Durch Corona fehlt auch der alltägliche Kontakt mit der Kassiererin im Supermarkt - ein Kommentar
Bargeldlos zu zahlen war mein Ding. Schnell die EC-Karte über das Lesegerät gezogen und schon konnte ich die restlichen Einkäufe eintüten. Das ewige Kramen nach Kleingeld beim Bäcker nervte mich - in London kann ich die 80 Pence für mein Käsebrötchen schließlich mit Kreditkarte zahlen.
Dafür durfte ich die Kaution meiner Wohnung ganz modern per Paypal überweisen. Ein kurzes Klick am Handy und schon landete die Zahlung in Echtzeit bei der Vermieterin auf dem Konto. Pünktlich zur Unterschrift des Mietvertrags. Bargeldlos zahlen ist schnell und bequem.
Gut, beim Bezahlen per Klick oder Swipe verliere ich das Gefühl für meine Ausgaben. Dann kommt da noch die Angst hinzu, ich könnte mein Handy verlieren. Bei den vielen Bezahlapps drauf, reicht ein Notfall-Anruf bei meiner Bank nicht aus. Apropos Bank, bargeldlos bezahlen bedeutet natürlich auch gläsern zu sein. Irgendwo in den Tiefen des Internets gibt es sicher Aufzeichnungen und Interpretationsversuche meiner Käufe. Den Sicherheitsbedenken zum Trotz habe ich gerne bargeldlos bezahlt.
Dann kam Corona. Plötzlich fehlt mir beim Einkaufen das Zwischenmenschliche. Dieser kleine Moment zwischen Kassiererin und mir. Kurz trifft sich unser Blick. Wir sind beide unsicher, wie weit wir heute gehen sollen. Lege ich das Geld in die Schale auf dem Tresen oder trauen wir uns einen Schritt weiter? Das Bargeld direkt in die Hand geben - ganz ohne Plexiglasscheibe dazwischen.
Während viele Menschen die bargeldlose Bezahlung aktuell für sich entdecken, werde ich wohl - sobald es wieder gewünscht ist - zum habhaften Geld zurückkehren. Und beim Bezahlen künftig nicht auf die Nummerneingabe des Lesegeräts, sondern in die Augen der Kassiererin blicken.