr sein sollte. "Man muss sich nur den Wandel im Landkreis Forchheim ansehen. Der Kreistag hat sich bei der Kommunalwahl 2020 noch mal verjüngt."
Elisabeth Simmerlein stammt aus Elsenberg. Sie arbeitet als Betriebswirtin in einer Versicherung und begann ihre politische Laufbahn vor sechs Jahren. Da wurde die 23-Jährige für die Freien Wähler in den Gemeinderat und in den Kreistag gewählt. "Die Bedenken, dass einer jungen Politikerin die Lebenserfahrung fehlt, teile ich nicht", sagt Simmerlein.
Allerdings hat sie in der Gemeinde Pinzberg auch einen ungemein starken Rückhalt. Die Hälfte der Mandate im Rat werden von Freien Wählern gehalten. Drei Sitze entfallen auf die CSU, die restlichen drei auf die Wählerliste Gosberg.
"Wie haben diese Gemeinschaft, die uns stark macht", sagt Simmerlein. Sie genießt zudem den Umstand, mit Umweltminister Thorsten Glauber einen äußerst erfahrenen politischen Mentor zu haben, Thorsten Glauber sei ein Glücksfall nicht nur für sie persönlich, betont die künftige Bürgermeisterin, sondern für ganz Pinzberg, "weil er trotz seiner großen Aufgaben nie den Kontakt zur Gemeinde verloren hat".
Zwar wisse sie nach sechs Jahren im Gemeinderat, "was ein Bürgermeister zu tun hat", sagt Simmerlein. Aber viel Wissen müsse sie auch noch erwerben. Sie werde den Rat des Geschäftsstellenleiters und des noch amtierenden Bürgermeisters Reinhold Seeber brauchen; der habe ihr seine Unterstützung auch schon zugesagt. Und sie werde Seminare des bayerischen Gemeindetages belegen.
Das Problem: "Durch die Corona-Krise haben wir derzeit ganz andere Sorgen - die Seminare fallen aus." Sie werde schon jetzt, erzählt Elisabeth Simmerlein, angerufen und gefragt: Was sagen Sie zur Corona-Krise?
"Das ist alles noch nicht absehbar", sagt Simmerlein. Persönlich verspüre sie die Krise derzeit am meisten dadurch, dass sie ihre Oma und ihren Opa nicht besuchen könne. "Noch am Wahlabend hätte niemand gedacht, dass es so schlimm werden würde, obwohl schon die Stimmung bei der Feier in kleiner Runde am 15. März etwas getrübt war."
Elisabeth Simmerlein verbindet ihren Wahlerfolg stark mit ihrem familiären Rückhalt. Unterstützt werde sie von ihrem Freund. Und von ihrem Großvater, der selbst lange Jahre Gemeinderat, Kreisrat und Dritter Bürgermeister von Pinzberg war. Ihm habe sie auch ihre politische Vorprägung zu verdanken, betont Elisabeth Simmerlein: "Ich hab schon im Kommunalwahlkampf 2008 mitgemacht. Da war ich 17 und bin mit meinem Opa mitgegangen."
Die vergangenen drei Jahre stellte sich Simmerlein vor, wie "wahnsinnig spannend" es sein müsste, selbst Bürgermeisterin zu sein. "Als Neuling braucht man Jahre, um das politische System ganz zu durchschauen. Als ich es verstanden hatte, dachte ich, es wäre noch einfacher, es selbst zu moderieren." Dazu hat Elisabeth Simmerlein nun sechs Jahre lang die Gelegenheit. Wobei sie betont: "Ich bin kein Fan einer knallharten Politik. Aber ich bin auch keine reine Moderatorin."
Sie freue sich darauf, "Dauerbrenner-Themen wie der Ostspange" vielleicht einen neuen Dreh geben zu können. "Ich habe mir vorgenommen, Themen-Workshops zu machen. Man darf nicht vergessen, welch tolle Ideen die Bürger haben."
Gedanken über ihre fernere politische Zukunft will sich die junge Frau aus Elsenberg nicht machen: "Ich liebe Politik, aber ich bin der Meinung, sie muss in die Lebensplanung passen. Das ist eine vielleicht eher weibliche Sicht - man muss schauen, was passiert."
Obwohl Simmerlein im Pinzberger Gemeinderat damit alleine ist, will sie das Geschehen mit ihrer weiblichen Perspektive beeinflussen. Diese Erfahrung habe sie auch im Kreistag immer wieder gemacht: "Die Frauen bringen eine andere Sichtweise ein. Und auch andere Stimmungen. Die Diskussionen verlaufen anders - vielfältiger."