20 Gründe, warum sich Bamberger Radler freuen dürfen
Autor: Sebastian Schanz
Bamberg, Sonntag, 24. Mai 2020
Die neue Straßenverkehrsordnung bringt Änderungen in Bamberg mit sich. 20 Gründe, warum das besonders Radler freuen wird.
Bamberg will bei der Mobilität nicht länger festgefahren bleiben. Manches ändert sich, weil der Gesetzgeber im Bund es so beschlossen hat. Andere Maßnahmen strebt das neue rot-grüne Bündnis im Stadtrat an. 20 Gründe, warum Radfahrer Rückenwind spüren werden.
Die Stadt Bamberg weist darauf hin, dass insbesondere das Falschparken auf Geh- und Radwegen mit der Novelle der Straßenverkehrsordnung erheblich teurer wird. Das Verwarnungsgeld wurde von bisher 20 Euro auf 55 Euro erhöht. "Außerdem wird ab sofort das Halten auf einem Fahrradschutzstreifen mit 55 Euro geahndet, was bisher erlaubt war", erklärt Pressesprecher Steffen Schützwohl. Auch das Parken auf einen Schwerbehindertenparkplatz, bisher 35 Euro, wird mit 55 Euro belegt.
Das Nebeneinanderfahren von Radfahrern ist nun grundsätzlich gestattet. "Lediglich wenn andere Verkehrsteilnehmer behindert werden, muss hintereinander gefahren werden", erklärt die Stadt.
Für das Überholen von Fußgängern und Radfahrern wird ein Mindestüberholabstand von 1,5 Meter innerorts und von zwei Metern außerorts für Kraftfahrzeuge festgeschrieben. "Das Parken vor Kreuzungen und Einmündungen wird außerdem in einem Abstand von bis zu je acht Metern von den Schnittpunkten der Fahrbahnkanten verboten, wenn ein straßenbegleitender baulicher Radweg vorhanden ist." Mehr Mobilität, weniger Verkehr: Dieses scheinbare Paradoxon versucht die Koalition zu lösen.
Der Regionale Busbahnhof spielt dabei eine wichtige Rolle. "Nach der Durchführung einer Konzeptstudie soll der ROB gemeinsam mit dem Landkreis realisiert werden, zu prüfen ist auch eine Realisierung unabhängig vom Bahnausbau", heißt es dazu im Koalitionspapier.
Ein neuer Mobilitätssenat soll Druck machen. "Wir sind uns einig, dass die Verkehrswende wichtig ist", sagt SPD-Fraktionssprecher Klaus Stieringer.
Die Fahrradstadt Bamberg soll ihrem Namen Ehre machen, durch die schrittweise Umsetzung der Vereinbarung zwischen Stadt und Radinitiative. Dazu gehört zum Beispiel die probeweise Umsetzung eines markierten Radweges an der Einmündung Friedensbrücke/Schweinfurter Straße auf dem Regensburger Ring.
Der Verkehrsversuch Friedrichstraße wird als geglückt angesehen - so soll es also bleiben. "Die Realisierung der Rad-City-Route 8 soll in Kombination mit einer geeigneten Bürgerbeteiligung erfolgen", kündigt die Koalition an.
Am Kaulbergfuß/Pfahlplätzchen soll es leichter werden, die Straße zu überqueren, mit Tempo 20 von unten kommend.
Zehn Fahrradstraßen pro Jahr sollen entstehen, manche davon als Teil von großen Fahrradzonen, von denen drei geplant sind. "In der Verkehrspolitik haben wir in der Stadt eine 180-Grad-Wende hingelegt", freut sich der Grünen-Stadtrat und Radaktivist Christian Hader.
Der Grünpfeil für Radler soll an 100 Ampelkreuzungen in Bamberg angebracht werden - und ihnen ein schnelleres Abbiegen ermöglichen.
Zurück in die Zukunft: Der Verkehrsentwicklungsplan 2035 wird auf 2030 vorverschoben - wie ursprünglich geplant.
Weitere Park&Ride-Plätze an den Stadträndern sollen entstehen: Eine "leistungsfähige Infrastruktur" wird dabei angestrebt.
Die Koalition will prüfen, ob eine Bewerbung als "Tempo-30-Modellkommune" erfolgversprechend ist. In weiten Teilen der Innenstadt würde damit Tempo 30 gelten, Ausnahmen wären etwa Hauptverkehrsadern.
Bus- und Fußverkehr soll gestärkt werden: Ein 365-Euro-Ticket soll kommen - wenn die Finanzierung über staatliche Mittel gesichert ist. Um das zu erreichen, wird eine autonom fahrende E-Bus-Ringlinie angestrebt.
Eine Mobilstation soll als "Leuchtturmprojekt" installiert werden. Standorte sollen laut Hader noch gesucht werden.
Ein Kurzstreckentarif im Stadtgebiet ist ein Ziel der Koalition, dabei muss sie sich mit den eigenen Stadtwerken abstimmen, aber auch mit dem Verkehrsverbund Großraum Nürnberg. Die Finanzierung ist der Knackpunkt.
Zur Stärkung des ÖPNV, der Elektromobilität und des Radverkehrs ist die Ausweisung weiterer Umweltspuren angestrebt. Die Willy-Lessing-Straße wird dabei vorrangig geprüft.
Ein Kernziel ist eine "autoreduzierte Innenstadt". An zwei Wochenenden pro Jahr soll es ein "autofreies Welterbe" geben, gegebenenfalls in Verbindung mit vorhandenen Großveranstaltungen. Um Autos generell aus der City zu bekommen, soll die Anwohnerparkgebühr tendenziell steigen. Schritt für Schritt sollen Parkplätze weichen und dafür öffentliche Entwicklungsflächen geschaffen werden. Auch das Konzept von "Super-Blocks" soll mit Bürgern erarbeitet werden - in Barcelona wurden damit Verkehrsadern und einzelne verkehrsberuhigte Viertel klar getrennt.
Die Regelung der kostenfreien ersten Stunde in städtischen Parkhäusern wackelt. Sie wird "bis Ende 2020 beibehalten. Danach werden die Auswirkungen auf den ruhenden und fließenden Verkehr mittels Verkehrszählung evaluiert", heißt es im Koalitionspapier von SPD, Grünen, ÖDP und Volt im Stadtrat.
Die Lange Straße soll zur Flaniermeile werden und hat nach dem Willen der Koalition als Verkehrsader langfristig ausgedient. Kurzfristig soll eine Aufwertung zusammen mit Bürgern erarbeitet werden.