Eins zu null für Bamberg im Clinch um den Sportartikelriesen Decathlon in Hallstadt. Der Hallstadter Bebauungsplan ist unwirksam.
Es ist Freitag vor Heiligabend im Hallstadter Laubanger, und im Sportartikelmarkt Decathlon ist von Gedränge keine Spur. Ob Skiklamotten, Jogginghosen oder Taucherbrillen - zwischen den Regalstraßen können sich Kunden förmlich verlaufen. Dass der Shoppingtempel dabei auf juristisch zweifelhaftem Boden steht, dürfte dabei kaum interessieren. Und doch hat es Einfluss auf den Fortgang der Geschäfte in einer ganzen Region, was der Bayerische Verwaltungsgerichtshof am 28. November in München entschieden hat.
Die oberste gerichtliche Instanz für Verwaltungsrecht hat an diesem Tag der Stadt Bamberg in einer Frage den Rücken gestärkt, die seit zwei Jahren das Verhältnis von Bamberg und der Nachbarstadt Hallstadt belastet. Dürfen gegenüber vom Hallstadter Ertl-Zentrum auf 2200 Quadratmetern Sportartikel verkauft werden, die nach der Auffassung der Stadt Bamberg in hohem Maße innenstadtrelevant sind? Zumindest haben die Richter nun die Grundlage für diese Nutzung für unwirksam erklärt: den Bebauungsplan "Neuordnung Ertl-Zentrum" der Stadt Hallstadt. Das klingt bürokratisch, hat aber weitreichende Folgen, denn es ist das wohl umsatzträchtigste Areal des Laubangers, um das es hier geht. Einer Riesenfläche mit Ertl-Zentrum, Decathlon, dm, Rewe und Aldi, Parkplatz und Parkhaus fehlt gleichsam über Nacht die Rechtssicherheit.
Auch wenn die schriftliche Urteilsbegründung den Verfahrensbeteiligten erst noch zugeht und das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, sieht sich die Stadt Bamberg als Gewinner des Handelsstreits: "Dieses positive Urteil für die Bamberger Innenstadt ist für mich keine Überraschung. Jetzt sollten alle Beteiligten zur Vernunft zurückkehren und das Beste daraus machen", sagt Bambergs OB Andreas Starke (SPD). Im Interesse beider Innenstädte wirbt Starke für einen Kompromiss. Nicht die grüne Wiese, sondern der urbane Raum sei die zeitgemäße Antwort auf Bürgerwünsche. Auch für Bambergs Citymanager Klaus Stieringer ist das Urteil ein Erfolg: "Wir begrüßen es, dass die Interessen des innerstädtischen Handels nun auch auf gerichtlicher Ebene gewürdigt wurden. Nun muss neu verhandelt werden."
Muss Decathlon schließen?
Dabei ist derzeit noch völlig offen, welche Auswirkungen der Richterspruch tatsächlich haben wird. Befürchtungen, dass nun die angefochtenen Nutzungen untersagt würden und etwa Decathlon schließen müsse, tritt Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder (CSU) entgegen. Das Gericht habe in der Verhandlung am 21. November klar gemacht, dass der Prozessausgang für die jetzigen Nutzungen keinerlei Auswirkungen haben werde. "Es herrscht Bestandsschutz", sagt Söder und verweist auf den Umstand, dass die ursprünglich genehmigten Handelsflächen von 18 500 Quadratmeter bereits erheblich reduziert worden seien. Die Frage, ob Hallstadt Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einlegen wird oder ein neues Bebauungsplanverfahren einleitet, macht Söder auch davon abhängig, ob es inhaltliche oder formale Gründe seien, die das Gericht zu seiner Entscheidung bewogen haben.
Alles sei möglich. Hallstadt könne die betroffenen Unternehmen auch auf den Privatklageweg verweisen. "Wir sind nicht dazu verpflichtet, das Verfahren wieder aufzunehmen."
