Vor allem ältere Menschen wünschen sich die D-Mark zurück. Doch war damals wirklich alles billiger?
Hat man früher wirklich "mehr für sein Geld bekommen"? Einige bekannte Persönlichkeiten aus der Region erinnern sich.
Günter Brehm (68) arbeitete bis zum Jahr 2016 als Geschäftsleiter bei der Stadt Höchstadt:
Ich kann mich noch gut an einen Bierpreis von 60 Pfennig erinnern. Das war Ende der 60er Jahre bzw. Anfang der 70er Jahre in unserer Kultkneipe beim "Kümmel" in Adelsdorf, auch genannt "Hafenkneipe", weil am damaligen Bach gelegen. Richtiger Name war eigentlich "Goldener Anker."
Zu Gymnasiumszeiten in Forchheim, als wir Ende der 60er beim Neder in Forchheim einkehrten, kostete der Krug Bier 1 DM. Ein Krug war eine Maß. Wasser haben wir nicht getrunken. Es war auch nicht so gefragt wie heute. Meistens war Spezi angesagt.
Mein erstes Auto war ein R 4 nach meiner Bundeswehrzeit im Juli 1972. Den hatte ich nicht lange, da er nach einigen Wochen den Geist aufgab. Ich kaufte dann einen VW Käfer, der lief und lief ... Der Spritpreis lag meines Wissens um diese Zeit bei 50 bis 55 Pfennig. Eine Breze kostete so um die 20 Pfennig. Lehrling war ich nie. Ich bin gleich ins Angestelltenverhältnis am 15.12.1969 übernommen worden. Meine erste Vergütung betrug 558 DM brutto.
Ingemar Schoen (80) war von 1987 bis 2004 Schulleiter am Gymnasium Höchstadt:
Ein Freund und ich haben einmal gemeinsam für 700 DM eine gebrauchte Isetta gekauft, so eine Art frühes Car-Sharing. Leider ist sie nach relativ kurzer Zeit einem Kabelbrand zum Opfer gefallen. Als Referendar habe ich mir dann einen gebrauchten VW Käfer gekauft. Die Benzinpreise lagen so um die 50 Pfennig pro Liter.
An mein Refendargehalt erinnere ich mich nicht mehr so genau. Das erste Gehalt als verbeamteter Lehrer betrug etwa 1100 DM. Das war viel nach dem Studium, aber wenig angesichts einer Miete von 400 Mark kalt!
Hans-Georg Wennmacher (83) erinnert sich noch an die Fußball-WM 1954 in der Schweiz:
"Zu Hause gab es noch keinen Fernseher, daher ging man in eine größeren Kneipe mit TV. Natürlich war das nicht kostenlos. Im Saal musste man einen Verzehr-Gutschein für 2 DM kaufen. Ein Pils 0,2 l (Preußenmaß) kostete 35 Pfennig oder drei Pils 1 DM. Da ich im zarten Alter von 17 Jahren noch kein Bier mochte, erlaubte ich mir je Halbzeit einen Zitronen-Sprudel, der 50 Pfennig kostete. Für den Rest von einer DM genehmigte ich mir eine Tafel Sarotti-Halbbitter-Schokolade, die DM 1,40 kostete. Die 40 Pfennig musste ich natürlich draufzahlen. Mein Taschengeld betrug damals 2 DM/Woche. Als "wir" dann Weltmeister wurden, jubelte der ganze Saal und das erste Mal nach dem verlorenen Krieg sangen alle aus voller Kehle wie in alten Zeiten.
Schokolade und Flaschenbier konnte man nur in Kneipen kaufen. Letzteres gab es ab einem bestimmten Zeitpunkt auch beim Kohlenhändler. Cadbury-Schokolade wurde jedoch auch bei Woolworth angeboten. Mein erstes Auto war 1961 ein gebrauchter viersitziger BMW 600, der sich als sehr reparaturanfällig erwies. Doch als gelernter Schlosser konnte ich die meisten Reparaturen selbst durchführen. Trotzdem habe ich damit Touren nach Italien, in die Alpen und nach Stockholm unternommen. In Stockholm habe ich 1962 in den Semesterferien als Werksstudent gearbeitet. Auf dem Rückweg hatte ich eine große Menge Kaffee, auch Nescafe, mitgebracht, der in Schweden um ein Vielfaches billiger war als bei uns.
