1992 war Familie Liebl die erste im Kreis Lichtenfels, die eine Solaranlage auf dem Dach hat installieren lassen. Die Zellen funktionieren bis heute.
Walter Liebl hat sich daheim selbst ein kleines Messgerät gebaut, das das Verhältnis der beiden Solaranlagen auf seinem Hausdach prozentual zueinander anzeigt. "Da kann ich immer gleich sehen, wie der heutige Tag wird", sagt der Elektroingenieur.
Angefangen hat alles ganze 28 Jahre zuvor. Im März 1992, kurz nachdem die Familie Liebl ihr Haus in Bad Staffelstein gebaut hatte, war sie die erste im Landkreis, die eine eigene Solaranlage auf dem Dach hat installieren lassen. Skeptisch hätten Freunde und Bekannte dem Ungewohnten gegenüber gestanden, erinnert sich der 64-Jährige.
Die Solarzellen bedecken inzwischen einen Großteil der Dachseite, die Richtung Südosten geneigt ist. Die Stellung ist fast optimal, lediglich 45 Grad müsste sie noch gedreht sein, um noch besser den Lauf der Sonne abzupassen.
Die Frage, ob mit solchen Solarzellen Geld einzusparen ist, habe vor knapp 30 Jahren nicht im Raum gestanden, als die Familie sich für die Installation entschieden hatte. Vielmehr liege seiner Frau der Umweltschutz am Herzen, sagt Liebl, bei ihm selbst sei vor allem auch das Interesse an der Technik vorhanden. Damals seien die Neuanlagen zudem sehr teuer gewesen, rund 33.000 D- Mark haben Geräte und Installation gekostet, sagt er, 12.000 D- Mark davon waren Eigenkapital. "Sein Geld wiederzusehen war damals nicht möglich."
Gesetz zur Förderung
Die Energie, die die Anlage speichert, wird in das Stromnetz Bad Staffelsteins eingespeist. 17,3 Pfennig pro Kilowattstunde hätten Privatpersonen wie Walter Liebl in der Anfangszeit bekommen. Zum 1. April 2000 wurde dann das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) eingeführt, das den Erzeugern feste Vergütungen garantieren und somit den Ausbau der Solarenergie unterstützen sollte.
Auch Alt-Anlagen wie die der Liebls wurden rückwirkend in die Förderung aufgenommen, deren Laufzeit für 20 Jahre gilt. Von diesem Zeitpunkt an bekamen Besitzer 99 Pfennig pro Kilowattstunde, sagt Liebl. "Von da an ist es interessant geworden." Seit etwa fünf Jahren bringen seine Solarzellen nun Plus.
Neuanlage zum Jubiläum
Eine Neuanlage ist acht Jahre später zusätzlich hinzugekommen, sozusagen zum 20-jährigen Bestehen, sagt Liebl. Diese bringe heute etwa 30 Prozent mehr Ertrag als die ältere. Die Module seien im Laufe der Jahre ohnehin besser geworden, ergänzt er, gerade auch für die Erfassung einer seichteren Sonneneinstrahlung.
"Im Laufe der Jahre hat sich die Effizienz der Module sehr verbessert, das heißt, man bekommt heutzutage deutlich mehr Leistung auf die gleiche Fläche (ca. +25%). Das erlaubt eine bessere Nutzung der Dächer", sagt Annika Bloem, Pressesprecherin des Unternehmens IBC Solar, von dem auch Walter Liebls Photovoltaikanlage stammt.
Überblick über alle Werte
Nicht nur das Messgerät hat der Elektroingenieur gebaut, sondern auch ein PC-Programm zur Erfassung der gespeicherten Daten selbst geschrieben. Die Werte der Anlagen, welche ihm die Sonne im Durchschnitt liefern, aktualisiert er beinahe lückenlos am Ende des Monats in einem Diagramm und in Excel-Listen. "2003 war bisher der absolute Spitzenwert für die alte Anlage", kann er so einen umfassenden Überblick über die vergangenen Jahre geben.
Bis jetzt laufen beide Solaranlagen problemlos, lediglich die ältere "zeigt eine leichte Altersschwäche", wie Liebl es ausdrückt. Einer äußerlichen Reinigung bedarf die Anlage im Übrigen nur grob alle zehn Jahre. Das erledigt Walter Liebl dann mit einer Teleskopstange und dem Gartenschlauch selbst.
Nach Ende der Förderung seiner Anlage 2021 bekomme er nur noch drei bis vier Cent pro Kilowattstunde, überschlägt Liebl. Wie er seine Anlage dann weiter betreiben möchte, weiß er noch nicht. Immer mehr mache man inzwischen ohnehin mit Batterie-Speichern. "Seit etwa acht Jahren ist auch eine veränderte Nachfrage in Richtung Speicher spürbar. So wird heutzutage etwa jede zweite Hausanlage mit einem Speicher ausgeliefert, der im Allgemeinen bei 6,5 bis 10 Kilowattstunden liegt", so auch IBC-Pressesprecherin Annika Bloem.
Möglicherweise möchte Walter Liebl dann selbst eine kleine Batterie bauen, um die gewonnene Sonnenenergie für das Betreiben seines PCs nutzen zu können. Aber das wird sich noch entscheiden: "Dann bin ich im Ruhestand und habe Zeit, mich darum zu kümmern."