Beim Laufen im Banzer Wald zu sich selbst finden
Autor: Matthias Einwag
Bad Staffelstein, Mittwoch, 08. April 2020
Das schöne Wetter, das für Ostern angekündigt ist, könnte ein Anreiz sein, draußen in der Natur zu laufen. Alle, die lange zu Hause saßen, sollten sich jeden Tag alleine oder mit ihrer Familie im Freien bewegen - etwa in Maintal oder im Banzer Wald. Fitnesstrainerin Jennifer Michel gibt Tipps.
"Wohlauf, die Luft geht frisch und rein, wer lange sitzt, muss rosten! Den allerschönsten Sonnenschein lässt uns der Himmel kosten." Die ersten Zeilen von Scheffels Frankenlied kennt wohl jeder. In Zeiten der Ausgangsbeschränkung sowie des verstärkten Verzehrs von Tiefkühlpizza, des gestiegenen Konsums von Rotwein und Weißbier ist es kein Wunder, dass viele von uns in abendlichen Telefonaten oder in Whatsapp-Nachrichten darüber klagen, sie würden gerade stark zunehmen.
Den allerschönsten Sonnenschein an Ostern sollten wir also nutzen, allein oder mit unmittelbaren Familienangehörigen hinaus in die Natur zu gehen. Zumal schon Scheffel in seinem 1859 verfassten Lied warnte: "Es liegt, ich seh's dem Keller an, ein guter Jahrgang drinnen. Hoiho! die Pforten brech ich ein und trinke, was ich finde. Du heiliger Veit von Staffelstein, verzeih mir Durst und Sünde!"
Allein zu laufen und sich auf das entschleunigte Leben zu besinnen, macht den Kopf frei. Jeder kann das selbst ausprobieren. Zusätzlich zum Laufen kann jeder ein kleines Workout machen, wie die Staffelsteiner Fitnesstrainerin Jennifer Michel vorschlägt - etwa bei einem Lauf auf den Banzberg.
Jennifer Michel sagt, jeder sollte sich fragen, was in den Zeiten des Corona-Virus für ihn und seinen Körper wichtig ist. "Ich denke, es ist eine gute Zeit für all die Dinge, die wir so oft in den Alltag integrieren möchten, aber einfach aufgrund des hohen Leistungsdrucks nicht schaffen." Wichtig sei das Besinnen aufs Wesentliche. Aber was ist das Wesentliche? "Nun hat man die Möglichkeit, sich intensiv zu fragen, ob man sich weiterhin mit dieser Geschwindigkeit im Hamsterrad bewegen möchte - oder ob es etwas langsamer auf Dauer auch funktionieren würde", sagt die 31-Jährige.
Den Gedanken nachgehen
Aktuell steht vieles still. Viele von uns können nicht arbeiten oder ihren gewohnten Freizeitaktivitäten nachgehen. "Und? Die Welt dreht sich immer noch", fährt Jennifer fort und fragt: "Ist es denn so wichtig, weiterhin Vollzeit zu arbeiten, sich nebenbei um die Kinder zu kümmern, den Haushalt zu machen, ehrenamtlich zu arbeiten und im Elternbeirat an erster Stelle zu stehen? Wäre es vielleicht angebracht, alles in Ruhe anzugehen und dafür mal ein Amt weniger anzunehmen?" Eine Frage, die jeder sich selbst stellen sollte, laute: Lebe ich ein erfülltes Leben? Jennifer: "Die wichtigste Erfüllung ist die emotionale Balance - Freude empfinden bei dem, was man tut, auch einmal traurig oder wütend sein zu dürfen und auch mal sagen können, jetzt nehme ich mir Zeit einfach nur für mich." Solche Momente im Alltag oder mal ein Tag in der freien Natur, ganz alleine ohne irgendwelche Verpflichtungen, seien Auszeiten, die man sich gönnen sollte. Zum Beispiel beim Laufen im Banzer Wald oder im Maintal.
Laufen macht den Kopf frei
Eine weitere Frage laute: "Bin ich glücklich in meiner Situation, in meinem aktuellen Leben, mit der Arbeit, in meiner Beziehung? Was könnte ich tun, um es zu verbessern?" Viele von uns begleite ein ungutes Gefühl in diesen Tagen, hat Jennifer bemerkt. "Seit Ausbruch des Corona-Virus hören wir jeden Tag beunruhigende Meldungen und Prognosen über die weitere Verbreitung. Noch dazu hat sich das alltägliche Leben schlagartig verändert: Kitas und Schulen sind geschlossen,
Veranstaltungen wurden abgesagt, viele kulturelle Einrichtungen wie Museen und Kinos können vorerst nicht besucht werden. Das ist eine große und vor allem plötzliche Veränderung, die wir als Gesellschaft und Gemeinschaft erst einmal verdauen müssen." Zunächst mussten wir unseren Alltag vollkommen neu gestalten und klären, wie wir uns schützen können. Doch nun gehe es um Seele und Psyche: "Oft sprechen wir von Meditation in Zusammenhang mit unserem Wohlbefinden. Im ganz normalen Alltagstrubel kann Meditation eine Stütze sein, ein Anker, der uns hilft, bei uns zu bleiben."
Es geht um den inneren Ruhepol
Gerade in schwierigen Zeiten sei dieses Potenzial interessant: "Natürlich kann die Meditation nicht die Probleme rund um die Corona-Krise lösen. Sie bietet uns aber jederzeit Hilfe im Umgang mit unruhigen Gedanken und Emotionen." Es gehe um unseren inneren Ruhepol, den wir immer wieder aufsuchen können, egal wie viele Nachrichten auf uns einprasseln. Jennifer: "Selbst wenn ihr nur für wenige Sekunden aus dem Gedankenkarussell aussteigt, stärkt ihr eure innere Balance."
Und ganz nebenbei bietet so ein Osterspaziergang den erfreulichen und sehr erhebenden Nebeneffekt, den schon Scheffel schätzte: "Von Bamberg bis zum Grabfeldgau umrahmen Berg und Hügel die breite, stromdurchglänzte Au, ich wollt, mir wüchsen Flügel!"
Im Internet auf infranken.de finden Sie den Vorschlag von Jennifer Michel für einen Lauf - oder Spaziergang - durch den Banzer Wald mit Tipps zu Fitnessübungen.