Stephan Amm liebt die Natur. Der Fotograf erzählt, warum er gerade im Grünen so viel Faszinierendes entdeckt.
Man kann ihn nicht hören, den Flügelschlag eines Schmetterlings. Aber man kann ihn sehen und man kann ihn für immer festhalten. Man kann die Schönheit konservieren und sich daran erfreuen. Der gebürtige Kronacher Stephan Amm, Apotheker, Fotograf und Naturliebhaber, hat seine Kamera fast immer dabei, wenn er nach draußen geht. Dann sind seine Sinne geschärft und die Suche nach einem guten Motiv beginnt. Von sich selbst sagt er: "Ich bin Fotograf. Aber es ist egal, ob ich Menschen, Tiere oder Gebäude fotografiere. Hauptsache ist, man hat Spaß daran."
Vor allem die Fotografien seiner Tier- und Pflanzenmotive sind mittlerweile legendär und schmücken nicht nur Kalender oder hängen in Wohnzimmern. Auch bei renommierten Ausstellungen findet man seine Werke regelmäßig. Der 47-Jährige, der schon seit seiner frühesten Jugend fotografiert, hat seine Liebe zur Natur aber erst im Studium so richtig entdeckt.
Sehnsucht in der Großstadt
"Da war ich hauptsächlich in Großstädten unterwegs. Was mir am meisten gefehlt hat, waren die kurzen Wege zu den Naherholungsgebieten. Und an den Wochenenden hatte leider nicht nur ich die Idee, rauszugehen, sondern auch ganz viele andere Menschen. Da habe ich erst gemerkt, was ich vermisse, denn Natur kannte ich ja von Geburt an. Viel frische Luft, Bewegung, wenig Menschen an einem Ort zusammengepfercht."
Stephan Amm, der "exzessiv Schmetterlinge fotografiert hat", wie er lachend bekennt, ist heute nicht mehr so versessen, wirklich jede Art vor die Linse zu kriegen. "Alles, was da rumflog, hat mich fasziniert." Nach und nach sei sein Interesse gewachsen und er habe es sich zur Lebensaufgabe gemacht, vor allem Stimmungen einzufangen. Die Flora und Fauna in ihrer ganzen Schönheit, Landschaften in einem ganz besonderen Licht oder eben den Flügelschlag eines prächtigen Schmetterlings. Und er liebt Eulen, die mittlerweile sein Lieblingsmotiv "Schmetterling" ersetzt haben. In der LBV-Kreisgruppe Kronach ist er sogar Eulenbeauftragter, kartiert, fotografiert und beobachtet sie.
Stephan Amm hat eine langjährige Erfahrung und vor allem ein geschultes Auge für gute Motive. Genau aus diesem Grund gibt er seine Erkenntnisse auch gerne weiter. Sein erster Tipp an alle, die gerne in die Naturfotografie einsteigen würden: "Geht mit offenen Augen durch die Welt und geht vor allem langsam." So sehe man auch das Buchengrün im Sonnenuntergang oder die Orchidee im Morgentau. "Fotografieren ist universell", sagt er und meint damit, dass man sich nicht auf ein Motiv versteifen sollte. "Hauptsache man hat den Blick für das Besondere, ein Gespür dafür, wo was rüberkommt, denn das ist wie eine eigene Sprache. Und die muss man verstehen." Zugang zu den Motiven müsse man gewinnen, "denn das bereichert einen auch selber".
Seine Kamera begleitet ihn fast jeden Tag, und das rät er auch denjenigen, die einsteigen möchten in die Fotografie. "Selbst bei einem Familienausflug stelle ich eine kleine Bildreportage zusammen. Es ist doch schön, das noch Jahre später anzuschauen." Und anfangen müsse man nicht unbedingt mit einer professionellen Ausrüstung. "Es reicht auch erst einmal ein gutes Smartphone. Das hat man ja sowieso immer dabei." Für die normalen Publikationswege reiche das nämlich völlig aus, meint er. Später könne man dann immer noch auf Technik setzen, um die Qualität zu steigern. Hier rät er zu einer spiegellosen Kamera und einem guten Objektiv.
Keine Hektik
"Und man muss sehen, was fotografierenswert ist und was nicht. Statische Motive eignen sich anfangs am besten. Aber es gibt so viele, die man einfach beim Wandern oder beim Laufen entdeckt, wenn man nur langsam genug geht oder auch mal innehält. Wenn man sich nicht nur auf die Zeit konzentriert, sondern auf Entdeckungsreise geht." Eine nicht gemähte Wiese zum Beispiel, denn hier säßen die Schmetterlinge bei schlechtem Wetter auf den Grashalmen oder auf den Blüten, weil ihnen zum Fliegen zu kalt sei. "Da kann man sich dann einfach nur mal 15 bis 30 Minuten still an den Rand der Wiese setzen und beobachten. Wenn man Glück hat, kommt vielleicht sogar ein Reh mit einem Kitz vorbei. Das sind Momente, die man beim normalen Laufen gar nicht wahrnimmt." Ruhig verweilen und aufmerksam schauen, das seien die beiden besten Voraussetzungen für ein beeindruckendes Foto.
"Neulich habe ich, gelehnt an den Stamm einer Buche, ganz ruhig auf eine Eule gewartet, da läuft etwa 15 Meter vor mir ein ausgewachsener Keiler durch den Wald. Er hat geschnüffelt und ist dann ganz gemächlich weitergetrottet." Genau diese Momente seien es, die die Naturfotografie so spannend machten. "Das ist eine Kraftquelle mit einem entspannenden Effekt."
Amm mahnt aber auch zur Vorsicht: "Bitte nicht einfach die Wiesen zusammentrampeln ohne Rücksicht auf Verluste. Man muss die Bestände schonen, muss aufpassen, wo man hintritt. Da ist es oft am besten, vom Wegrand aus zu fotografieren oder eben auf speziellen Pfaden." Die Teuschnitzaue zum Beispiel sei ein Paradies für Fotografen.
Für den Einstieg sei vor allem Landschaftsfotografie geeignet. "Aussichtspunkte eignen sich sehr gut, denn von da aus kann man so gut wie alles fotografieren: den Nebel im Tal oder die Landschaft in der Dämmerung. Und es läuft nichts weg."
Amm kommt auch noch auf das Thema Bildbearbeitung zu sprechen. Natürlich müsse auch er manchmal nacharbeiten, "aber ich muss schon beim fotografieren wissen, was ich beachten muss". Allzu viel Nachbearbeitung könne ihm gerade bei den Wettbewerben ein Bein stellen, über das er dann fällt. "Die sind da sehr streng. Und lieber verzichte ich auf Ruhm und Ehre, als dass ich betrüge." Außerdem sei er viel lieber draußen in der Natur, als vor dem Computer.
Webseite
Bilder und alle Infos zu Stephan Amm finden Sie unter www.stephan-amm.de.

