Das Aischpark-Center ist in den Nachtstunden so hell beleuchtet, dass man meint, ein Ufo sei gelandet. Es stellt sich die Frage: Muss das sein?

Romantisch ist der Advent, wenn es draußen früh dunkel wird und Kerzen und Lichterketten eine heimelige Stimmung zaubern. So viel zum Gefühl.

Denn die Vorweihnachtszeit ist auch die Zeit des Stresses und des nicht enden wollenden Konsumrauschs. Gut, um 20 Uhr, wenn die Läden schließen, ist erst mal Sense mit der Suche nach Weihnachtsgeschenken. Mit dem "Lichtstress" geht es allerdings oft weiter - zumindest im Fall des Aischpark-Centers im Kieferndorfer Weg.

Wenn sich zum Ladenschluss der Parkplatz leert, wenn um 22.30 Uhr die letzten Gäste die Pizzeria "Il Peperoncino" verlassen haben, herrscht trotzdem Flutlicht-Ambiente. Die Laternen beleuchten den leeren Parkplatz auch in den Nachtstunden mit Weißlicht (siehe Bild oben, Donnerstag, 23.30 Uhr). Der Fußweg entlang der Ladenzeile ist hell erleuchtet, an manchen Geschäften ist nicht einmal die Weihnachtsbeleuchtung aus, obwohl das Areal nachts natürlich menschenleer ist.

Leuchteffekt bis ins Schlafzimmer

Seit einem Jahr gibt es das Aischpark-Center. Und für so manchen Anwohner muss es sich wohl fast so anfühlen, als ob ein Ufo gelandet ist. Das erfährt man zumindest, wenn man sich in der betroffenen Siedlung gleich nebenan umhört. "Wir sind nicht begeistert", sagt Norbert Meyer aus der Lucas-Cranach-Straße. Die Beleuchtung laufe die ganze Nacht über. Sein Schlafzimmerfenster liege genau gegenüber des Aisch-Park-Centers. "Man macht dann halt den Rollo zu", sagt Meyer. Entrüstet sei er nicht. Aber man frage sich schon, was die nächtliche Beleuchtung überhaupt bringen soll. "Das muss nicht sein."

Genau so sieht es Moritz Ackermann aus der Adam-Krafft-Straße, direkter Nachbar des Aischpark-Centers. "Natürlich stört es, wenn der Rollo nicht unten ist." Er frage sich schon, was eine Voll-Illumination nachts überhaupt bringt und mutmaßt, dass vielleicht der Einbruchschutz eine Rolle spielen könnte. Obwohl man ja auch eine moderate Nachtbeleuchtung einschalten könnte.

Kritik an Energieverschwendung

Ackermann betont vor allem den Umweltaspekt. Eine solche Energieverschwendung sei einfach nicht mehr zeitgemäß. Anwohner Helmut Wilm hat keine Probleme mit dem Licht, was vielleicht auch an den Bäumen liege, die sein Haus abschirmen. Ihm sei aufgefallen, dass zumindest der große Werbeturm des Centers ab etwa Mitternacht oft dunkel sei.

Vom "Leuchtturm" spricht Franz Rabl. Der CSU-Stadtrat wohnt nur einige Häuser weiter. Zwar sei er selbst nicht betroffen von der Lichtorgie. Es seien noch ein paar Häuser dazwischen. "Aber mich ärgert, dass man unnötig Strom verplempert", sagt Rabl. Nachts fahre da doch sowieso fast keiner vorbei. Und von der Autobahn sei die Leuchtreklame sowieso nicht erkennbar. "In einer Zeit, in der eine Greta Thunberg in aller Munde ist und Starkwetterereignisse in Deutschland zunehmen" gehe das so nicht.

Man habe das Beleuchtungsthema schon vor längerem im Stadtrat debattiert. Aber es gebe bei Privatbetrieben wohl wenig Handhabe, schätzt Rabl.

Bürgermeister Gerald Brehm (JL) sind keine Beschwerden von Bürgern bekannt. Er wolle aber die Eigentümer des Aischpark-Centers ansprechen. "Man braucht das nicht", sagt Brehm. Der Werbeeffekt zur Anlaufphase sei erreicht. "Nach einem Jahr kann man das einmal runterfahren. Es kostet ja Strom und damit Geld." Er führe sowieso bald Gespräche mit der Center-Leitung, weil es wegen der von der Stadt geplanten Video-Wand zu Werbezwecken noch Abstimmungsbedarf gebe. Dann werde er darauf drängen. CSU-Chef Alexander Schulz erinnert sich, der Bürgermeister habe dies dem Stadtrat schon vor Monaten versprochen.

Rewe-Chef will Energie sparen

Beim Aischpark-Center ist nachts einzig der Eingang des Rewe-Markts etwas dunkler. Mit weniger Beleuchtung des ganzen Parkplatzes könne man sicher Energie einsparen, sagt Matthias Zwingel, Betreiber des Rewe-Markts auf Anfrage des Fränkischen Tags. Als Mieter könne er darauf jedoch keinen Einfluss nehmen, das mache das Center-Management. Die Waren-Anlieferung könne nicht der Grund sein, denn Lieferanten kämen bei allen Geschäften in der Regel tagsüber oder abends, sagt Zwingel. Es sei eine gute Idee, das Lichtkonzept zu überdenken. Auch er verspricht, es der Leitung weiterzugeben.

Vom Center-Management, das mittlerweile in Oberhausen im Ruhrgebiet sitzt, war gestern niemand zu erreichen. So bleibt die Frage vorerst offen, ob es wirklich sein muss, die Nacht zum Tag zu machen.

Im Gewerbepark Heßdorf zumindest, wo unter anderem Aldi, Rewe und Deichmann sitzen, geht es anders. Dort ist es nachts zappenduster.

Lichtsmog - Was sagt das Gesetz?

Lichtverschmutzung oder Lichtsmog nennt man Aufhellung des Nachthimmels durch künstliches Lichts. Umweltschützer sehen die Tierwelt geschädigt. Im Zuge des Volksbegehrens für Artenvielfalt ("Rettet die Bienen") hat die Bayerische Staatsregierung das Naturschutzgesetz neu geregelt.

Dort heißt es: Himmelstrahler und Einrichtungen mit ähnlicher Wirkung sind unzulässig. Im Außenbereich sind beleuchtete oder lichtemittierende Werbeanlagen verboten. Die Gemeinde kann bis 23 Uhr Ausnahmen zulassen. Betreiber müssen einen Antrag stellen. Zuständig ist das Landratsamt.