Bald drei Millionen Arbeitslose - Quo vadis, Arbeitsmarkt?
Autor: Michael Donhauser, dpa
, Donnerstag, 31. Juli 2025
Die Arbeitslosigkeit steigt im Juli saisonbedingt an. Die Grenze von drei Millionen dürfte im August überschritten werden.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland wird in wenigen Wochen die Schallmauer von drei Millionen durchbrechen. Nach 2,979 Millionen und einem saisonbedingt üblichen Anstieg im Juli halten Arbeitsmarktexperten dies für unausweichlich. Doch wo steuert der Arbeitsmarkt danach hin? Da gehen die Meinungen der Fachleute auseinander.
Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sieht die «Chance für eine Trendwende». Das Überschreiten der Drei-Millionen-Marke dürfte nur eine kurze Episode des Sommers 2025 darstellen, so seine Einschätzung vor wenigen Tagen.
Die Vorstandschefin der Bundesagentur für Arbeit, Andrea Nahles, zeigte sich bei der Vorstellung der Juli-Statistik am Donnerstag nicht ganz so optimistisch. Sie geht von einer signifikanten Erholung erst im Herbst 2026 aus. Zwar sei «die Talsohle des Pessimismus» wohl durchschritten, sagte sie in Nürnberg. Doch müssten die konjunkturstützenden Maßnahmen der Bundesregierung zunächst einmal Wirkung entfalten, ehe sie mit zeitlichem Nachlauf auf dem Arbeitsmarkt ankommen könnten.
Plus 65.000 im Juli
Im Juli ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland im Vergleich zum Vormonat um 65.000 auf 2,979 Millionen Menschen gestiegen. Das sind 171.000 mehr als im Juli 2024, teilte die Bundesagentur für Arbeit in Nürnberg mit. Die Arbeitslosenquote stieg im Vergleich zum Juni um 0,1 Prozentpunkte auf 6,3 Prozent.
Allein bei jungen Leuten bis 25 Jahre war im Juli ein Anstieg um mehr als 28.000 zu verzeichnen. Das liegt vor allem daran, dass in diesem Monat viele Ausbildungsverhältnisse enden und die jungen Menschen danach nicht immer gleich eine Anschlussbeschäftigung finden.
Die Quote ist in den Stadtstaaten Bremen (11,8 Prozent) und Berlin (10,3) weiterhin am höchsten, in den südlichen Bundesländern Bayern (4,0) und Baden-Württemberg am niedrigsten. Für ihre Statistik zog die Bundesagentur Datenmaterial heran, das bis zum 14. Juli vorlag.
Drei-Millionen-Grenze zuletzt 2015 überschritten
«Der Arbeitsmarkt steht weiter unter Druck. Der Sommer bringt keine Entspannung – dafür braucht es jetzt gezielte Impulse für Investitionen und Beschäftigung», sagte Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD). Dass der Beschäftigungszuwachs im Vergleich zum Vorjahr allein auf ausländische Arbeitskräfte zurückgeht, wertete sie als Zeichen gelingender Integration.