Seit Jahren plante die CSU Neunkirchen am Brand, den Bürgermeister-Sessel von den Freien Wählern zurückzuerobern.

Diese Zahl - 59,17 - hat Martin Walz nicht nur am Wahlabend "total happy" gemacht. Mit seinem Erfolg im ersten Wahlgang hatte der CSU-Kandidat satte 37 Prozent mehr Wählerstimmen gewonnen als sein stärkster Mitbewerber. Den Grünen Herausforderer so klar distanziert zu haben, muss für Walz eine gewisse Genugtuung sein; denn es waren die Grünen, die im Wahlkampf propagiert hatten: Jeder sollte Bürgermeister werden - "bloß nicht der Walz".

Weshalb ausgerechnet er zur "Reizfigur" geworden sei, das könne er sich nicht erklären, sagt Martin Walz: "Wir haben immer am engsten mit den Grünen zusammengearbeitet."

Nach dem eindeutigen Votum der Neunkirchener Bürger könnte jetzt aber ohnehin alles anders werden. Denn mit sieben Gemeinderäten im zwanzigköpfigen Gremium stellt die CSU die mit Abstand stärkste Fraktion (gefolgt von vier Grünen und drei Freien Wählern) und wird daher auch den Posten des Zweiten Bürgermeisters beanspruchen. Den Grünen bliebe dann nur der Posten des Dritten Bürgermeisters.

Diese "große Klarheit" in Neunkirchens politischen Verhältnissen scheint dem ohnehin elanvollen Martin Walz zusätzlichen Schwung zu geben. "Es war mir immer wichtig, Bürgermeister zu werden. Jetzt freue ich mich. Ich bin heiß drauf."

Offene Themen gebe es schließlich genug, betont der 38-Jährige und nennt beispielsweise den Grundschulneubau, die Rathaussanierung oder den Hochwasserschutz.

Angesichts dieser gewaltigen Aufgaben begegne er den nächsten Jahren aber auch "mit großem Respekt", gesteht Martin Walz. Zwar fehlt es ihm nach zwölf Jahren Gemeinderatsarbeit nicht an politischer Erfahrung; aber, betont der neue Bürgermeister: "Vorher muss man es nur versprechen, jetzt muss ich es beweisen."

Beweisen will er zum Beispiel, dass ein Bürgermeister "lösungsorientierter" gestalten könne, als es sein Vorgänger Heinz Richter getan habe. Bei aller Wertschätzung für den seit 2008 amtierenden Freien Wähler Heinz Richter sagt Walz: "Er ist nicht immer der Antreiber gewesen, sondern der Moderator. Ich hab den Anspruch, Problemlöser zu sein und Projekte abzuschließen."

Außerdem möchte Martin Walz die Herausforderungen so gut lösen, dass er dem eigenen "Perfektionismus-Anspruch" gerecht wird. Unumwunden sagt er, dass er das Bürgermeisteramt als "Lebensaufgabe" begreife. Er könne sich leicht vorstellen, vier Perioden Bürgermeister zu sein.

Verwurzelt ist Martin Walz sowohl in der politischen Arbeit, als auch im Ort Neunkirchen. Er ist Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes und er ist stellvertretender Kreisvorsitzender der CSU. "Die politische Arbeit glaube ich zu beherrschen", sagt Walz. Und nicht erst, seit er im Gemeinderat sitzt, hält er engen Kontakt zu den Vereinen in der Kommune. Als Fotograf ist der 38-Jährige mit den Vereinen vor Ort regelrecht verwachsen.

Einheimischenbonus

Der "Einheimischenbonus" sei kein Garant, Wahlen zu gewinnen; aber für einige Prozent sei er schon gut, räumt Martin Walz ein. Der gebürtige Neunkirchener wohnt in der selben Gasse, in der schon seine Großeltern gewohnt haben. Er ist verheiratet und hat mit seiner Frau Kerstin drei Töchter. Die Familie lebt in einem der ältesten Häuser des Ortes.

Allzu viel werde sich an diesem Leben ab Mai wohl gar nicht ändern, meint Martin Walz. Außer dass er seinen Beruf als Abteilungsleiter im Personalservice einer Bank mit dem Beruf des Bürgermeisters tauscht.

Allerdings werden sich die Schwerpunkte seiner Freizeitbeschäftigung verschieben. Das Programmieren und das Fotografieren werden in den Hintergrund rücken und aus dem politischen Ehrenamt wird eine Profession.

Nicht zu allen nett sein

Und das just in dem Moment, in dem sich auch die Politik grundlegend verändert hat: "Die Corona-Auswirkungen werden uns noch auf Jahre beschäftigen", ist Martin Walz überzeugt. Dennoch zweifelt er nicht daran, dass "die Kommunen handlungsfähig bleiben werden".

Lediglich die Frage, ob eine Gemeinde die Ausgaben limitieren muss oder ob sie Schulden machen kann, werde mehr denn je gestellt werden. Und vielleicht, meint Martin Walz, werde sich bei manchen Themen auch der Umgang verändern. "In der Corona-Krise geht es darum, Menschenleben zu retten. Deshalb ist jetzt oft keine Zeit mehr, zu allen fair und nett zu sein."