Druckartikel: Der Wildkatze im Stadtwald auf der Spur

Der Wildkatze im Stadtwald auf der Spur


Autor: Helmut Will

Reutersbrunn, Montag, 13. April 2020

Der Lehrpfad beim Eberner Stadtteil Reutersbrunn ist für große und kleine Naturfreunde einen Ausflug wert.
Das Original ist scheu und für den gewöhnlichen Spaziergänger kaum zu erspähen und doch kommt man der Wildkatze auf dem Lehrpfad bei Reutersbrunn erstaunlich nahe.  Fotos Helmut Will


Kein Fußball am Sonntagnachmittag, kein Lokal offen, keine Veranstaltungen, weder am Tag noch am Abend. Die Corona-Pandemie hat unser Leben enorm eingeschränkt und fest im Griff. Nur zu Hause bleiben? Da es erlaubt ist, im Familienkreis die Natur zu genießen, wäre ein Besuch des Wildkatzenpfades bei Reutersbrunn nahe Ebern eine Überlegung wert.

Also kurz entschlossen aufs Fahrrad geschwungen und von Unterpreppach über Reutersbrunn bis zum dortigen Parkplatz an der Reutersbrunner Hütte gefahren. Nach viereinhalb Kilometern bei strahlendem Sonnenschein ist dieses erste Ziel erreicht.

Am Parkplatz stehen mehrere Pkw, ein Zeichen dafür, dass auch andere die Idee hatten, sich in die Natur oder auf die Spur der Wildkatze zu begeben. Eine Familie mit zwei Kindern, deren Auto ein Kennzeichen aus dem Landkreis Bamberg trägt, macht sich gerade zur Wanderung fertig. Fahrräder anketten, alle Wertgegenstände in den Rucksack und auf zum Wildkatzenpfad, welcher im Stadtwald von Ebern liegt, der von Förster Wolfgang Gnannt betreut wird.

Kunst mit der Motorsäge

Ein pensionierter Kollege von ihm, Eberhard Ponader, hat sich auch mit seiner Schnitzkunst eingebracht und zwei Wildkatzen beigesteuert, die auf dem Pfad zu sehen sind. Eine davon, die Ponader mit der Motorsäge geschaffen hat, empfängt die Besucher gleich am Beginn des Weges. Auch ein kunstvoll geschnitztes Schild steht dort. "Herzlich willkommen, Wildkatzenpfad Reutersbrunn", mit einer lustigen Wildkatze obenauf, weckt das Interesse und zeigt mit einen Pfeil, wo es lang geht.

Die Familie mit den zwei Kindern ist gut 100 Meter voraus. "Mama, schau ein See", ruft ein etwa dreijähriges Mädchen, als gleich am Anfang rechts des Weges ein Biotop auftaucht. Einige Meter weiter sitzt eine von Eberhard Ponader aus Holz geschnitzte Wildkatze auf einem Felsblock. Auch diese haben die Kinder schnell entdeckt und rennen den Eltern voraus. Auf dem Rundweg ist noch eine geschnitzte Wildkatze mit einem Jungtier zu finden, die ebenfalls Eberhard Ponader mit seiner Motorsäge geschaffen hat.

Kinder auf Entdeckungstour

"Dort ist ein Fuchs", ist von einem Kind zu vernehmen. Es freut sich diese Entdeckung zuerst gemacht zu haben. Da gibt es schon mal Lob von Papa und Mama, ob der guten Beobachtungsgabe ihrer Kinder.

Mittlerweile wurde der Pfad, der flach begonnen hat, steiler. Es gilt eine etwa 300 Meter lange und vielleicht 15 Prozent steile Steigung zu erklimmen. Da kann man schon etwas außer Puste geraten. Allerdings nicht die Kinder, die auf dieser Strecke immer wieder ein neues Tier entdecken. Hase und Reh, Steinmarder, Dachs und Igel haben sich auf dem Weg etwas abseits im Wald versteckt, was den Augen der wissbegierigen Kinder allerdings nicht entgangen ist, wie man immer wieder an deren freudigen Ausrufen hört. Endlich ist die Steigung geschafft.

