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Bamberger Firmen fahren Werke herunter


Autor: Sebastian Schanz

Bamberg, Montag, 23. März 2020

Bosch, Brose, Schaeffler: Die großen Unternehmen in der Region Bamberg reagieren auf die Corona-Krise. In diesen Tagen gehen rund um Bamberg Tausende Arbeitnehmer in Kurzarbeit. Mobile-Office und Stundenabbau sind angesagt.
Brose-Werk in Hallstadt: Auch der Automobilzulieferer arbeitet aktuell mit dem Betriebsrat an Lösungen, um den Schaden zu begrenzen.  Foto: Brose/Archiv


Deutschland tritt in der Corona-Krise auf die Bremse - und auch die Wirtschaft schaltet ein paar Gänge runter. Es geht um Schadensbegrenzung. Die Firmen versuchen, mit den bestehenden Werkzeugen wie Kurzarbeit, Abbau von Überstunden oder Arbeit von Zuhause aus ihre Auftragseinbrüche abzufedern - und Mitarbeiter zu schützen. Gewerkschaften versuchen, den Schaden auf den Lohnzetteln der Beschäftigten zu begrenzen.

Einen relativ guten Überblick über das Krisenmanagement bei den Großen der heimischen Wirtschaft hat deshalb die IG Metall, denn alle Maßnahmen werden mit den Arbeitnehmervertretungen abgesprochen. Bevollmächtigter Matthias Gebhardt kann sofort einige Betriebe aufzählen, die bereits auf Kurzarbeit umgestellt haben oder Vorbereitungen dafür getroffen haben: Wieland (Bamberg), Maschinenbau Leicht (Hallstadt), Greiff (Bamberg), Ideal (Bamberg), Kaliko (Bamberg), Weber & Ott (Forchheim), Trench (Bamberg) und Valeo (Ebern). Für den Bereich seiner IG Metall Bamberg - der Ebern im Norden und Forchheim im Süden mit umspannt - bedeutet das: "Wir reden hier von Firmen mit insgesamt bis zu 8500 bis 9500 Beschäftigten in der Region Bamberg. Noch ohne Bosch", wie Gebhardt betont.

Bosch schränkt Betrieb ein

Auch bei Bambergs größtem Arbeitgeber laufen noch die Vorbereitungen und Verhandlungen auf Hochtouren, immerhin geht es um 7000 Mitarbeiter allein in Bamberg. "Bosch reagiert auf sinkende Automobilnachfrage mit Betriebseinschränkungen an deutschen Standorten", bestätigt Firmensprecherin Ulrike Kuemmel. Auch in der Welterbestadt seien für den Zeitraum ab dem kommenden Mittwoch, 25. März, bis einschließlich Samstag, 4. April, Arbeitsbegrenzungen geplant. "Wie die Betriebseinschränkung konkret umgesetzt wird, ist abhängig von den Kundenanforderungen und -Bedarfen in den einzelnen Wertströmen."

Dabei steht ein Instrument im Fokus, das Ausfälle abfedern soll: das tarifliche Zusatzgeld (T-Zug). "Einmal im Jahr gibt es nach Metall-Tarif das tarifliche Zusatzgeld. Beschäftigte, die in Schicht arbeiten, Kinder betreuen oder Angehörige pflegen, können statt Geld zusätzliche acht Tage im Jahr frei nehmen", erklärt die IG Metall. In der Krise will Bosch dieses Zusatzgeld nutzen: "Sofern es zu einem Produktionsstillstand in einem Bereich kommt, können die tariflichen Mitarbeiter von acht Tagen T-Zug Gebrauch machen", erklärt Kümmel. Für die verbleibenden Tage, beziehungsweise für die Mitarbeiter, die jenes Instrument nicht nutzen können, sei der Abbau von Zeitkonten möglich. "Um auf die länger andauernde Situation der Corona-Pandemie auch weiterhin angemessen zu reagieren, regeln die Werkleitung und Arbeitnehmervertretung während der Betriebseinschränkung das weitere Vorgehen zu der ab dem 1. April geplanten Arbeitszeitabsenkung im Werk und beraten über die erforderliche Kurzarbeit", erklärt die Bosch-Sprecherin. Aktuell laufen Verhandlungen vor Ort, wie Mario Gutmann, Betriebsratsvorsitzender bei Bosch in Bamberg, bestätigt.

Auch bei Brose - mit über 2300 Mitarbeitern in Bamberg und Hallstadt - laufen Verhandlungen: "Die europäische Automobilindustrie setzt ihre Produktion für mehrere Wochen aus. In Deutschland werden flächendeckend mit Sozialpartnern Vereinbarungen zu Kurzarbeit getroffen", bestätigt Sprecher Christian Hößbacher. "Auch bei Brose arbeiten wir mit unseren Betriebsräten an Lösungen, die größeren Schaden von unserem Unternehmen fernhalten."

Schaeffler hat umgestellt

Der drittgrößte privatwirtschaftliche Arbeitgeber in der Region Bamberg Schaeffler hat bereits auf Kurzarbeit umgestellt. Betroffen sind laut IG Metall auch die Werke in Hirschaid und Höchstadt. Die Gewerkschaft lobt dabei den Arbeitgeber wegen der "guten Auszahlung" beim Kurzarbeitergeld. "Das vereinbarte Maßnahmenpaket umfasst neben den bereits bewährten Instrumenten, wie zum Beispiel Schließtagen, Gleitzeitkonten und Betriebsferien, auch die anlässlich der Krise neu verabschiedeten Regelungen zur Kurzarbeit", erklärt das Unternehmen in der Pressemitteilung.

Die Gesundheit der Mitarbeiter schützen, Lieferketten intakt halten, Einfluss auf Kunden minimieren: "Dazu müssen wir jetzt schnell und flexibel reagieren, um unsere Produktionskapazitäten standortspezifisch anzupassen. Das mit den Arbeitnehmervertretern verabschiedete Maßnahmenpaket leistet dazu einen wichtigen Beitrag", sagt Vorstandsvorsitzender Klaus Rosenfeld.

Für Gebhardt von der IG Metall ist nun der Zeitpunkt gekommen, dass der Gesetzgeber klare Regelungen findet, damit das Kurzarbeitergeld aufgestockt wird. "60 und 67 Prozent sind in vielen Fällen deutlich zu wenig!", kritisiert der Gewerkschaftler.