Josée Spénard schließt ihr Fachgeschäft in Höchstadt. Nach sechs Wochen staatlich verordneter Zwangspause sparen die Kunden bei hochwertiger Unterwäsche.

Eigentlich sprüht Josée Spénard vor Tatendrang und Optimismus. Doch nach "vielen schlaflosen Nächten" musste sie sich jetzt zu einer Entscheidung durchringen, die ihr alles andere als leicht fällt. Die 53-Jährige schließt ihr Dessous-Fachgeschäft "klein und fein" am Vogelseck in Höchstadt.

Der Grund: Corona. Das Virus zieht ihr den Boden unter den Füßen weg. "In Zeiten, in denen die Leute sparen müssen, kauft sich niemand einen BH für 80 Euro", sagt die Geschäftsfrau, die es sich zum Ziel gesetzt hatte, vor allem Frauen mit qualitativ hochwertigen Dessous glücklich zu machen.

Sieben Jahre lang ist ihr das mit ihrem kleinen Geschäft im Zentrum Höchstadts auch gelungen. "Ich hatte fest vor, bis zur Rente hier zu bleiben", sagt sie. Spénard hat über 1200 Stammkundinnen, die sich bisher alle zwei bis drei Jahre neue Teile gegönnt haben. Der Umsatz hat gepasst - bis Corona kam. Dann musste sie ihr Geschäft erst einmal sechs Wochen dicht machen. "Sechs Wochen ohne Umsatz überlebt man in der Branche nicht", sagt sie. Als anfangs von zwei Wochen die Rede war, sei sie noch zuversichtlich gewesen, doch dann wurden die Aussichten immer düsterer.

Seit 27. April hat Josée Spénard wieder geöffnet, doch die Kunden halten sich zurück. Die Unternehmerin zeigt dafür volles Verständnis. In Zeiten, in denen viele von Kurzarbeit betroffen sind oder gar um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen, wird keine hochwertige, teuere Unterwäsche gekauft. "Die Leute müssen sparen und kaufen nur das Nötigste", sagt sie. Schicke Dessous gehören offensichtlich nicht dazu.

Irgendwann war für die 53-Jährige der Zeitpunkt gekommen, sich der Realität zu stellen. Ihr Sortiment umstellen möchte sie nicht. So fasste sie schweren Herzens den Entschluss, ihren Laden zu schließen. Am 30. Juni endet ihr Mietvertrag. Die Ware in den Regalen soll vorher noch verkauft werden.

Seit Josée Spénard mit der Abwicklung ihres Geschäfts begonnen hat, hat sie auch Bewerbungen geschrieben. Als positiver Mensch ist sie zuversichtlich, dass sich beruflich für sie etwas neues ergeben wird: "Geht eine Tür zu, öffnet sich die nächste." Fest steht für sie aber auch: "Ohne Corona wäre ich noch länger da."

Eine Nische ihres Geschäfts wird sie aber auch ohne Laden weiter betreiben und wie bisher Maßhemden anbieten. Dafür will sie ihre Kunden besuchen.