Wütende Bauern hindern Habeck am Verlassen einer Fähre
Autor: dpa
, Freitag, 05. Januar 2024
Bauern protestieren gegen die Pläne der Bundesregierung zum Abbau von Subventionen. Zwar kam die Ampel ihnen doch etwas entgegen. Doch Minister Habeck bekommt den Unmut dann ganz persönlich zu spüren.
Tumultartige Szene an der Nordsee: Wütende Demonstranten hindern am Donnerstag im schleswig-holsteinischen Schlüttsiel Passagiere einer Fähre daran, an Land zu gehen. Ein Teil der Blockierer versucht das Schiff der Wyker Dampfschiffs-Reederei zu erstürmen. Ihr Wut richtet sich gegen den aus dem Norden stammenden Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Einige Polizisten mit Pfefferspray und das gerade noch rechtzeitige Ablegemanöver des Kapitäns verhindern Schlimmeres. Doch wer steckt hinter der Aktion?
Schleswig-Holsteins Bauernverband distanziert sich klar von der Aktion in Nordfriesland. Präsident Klaus-Peter Lucht treibt die Entwicklung um. «Wir merken, dass wir unterwandert werden sollten», sagt der Funktionär. Der Protest der Landwirte richte sich gegen die geplanten Kürzungen der Bundesregierung. Mit der Aktion in Schlüttsiel habe der Verband nichts zu tun. Gewalt lehne er ab. «Wir wissen wirklich nicht, wer das organisiert hat.»
Der Unmut der Landwirte sei angesichts der Kürzungspläne der Bundesregierung groß, sagte Lucht. Die Vorfälle am Anleger hätten viele von ihnen aber aufgeweckt, denn so gehe es nicht. Die meisten Kollegen lehnten das Geschehene ab: «Nur einige wenige sagen: Das war alles richtig.»
Landwirte distanzieren sich
Auch der Vorsitzende des kleinen Landwirte-Verbands Land schafft Verbindung (LSV), Stefan Wendtland, sagt, man habe mit den Protesten in Schlüttsiel nichts zu tun. Er habe aber mit einem Teilnehmer aus der ersten Reihe gesprochen. «Da gab es unschöne Szenen.» In der Menschenmenge sei demnach ein gewisser Druck entstanden. Die Demonstranten hätten die Fähre aber nicht stürmen wollen.
Der Fähranleger liegt in der kleinen Gemeinde Ockholm. Dort gab es bereits frühzeitig Hinweise auf die Aktion. Initiiert worden sei das Ganze über die sozialen Medien, sagt Bürgermeister Matthias Feddersen. Die Gemeinde habe sich erkundigt, weil kursierende Infos, wonach sich Habeck vor Ort mit Bauern treffen wolle, für Fake News gehalten worden seien. Schließlich hätten sie die Polizei informiert. «Man kann ihn ja nicht ins offene Messer laufen lassen.»
Habeck äußert sich nach dem Vorfall beunruhigt über die Entwicklung: «Was mir Gedanken, ja Sorgen macht, ist, dass sich die Stimmung im Land so sehr aufheizt.» Protestieren sei in Deutschland ein hohes Gut. «Nötigung und Gewalt zerstören dieses Gut.»
Nach Polizeiangaben befinden sich bei Ankunft der Fähre bis 300 Menschen an dem Anleger, die Stimmung beschreiben die Beamten als angespannt. «In den sozialen Medien wurden Aufrufe zur Demonstration am Fähranleger Schlüttsiel verbreitet, an welchem Herr Dr. Habeck am Nachmittag eintreffen sollte», berichtet die zuständige Polizeidirektion Flensburg.