Zweiter Chefwechsel in einem Jahr - Nestlé unter Druck
Autor: Christiane Oelrich, dpa
, Dienstag, 02. Sept. 2025
Skandal, Kursverlust, frischer Wind? Die Entlassung von Laurent Freixe bringt Nestlé in die Bredouille. Nun soll der 49-jährige Philipp Navratil das Image des Konzerns retten und für Wachstum sorgen.
           
Der weltgrößten Nahrungsmittelkonzern Nestlé steckt nach dem zweiten Chefrausschmiss innerhalb von zwölf Monaten in Turbulenzen. Der Aktienkurs kam nach dem abrupten Abgang des Franzosen Laurent Freixe (63) an der Schweizer Börse zeitweise unter Druck.
Bei dem entlassenen Franzosen Freixe wurde als Grund eine romantische Beziehung zu einer ihm unterstellten Managerin genannt, die er verheimlicht haben soll. Das verstößt nach Unternehmensangaben gegen die ethischen Grundsätze der Firma. Allerdings war Freixe ohnehin nicht unumstritten. Investoren waren unzufrieden mit seinen Geschäftsergebnissen.
Freixe hatte seinen Vorgänger, den deutschen Manager und früheren Fresenius-Chef Mark Schneider erst vor einem Jahr abgelöst. Schneider musste im September 2024 gehen, weil der Verwaltungsrat mehr Wachstum wollte. Unter Schneider und Freixe war der Aktienkurs 2024 um fast ein Viertel eingebrochen. Freixes Bilanz 2025 war zuletzt zusätzlich ein leichtes Minus.
Der Neue ist relativ jung
Nun soll der Schweizer Philipp Navratil (49) es richten. Frischen Wind von außen bringt er allerdings nicht mit. Er hat wie sein Vorgänger einen Großteil seiner Karriere bei Nestlé absolviert. Navratil war seit 2001 zunächst in der internen Revision und zuletzt Chef des Kaffeegeschäfts Nespresso. Er ist seit Anfang Januar in der Konzernleitung.
David Hayes von der Investmentbank Jefferies, stellte prompt die Frage, warum Nestlé erneut einen Chef aus den eigenen Reihen berufen hat, anstatt sich Zeit für eine umfassende Bewertung interner und externer Kandidaten zu nehmen.
Verwaltungsratspräsident Paul Bulcke lobte aber Navratils «beeindruckende Erfolgsbilanz» und seine «dynamische Ausstrahlung». Die Firma wolle ihren strategischen Kurs unter Navratil beibehalten, aber das Tempo bei Wachstum und Effizienz steigern.
Was Analysten denken
Eine der ersten Aufgaben von Navratil werde es sein, Nestlé aus der Serie der negativen Schlagzeilen herauszuführen, meinte Jean-Philippe Bertschy, Analyst bei der Bank Vontobel. Er bezeichnete den Manager als «außergewöhnlich direkt, ehrgeizig und konsequent ergebnisorientiert.» Dass der neue Chef für Nestlé-Verhältnisse relativ jung sei, könne zunächst für Unsicherheit sorgen, meinte Analyst James Edwardes Jones von der kanadischen Bank RBC.