Hermann Ulm (CSU) ist mit Leib und Seele Landrat. Seit vielen Jahren ist der 43-Jährige Kunreuther in der Kommunalpolitik des Landkreises zu Hause.

Hermann Ulm lächelt, nickt der Spaziergängerin kurz zu und schreitet weiter. Es wird nicht die einzige Begegnung während seines Spazierganges durch den Ort bleiben. Seinen Ort. Die Kunreuther kennen ihn, viele schon ihr oder zumindest sein ganzes Leben lang. Nicht nur wegen der zahlreichen Porträtbilder, die von den Laternen aus den baldigen Wahltag ankünden. Kein Wunder, in der kleinen Gemeinde südöstlich der Kreisstadt scheint jeder ein Nachbar zu sein. Mittendrin: Hermann Ulm. Er ist aber nicht nur das freundliche Gesicht der Gemeinde, sondern der gesamten Region. Seit sechs Jahren lenkt "ihr Hermann" nun als Landrat die Geschicke des Forchheimer Landkreises. Wenn es nach ihm ginge, dürften gerne noch weitere hinzukommen.

"Es macht großen Spaß", erzählt Ulm. "Ich kann einiges bewegen und die Region mitgestalten." Ein Macher war der 43-Jährige schon immer. Das Anpackende wurde ihm schon in die Wiege gelegt. Sei es als Junge auf dem elterlichen Hof oder von 2008 bis 2014 als Kunreuths Bürgermeister. Dies hat sich bis heute nicht geändert. Im Gegenteil. "Mein Terminkalender ist voll", sagt Ulm. Kreistag hier, Jahreshauptversammlung da, Spatenstich dort. Nicht selten enden seine Arbeitstage erst spät am Abend.

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Ob es ihm manchmal zu viel werde? "Nein, ich war schon immer viel unterwegs. Da ist einfach ein gutes Zeitmanagement gefragt." So hält er nichts davon, sich Arbeit mit nach Hause zu nehmen. "Wenn ich schon daheim bin, möchte ich abschalten. Manchmal sehr zum Leidwesen meiner Frau, weil ich nicht viel von meinem Tag erzähle." Das Wichtigste: Der dreifache Familienvater versucht sich stets ausreichend Zeit mit Frau Christine und den Kindern freizuschaufeln. Das ist nicht immer leicht - auch hierbei geht nichts ohne Terminkalender.

Genau diese gemeinsamen Momente in der frischen Landluft sind es aber, die den passionierten Musiker Energie für den Agenda-Marathon tanken lassen. Seien es seine Hühner hinter dem Haus oder die Spaziergänge mit den Kindern zur kleinen Obstplantage. "In die Stadt würde ich nie ziehen. Ich bin auf dem Dorf zu Hause." Von Social Media, Netflix und Flugreisen ("Ich bin noch nie geflogen, mein ökologischer Fußabdruck ist noch rein.") will der promovierte Geograf ebenfalls nicht viel wissen.

Ganz im Faust'schen Sinne hat es dem 43-Jährigen schon immer die Natur angetan. Und alles, was sie im Innersten zusammenhält. "Als Kind wollte ich Dinosaurierforscher werden", verrät Ulm. Beinahe hätte er sich ins Studienfach Paläontologie eingeschrieben, entschied sich aber für Lehramt. Immerhin lebte er seine Leidenschaft über die Fachrichtung Geografie großzügig aus und gab sie als Mittelschullehrer an den Nachwuchs Kirchenehrenbachs sowie als Lehrbeauftragter sogar an Studierende der FAU Erlangen weiter.

In die Politik geraten ist er hingegen eher zufällig. "Das war nie der große Plan." 2008 wurde der damals parteilose Ulm als Nachfolger seines Vaters Helmut ins Kunreuther Rathaus gewählt. Später kam die CSU mit einem hehren Ziel auf den gut vernetzten Ehrenämtler zu: Landrat werden unter ihrer Flagge.

Parteiübergeifend arbeiten

Das Gesuch der Christsozialen nahm er gerne an. Dennoch will er sein Amt weiterhin weitgehend von den Befindlichkeiten unterschiedlichster Parteibücher trennen. "Als Landrat muss und möchte ich parteiübergreifend arbeiten. Es war anfangs schon komisch genug, dass mich die Menschen plötzlich ,Chef' nannten", sagt er lachend.

Sollte ihn des Wählers Wille seines Amtes entheben, würde Hermann Ulms Plan B greifen. Sowohl Erlangens Hörsäle als auch hiesige Schulbänke stünden ihm offen. Aber er blickt optimistisch auf die Wahl. Trotz aller Ärgernisse, die der Job als Landrat mit sich bringen kann, hat Ulm Geschmack daran gefunden. "Solange ich Freude habe, bin ich bereit." Diese Freude will er sich nicht nehmen lassen. Wichtig sei: "Politiker sollten rechtzeitig den Absprung schaffen. Und zwar, bevor es ihnen andere sagen. Etwa dann, wenn alle Ideen umgesetzt sind." Bis es soweit ist, hat Hermann Ulm noch einiges vor.

Hermann Ulm in Stichpunkten

Wohnen Hermann Ulm lebt zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern in Kunreuth. Im Erdgeschoss wohnen seine Eltern, im Garten die Hühner. Essen Zeit zum Kochen und gemeinsamen Essen bleibt im Alltag nicht sehr oft. Auf dem Tisch landet dann aber am liebsten regionales und frisches Gemüse. Vor allem aus dem eigenen Garten kommen nicht nur die Eier fürs Sonntagsfrühstück.

Mobilität Beruflich ist er meist in seinem Opel Astra unterwegs. Nach Dienstschluss sitzt er oft auf einem seiner drei Traktoren, bemüht sein Rad oder verreist mit der Familie in Zug und Bahn.