Enttäuschung löst der Ausgang des Prozesses vor allem bei der Familie aus, die direkt betroffen ist, aber als Nichtbeteiligte nicht einmal Akteneinsicht hat. "Diese Entscheidung ist für uns, aber auch für die Regierung von Oberfranken sehr ärgerlich. Denn was hier entstand, war in engster Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde abgestimmt", sagt Karl-Heinrich Ertl. Hört man den Familienunternehmer, dann steht bei "fünf bis sieben Klagen" der Stadt einiges im Feuer. Nachdem die Rechtsunsicherheit bereits zu massiven Mietausfällen geführt habe, freut sich Ertl auf die Neueröffnung eines Woolworth-Marktes im Decathlon-Gebäude im Januar. Gut möglich, dass hier die nächste Klage droht.
Für die eigene Unfähigkeit andere Verantwortlich machen, das sieht der Bamberger Führungsebene mal wieder ähnlich.
Jahrelang nix gemacht, die innenstadt zur Feiermeile und Touristen Hochburg verkommen lassen und die Autofahrer
durch immer höhere Parkgebühren vergrault.
Wir fahren immer gerne nach Hallstadt und in den Laubanger zum Einkaufen und freuen uns über die gute Verkehrsanbindung und vor allem über die Kostenlosen Parkplätze direkt vor den Geschäften. Selbst Scheßlitz hat sich in den letzten Jahren zu einem Kundenfreundlichen Einkaufsplatz gemausert. In die Innenstadt fahren wir schon lange nicht mehr. Das Bamberger Umland ist weitaus Attraktiver zum Einkaufen. Die Bamberger lernen einfach nix aus Ihren Fehlern.
Wenn meine Kinder neue Turnschuhe brauchen, sind wir mit dem Auto in zehn Minuten im Decathlon, parken kostenlos direkt vor der Tür und haben dort eine Riesenauswahl in allen Größen und Preisklassen. Nach einer halben Stunde sind wir wieder Zuhause. Bis wir uns in die Innenstadt durchgequält haben, dauert es allein schon eine halbe Stunde, kostet mehrere Euro Parkgebühr und dann gibt es dort keinen Laden mit so einem Angebot. So schön Bamberg auch ist, aber wir fahren nur noch für unvermeidliche Facharztbesuche in die Innenstadt.
ich frage mich beim Lesen, warum man bitte erst JETZT drauf kommt... ?
einfach grässlich.
Woolworth statt einem Sportgeschäft für alle...
macht mich irgendwie traurig..
sind zwar alle beiden so eine Art von Shops, in die ich wohl am liebsten mit Atemschutzmaske reingehen würde wegen der Dämpfe, die irgendwie giftig rüberkommen....
alles nur meine urpersönliche Meinung...
Die "Stadt Bamberg" oder genauer einige Politiker und Verwaltungsbeamte und -angestellte sollten mal in sich gehen. Wer arbeitet denn in den Gewerbegebieten der Stadt Hallstadt? Sind das nicht auch sehr viele Bamberger und Bambergerinnen, denen keine adäquaten Arbeitsplätze in Bamberg geboten werden. Und dagegen wird/wurde im Prinzip von der "Stadt Bamberg" geklagt. Ich habe fast die Befürchtung es ist reines Neidgehabe, weil Hallstadt schon mehrere Jahrzehnte erfolgreiche Gewerbepolitik betreibt.
So einiges aus der Vergangenheit fällt einigen Damen und Herren eventuell bei der nächsten Kommunalwahl auf die Füße.
Das Verhalten der Stadt ist nachvollziehbar. Bereits zum Anfang des Streits gab es verschiedene Artikel, die das Problem schilderten. Stadt und die benachbarten Landkreisgemeinden stimmten sich früher immer bei Neuansiedlungen ab. Decathlon klopfte z. B. auch in Bischberg an, die die Ansiedlung wegen dem innenstadtrelevanten Sortiment ablehnte. Hallstadt setzte sich über die Abstimmung hinweg und die Familie Ertl leidet unter einer rechtlich nicht sauberen Vorgehensweise der Stadt Hallstadt.