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Bambergs "ganz normale" Millionäre


Autor: Stefan Fößel

LKR Bamberg, Freitag, 24. April 2020

Vor fünf Monaten knackten zehn Stammtischbrüder aus dem Landkreis Bamberg den Eurojackpot mit 30 Millionen Euro. Wie leben sie heute?


Seit Ende November gibt es sieben Lotto-Millionäre in einem 900-Einwohner-Ort im Landkreis und drei weitere in benachbarten Gemeinden. Außer den Kontoständen der Glückspilze scheint der Gewinn im Ort nicht viel verändert zu haben. Freilich lähmt hier wie überall das Corona-Virus das öffentliche Leben. Und so ist derzeit auch das Gasthaus geschlossen, in dem die Tippgemeinschaft ihren Stammtisch hat. Zehn Männer zwischen 49 und 58 Jahren hatten dort jeweils zwei Euro eingesetzt - und jeder wurde dadurch um drei Millionen Euro reicher.

Über ihren plötzlichen Reichtum wollen die Männer auch nach fünf Monaten nicht allzu viel reden. "Ich komme von der Arbeit", sagt ein Gewinner am Telefon. Ob ihm die nun schwerer oder leichter fällt als vor dem Jackpot? "Schwer zu sagen." Auch sonst sei in seinem und dem Leben seiner Mitstreiter das Meiste beim Alten geblieben. Sie hätten einfach weitergearbeitet "und die Freunde sind auch nicht mehr geworden". Details über die Identität der Gewinner veröffentlicht auch Lotto Bayern nicht. Die Männer seien zumeist verheiratet und hätten Jobs als Angestellte oder Arbeiter oder seien selbstständig. Die Frau eines Gewinners hatte uns im November berichtet, dass ihre Familie nun Haus und Auto abbezahlen könne - und ihrem Sohn wolle sie ein paar Wünsche erfüllen. Heute bestätigt einer der Stammtischbrüder, dass der Millionensegen zum Glück weder Streit, noch ein Heer von Bittstellern mit sich gebracht habe.

Mit Nachbarn gefreut

Schon kurz nach dem Gewinn hatten sich andere Bewohner des Ortes offensichtlich mit ihren Nachbarn gefreut. Ein älterer Herr berichtete von "ganz normalen Menschen, die in den Vereinen mitwirken, also wirklich zum Ort gehören". Und bevor die coronabedingten Ausgangsbeschränkungen kamen, haben sich die Gewinner auch weiterhin beim Stammtisch getroffen. "Der fehlt uns jetzt natürlich", sagt einer aus der Tippgemeinschaft. Dieser und andere Stammtische fehlen verständlicherweise auch dem Wirt, der wie viele Gastronomen derzeit keine leichten Zeiten erlebt. "Bis auf Corona hat sich nichts verändert", sagt auch er, der "zwar früher auch gelottert" habe, aber bei diesem Spielschein nicht dabei gewesen sei.

Entsprechend entging ihm der höchste bayerische Millionengewinn beim Eurojackpot knapp. Und auch der Bürgermeister der Landkreiskommune hat vergeblich auf einen Besucher mit Geldkoffer oder eine anonyme Spende gewartet. Entsprechend wird es keine goldenen Gehsteige, dafür aber bald eine lang ersehnte Umgehungsstraße geben. "Die hat aber wirklich nichts mit dem Lottogewinn zu tun", beteuert der Bürgermeister.

Steuerfreier Millionensegen

Volljährigkeit Wer Lotto spielen möchte, muss volljährig sein.

Diese Regelung gilt aus Gründen des Jugendschutzes, da Glücksspiel süchtig machen kann. Wenn Minderjährige dennoch einen Lottoschein ausgefüllt haben, darf ihnen ein Gewinn nicht ausgezahlt werden - und auch nicht ihren Eltern. Steuerfreiheit Lottogewinne müssen nicht versteuert werden, da sie nicht zum Einkommen gezählt werden. Wer seinen Gewinn teilen will, sollte sich jedoch beraten lassen: Auf den großzügig Bedachten könnten auch hohe Schenkungssteuern zukommen. Meldepflicht Wer Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld oder Hartz IV bekommt, muss einen Gewinn der Agentur für Arbeit melden. Die Gewinne werden mit den Sozialleistungen verrechnet, entsprechend gibt es dann weniger oder auch gar nichts vom Staat.