Reiner Bum (70), Schulleiter an der Realschule Höchstadt von 2002 bis 2014, ist auf einem kleinen Dorf ohne Geschäft und Gasthaus aufgewachsen. Eine seiner frühesten Erinnerungen:
"Bier holen im Krug, Schaum schlecken auf dem Nachhauseweg, weit vor dem Schulbeginn. Es war zunächst der sonntägliche Kirchgang, zu Fuß über den Berg in das nächste Kirchdorf, immer die Nachmittagsandacht in der Dorfkapelle, und dann doch ein kleiner Höhepunkt: mit dem Opa und noch drei seiner Kollegen wieder zu Fuß in einen anderen Nachbarort, damit ich zu Hause nicht nervte und die alten Herren Schafkopf spielen konnten. Ich bekam ein Brötchen mit einer Wurst und ein Chabeso, alles, was es zu Hause nicht gab. Und weit vor dem Schulbesuch konnte ich schon Schafkopf spielen, weil es wegen dem Bier und der Blase der älteren Herren einen permanenten Ersatz brauchte: die frühe Karriere als der berühmte fränkische "Brunskartler"(Sorry!)
Zweimal in der Woche kam der Bäcker, läutete mit einer Glocke, wie auch der Gemeindediener bei seinen Verkündigungen. Gekauft wurde nur Brot, höchstens noch Semmelbrösel, gezahlt wurde nicht, nur in ein Büchlein notiert, weil der Bäcker für ein Kilo Brot beim Müller drei Pfund Mehl erhielt, ein Pfund als "Backlohn". Kleinere Höhepunkte im Dorfleben waren auch die Hausierer, die nahezu alle Dinge des täglichen Gebrauchs verkauften: einmal wöchentlich ein Lebensmittellieferant mit einem Anhänger am Moped, immer im Frühjahr und im Herbst Hausierer mit einem Bekleidungsangebot und Schuhen.
Die ersten Autos kamen später. Bei uns war es 1961 ein DKW Junior, nach heutigen Auto-Dimensionen ein Spielzeugauto, aber rote Ledersessel. In ihm begann mein Weg hinaus aus der dörflichen Welt.
Zum Bier: Ich erinnere mich anfangs der 60er an einen Preis für die Halbe von 50 Pfennig - in der Wirtschaft. Ganz sicher weiß ich noch den Preis für mein erstes "Schlenkerla" 1966: 70 Pfennig. Zum Wasser: Ich habe keinen einzigen Menschen erlebt, der damals in der Wirtschaft Wasser bestellt hätte, weiß also auch keinen Preis. Eine Breze hat wohl 10 Pfennig gekostet; mit Knackwurst isst sie höchstens ein Preuße.
In Bamberg war ich im Internat bei den Franziskanern am Jakobsberg. Der Schulweg ging vorbei am Kino, im Aushang die ersten "Nacktbilder", wobei der geschwärzte oder verklebte Busen immer sichtbarer wurde, bis nur noch ein Sternchen blieb, das die Fantasie von pubertierenden Pennälern mehr anregte als beschwichtigte. Oswald-Kolle-Filme oder "Helga" weckten mehr als Neugier. Pizza und Gyros waren Neuheiten, die Schweinebraten mit Klößen zu verdrängen begannen.
Dann 18 Monate Grundwehrdienst und zum Beginn des Studiums das erste eigene Auto, natürlich finanziert von den Eltern und passend zum Zeitgeist und der Selbstinterpretation: ein giftgrüner R 4 mit dem berühmten Schaltgestänge und - wichtig in dieser Altersklasse - vorne eine durchgehende, insofern beziehungsfördernde Sitzbank. Der Neupreis betrug 4500 Mark, an die erste Tankfüllung erinnere ich mich auch: 52 Pfennig für den Liter Normalbenzin.
Und dann begann allmählich der Ernst des Lebens. Der "Unterhaltszuschuss" im Referendariat betrug 1975 exakt 985 DM. Für Verheiratete gab es einen Zuschlag von 237 DM. Ab dem Studium hatte ich einen R 4, mit dem ich im Referendariat von Erlangen nach München kam.
Sigurd Kohler (81) aus Höchstadt, Ehrenvorsitzender beim Kellerbergverein, erinnert sich daran, dass das Bier in seinen jungen Jahren 50 Pfennig gekostet hat. Eine Brezel mit Knackwurst bekam man für etwa 1,20 DM und der Liter Benzin kostete um die 50 Pfennig. Als Lehrling verdiente er 2,50 DM die Woche. Zuerst war er immer mit dem Fahrrad unterwegs und später natürlich auch auf vier Rädern.