Alternative Bestattungsformen werden immer gefragter. In Lichtenfels ist seit zwei Jahren eine Baumbestattung möglich.

Es ist kein Geheimnis, dass die Zahl der Feuerbestattungen seit einigen Jahren zunimmt und Erdbestattungen stattdessen weniger häufig stattfinden. "Das ist pflegeleichter oder sogar pflegefrei", sagt Peter Zillig, Leiter des Ordnungsamtes Lichtenfels. Lag das Verhältnis von Erdbestattungen und Urnenbestattungen auf dem Lichtenfelser Friedhof früher noch bei 80 zu 20 Prozent, sei es heute so gut wie ausgeglichen, sagt er. Der Trend gehe zunehmend dorthin, dass viele Menschen später einmal nicht an dem Ort leben werden, an dem sie aufgewachsen sind,

ergänzt Friedhofswart Cord Eckel.

Eine naturnahe Bestattung auf einem Rasenabschnitt ist in Lichtenfels seit knapp zwei Jahren möglich. Entschieden wurde sich in einer Stadtratssitzung im Jahr 2017 für eine Fläche, auf der bereits zwei alte Buchen standen. Zwei weitere wurden später neu dazu gepflanzt.

109 Urnenplätze für eine naturnahe Bestattung sind dort insgesamt zu vergeben. 18 Plätze sind bereits belegt, rund die Hälfte davon anonym, sagt Cord Eckel. Bei diesen wird kein Pultstein mit den Namen und Lebensdaten des Verstorbenen über der entsprechenden Stelle angebracht, sondern die Rasenfläche nach dem Begräbnis lediglich wieder begrünt.

Vor ein paar Jahren war zudem ein eigener Waldfriedhof im Gespräch, wie es sie in Coburg oder Ebermannstadt bei Forchheim gibt, sagt Peter Zillig. "Aber das wäre unwirtschaftlich gewesen", sagt er, und sei deshalb auch nicht beschlossen worden.

Schmuck ist nicht möglich

In einem naturnahen Grab am Fuße der Birken können bis zu zwei Urnen bestattet werden. Die Stelle selbst mit Blumen zu bepflanzen oder Gegenstände abzulegen, ist aber nicht erlaubt. Blumen und Gegenstände von der Trauerfeier dürfen bis zu sieben Tage lang am Grab liegen, dann entfernt der Friedhofswart sie allerdings. Der Grund dafür ist ein praktischer: "Es geht nicht um eine einzelne Kerze, die dort steht, sondern um die Dichte", sagt Cord Eckel, denn die Pultsteine liegen nah beieinander.

Eckel ist Gärtnermeister und seit zwei Jahren Friedhofswart. Er versucht insgesamt, den Friedhof so naturnah wie möglich zu gestalten. "Man hört sich um bei seinen ,Mietern'", sagt er. Die Friedhofsbesucher tragen an Eckel verschiedene Belange heran. Es gibt diejenigen, die ihn darauf hinweisen, dass etwas am Grab nicht passt oder die Brunnen noch nicht offen sind. Ein anderer Teil bedanke sich eher für die Pflege der Friedhofsanlage. "Die positiven Rückmeldungen überwiegen", sagt Eckel.

Pflegeleicht sind auch die Rasenurnengräber. Der einzige Unterschied zu den Baumbestattungen ist, dass hier sowohl Urnen als auch Särge in die Erde kommen können, sagt Peter Zillig. "Für die naturnahe Baumbestattung haben wir die Urnen gewählt, denn dadurch gehen weniger Wurzeln kaputt." Die Urnen werden in einer Röhre etwa 30 Zentimeter tief versenkt. Gerade in Zeiten, in denen es lange nicht regnet und die Erde trocken bleibt, könnten die Baumwurzeln ansonsten schnell in der Versorgung unterbrochen werden, wenn man sie beschädigt.

Umweltgedanke spielt mit rein

Den geringeren Pflegeaufwand spricht auch Sylvia Herrmann, Bereichsleiterin von Pietät Dinkel in Lichtenfels, als Grund für den Wandel in der Bestattungskultur an. Die Grabpflege solle für viele kein ,Muss' mehr sein, keine Pflicht, die noch zu erledigen ist, sondern das Grab vor allem der Ort, an dem man trauern kann.

Die Nachfrage nach naturnahen Bestattungen wie in einem Waldfriedhof wächst, sagt sie. Der nächste Friedwald ist von Lichtenfels aus gesehen der Ruheforst Coburger Land. Der Kostenfaktor könne aber nicht ausschlaggebend sein, dass sich immer mehr Menschen für eine solche Form entscheiden, sagt Sylvia Herrmann, sondern der Trend hänge vielmehr mit einem allgemeinen Umweltdenken zusammen. Der feierliche Charakter könne bei einer naturnahen Bestattungsfeier im Übrigen ebenso beibehalten werden.

Künftige Erreichbarkeit beachten

Sylvia Herrmann gibt aber auch zu bedenken, bei der Wahl einer naturnahen Bestattung in einem Friedwald die künftige Erreichbarkeit nicht außer Acht zu lassen. "Ich muss mir im Klaren darüber sein, dass es zwar einen Hauptweg durch den Wald gibt, es aber abseits der Wege stolprig sein kann." Gerade auch in den Wintermonaten könne sich ein Grabbesuch so - je nach Mobilität des Besuchers - deutlich schwieriger gestalten.