Nicht jeder kann sich mit dem geplanten Kunstwerk am Kersbacher Kreisel anfreunden. Jetzt meldet sich der Künstler Harald Winter selbst zu Wort.

Gestaltet hat das Modell für den Kreisverkehr der Forchheimer Kulturpreisträger von 2011, Harald Winter, der auch den Zeitbrunnen am Bahnhofsplatz in der Königsstadt entworfen hat. "Das Umland von Forchheim ist mehr, als die Summe seiner Sehenswürdigkeiten", so die Prämisse von Winter. Im Interview rückt Winter einige Missverständnisse zurecht und spricht auch über die Kritiker.

Sie haben den Wettbewerb für das Kunstwerk am Kreisverkehr in Kersbach gewonnen. Gleichzeitig werden Sie stark kritisiert. Setzen Sie sich mit der Kritik auseinander?

Harald Winter: Ich nehme die Kritik wahr. Die negativen Stimmen kommen aber fast durchweg aus dem Netz, die meisten sind zudem anonym und ich kann und will mich nicht weiter damit beschäftigen.

Es war ein europaweit ausgeschriebener Wettbewerb, an dem sich über 100 Künstler beteiligt hatten. Auch aus dem Ausland. Kommen auch von dort Reaktionen?

Die Reaktionen mir gegenüber, die ich in Gesprächen und oft per Mail bekomme, sind durchweg freundlich und sie erreichen mich auch von außerhalb der Region. Besonders gefreut habe ich mich über eine Nachricht aus der italienischen Botschaft in Oslo, dass ihnen das Kunstwerk gut gefällt. Oder aus Wien, da hat sich eine Kunstgeschichtlerin gemeldet, weil sie die Idee des Kunstwerkes sehr überzeugend fand.

Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass Kunstwerke polarisieren. Aber wie erklären Sie sich die Schärfe und Abfälligkeit mancher Kritiker?

Oft entsteht die abfällige Kritik einfach aus Unverständnis. Aber wohl auch aus der Unlust, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Diese Auseinandersetzung könnte vielen bewusstmachen, wie komplex die Geschichte ist, weil ich die ästhetischen Anforderungen meiner Idee einer dynamisch aufsteigenden Spirale mit den Vorgaben der Ausschreibung zusammenbringen musste. Ich wollte kein Kunstwerk schaffen, an dem man einmal vorbeifährt, um es hinterher zu vergessen.

Und da ist eine gewisse Vorliebe der Kritiker zu spüren, sich mit den technischen Fragen zu beschäftigen und mit den Vorschriften, statt mit der Ästhetik des Werkes.

Ja, und dabei wird vergessen, wie rigide gerade die Vorschriften der Genehmigungsbehörde sind. Und die Behörde saß ja mit in der Jury. Das bedeutet, dass die vielen Bedenken, was mögliche Gefahren für den Straßenverkehr betrifft, akribisch beachtet wurden. Viele kritisieren zum Beispiel, dass es gefährlich sei, den Schriftzug während des Umfahrens des Kreisels zu lesen. Doch darum geht es überhaupt nicht. Wenn man im Kreisverkehr unterwegs ist, kann man die Schrift nicht lesen, da man sich zu nahe und daher relativ zu schnell vorbeibeweget und zudem Untersicht hat. Viele Worte des Schriftzuges sind aber mühelos erfassen, wenn man auf das Kunstwerk zufährt. Die Worte sollen auch neugierig machen. Zudem fordern sie dazu heraus, den Text für sich selbst zu beenden. Davon abgesehen, kann man einfach das Gebilde wie eine Skulptur genießen. Die teils vergoldeten Lettern und das Spiel von Licht und Schatten auf dem Aluminium können ihren eigenen Reiz haben.

Wie lange müssen Sie noch arbeiten, bis die Kunst am Kreisel steht?

Architekturbüro und Statiker sind beauftragt - und auch die handwerklichen Aufträge sind raus. Im August soll das Werk eingeweiht werden.

Noch ein Satz zum Geld. Es stehen unterschiedliche Summen im Raum. Angeblich erhalten Sie 80 000 Euro für den Auftrag.

Diese Zahl ist falsch. Insgesamt stehen mir 64 000 Euro zur Verfügung, davon fließen aber etwa drei Viertel in das Material und in die Arbeitskräfte. Neben diesen 64 000 Euro werden noch 9000 Euro als Anerkennungsprämie an die Nächstplatzierten des Wettbewerbs ausgeschüttet.

Das Interview führte: Ekkehard Roepert