Katze mit Kind

Der Pfad macht dort einen weiten Bogen nach rechts und auf einem Felsenstück kauert eine weitere von Ponader geschnitzte Wildkatze mit ihrem Jungen. Die Katzenmutter blickt gespannt und mit einem nicht ganz ungefährlichen Blick in Richtung der "Störenfriede." Dann taucht ein Fuchs auf, der, seinen Kopf weit nach oben gerichtet, sich die Mittagssonne aufs Fell scheinen lässt.

Bevor man auf der Höhe den Waldrand erreicht, von wo man einen herrlichen Blick in die Landschaft hat und die Stadt Ebern, sowie die Stadtteile Reutersbrunn, Eichelberg, Heubach Fierst und auch das am Losberg gelegene Freibad sehen kann, lauert rechts des Pfades ein riesiger Keiler. Dem möchte man in echt in der freien Wildbahn eher nicht so nah begegnen.

Dieser Platz am Waldrand, lädt kurz zum Verweilen ein. Es gibt dort eine Sitzgelegenheit und man kann die weitläufige Landschaft auf sich wirken lassen. Das möchte auch das Ehepaar mit seinen Kindern tun, aber die drängeln ungeduldig weiter zu gehen, in der Hoffnung, noch weitere interessante Tiere zu entdecken.

Steil nach unten

Vom Aussichtspunkt geht es dann auf einer Strecke von circa 180 Metern sehr steil abwärts. Auf halber Strecke entdecken die Kinder ein "Spielhaus." Beim genaueren Hinsehen allerdings, erkennt man in dieser kleinen Hütte eine Fotofalle, mit der man die Wildkatze in freier Natur schon nachweisen konnte. Auch Duftstäbe befinden sich am Weg, an denen sich die Wildkatzen reiben sollen. Mit den sich dort verfangenden Haaren, hofft man, die Existenz des Tieres genetisch nachweisen zu können.

Frischlinge zum Abschluss

Am Fuße des Steilhanges, kurz bevor der Pfad wieder auf den Beginn des Weges trifft, liegen auf der gegenüberliegenden Seite eines Biotops eine Bache mit vier Frischlingen, was nochmals für Spannung bei den beiden Kinder sorgt. Dann ist der Rundweg, der etwa zwei Kilometer lang ist, zu Ende.

Um viele Erlebnisse reicher, steigen die Kinder mit ihren Eltern am Parkplatz angekommen ins Auto ein, um den Heimweg anzutreten. Mit dem Fahrrad geht es wieder Richtung Unterpreppach.

Eine junge Mutter von zwei Töchtern zu der ich sagte, dass der Wildkatzenpfad ein Erlebnis für Kinder ist, entgegnete: "Nicht nur für Kinder." Recht hat sie. Der naturbelassene Lehrpfad mit seinen zehn Stationen von Ponaders geschnitztem Kater über die anderen Waldtiere, führt anschaulich und spielerisch an den Lebensraum im Wald und an seine Bewohner heran.

Klingende Hölzer

Auch Hölzer können zum Klingen gebracht werden und vermitteln die Vielfalt von Tönen, die das Holz hergibt. Das Konzept "Wildkatzenpfad" entstand in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Haßberge, der Stadt Ebern, dem Bund Naturschutz und der Bayerischen Forstverwaltung.

Ein besonderes Lob gebührt allen, die an diesem Erlebnispfad mitwirkten, so auch dem pensionierten Förster Eberhard Ponader. Ihn kann man hier als "Vater der Wildkatzen" bezeichnen, da er dieses scheue Tier im Stadtwald Ebern nachgewiesen hat und weil aus seinen Händen auch die beiden imposanten geschnitzten Holzwildkatzen entstanden sind, die am Wildkatzenpfad stehen.

Aber auch die Namen Winfried Seufert und Norbert Schmucker von Naturschutz dürfen genannt werden, da die eigentliche Initiative von ihnen beiden kam. Der Wildkatzenlehrpfad ist unbedingt ein Tipp für einen Ausflug. Hier kann für einen Moment der aktuellen Krisensituation entkommen und sich etwas vom Lagerkoller erholen.