Wüst-Rückzieher in K-Frage - kann Söder davon profitieren?
Autor: Alexander Milesevic, Agentur dpa
Düsseldorf, Montag, 16. Sept. 2024
Die Diskussion um die K-Frage treibt die CDU um. Friedrich Merz hat nun einen prominenten Unterstützer. Der Chef des größten Landesverbandes nimmt sich aus dem Rennen.
Die K-Frage der Union wird mutmaßlich zwischen Friedrich Merz und Markus Söder entschieden. Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst zieht sich "aktuell und unter den gegebenen Umständen" aus dem Rennen zurück und steht somit nicht für eine Kanzlerkandidatur zur Verfügung. Gleichzeitig versprach er Merz seine Unterstützung.
Im Rennen um die Kanzlerkandidatur der Union ist damit nur noch eine Entscheidung zwischen Merz und Söder zu treffen. Klar ist, dass der CDU-Vorsitzende Merz das Erstzugriffsrecht innehat. Zwar spricht einiges dafür, dass er es machen will, er lässt sich jedoch nicht in die Karten schauen.
Zeitpunkt der Entscheidung in K-Frage offen
CSU-Chef Söder zeigt sich hingegen weniger zurückhaltend, wie er insbesondere beim Gillamoos-Volksfest am Tag nach den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen deutlich machte. Damals formulierte der bayerische Regierungschef ziemlich offen seine Ambitionen: "Für mich ist Ministerpräsident das schönste Amt. Aber ich würde mich nicht drücken, Verantwortung für unser Land zu übernehmen."
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Der genaue Zeitpunkt und das Verfahren, wie die Entscheidung getroffen wird, bleiben weiterhin unklar. Merz sprach stets vom "Spätsommer", in dem er und Söder ihre Entscheidung bekannt geben würden. Der meteorologische Herbst begann jedoch schon am 1. September und der kalendarische wird am 22. September um 14.43 Uhr eintreten, also kurz vor dem Schließen der Wahllokale in Brandenburg. Einige Stimmen in der Union, wie die von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, sprechen inzwischen vom "Frühherbst" als wahrscheinlichen Zeitpunkt der Entscheidung.
Es wird als wahrscheinlich angesehen, dass die Entscheidung kurz nach der Brandenburg-Wahl fallen wird. Dennoch sollen auch bei der CDU die Landesvorsitzenden einbezogen werden.
Wüst unterstützt Merz und teilt gegen Bundesregierung aus
Mit Wüst hat Merz nun einen wichtigen Unterstützer aus den Reihen der Landesvorsitzenden. Er habe darum gebeten, Merz zu unterstützen, sagte Wüst nach einem Vorstandstreffen der NRW-CDU in Düsseldorf. "Nur einer starken und geeinten Union im Bund wird es auch gelingen, die Ampel abzulösen. Als Vorsitzender des größten Landesverbandes der CDU ist es meine Pflicht, diese Geschlossenheit zu fördern und zu sichern", sagte Wüst. "Deswegen habe ich heute dem Landesvorstand der CDU Nordrhein-Westfalen mitgeteilt, dass ich aktuell und unter den gegebenen Umständen für die Kanzlerkandidatur der Union bei der Bundestagswahl 2025 nicht zur Verfügung stehe." Seine Aufgaben lägen in NRW.
Bevor Wüst zu seinen entscheidenden Worten kam, umriss er die jüngsten politischen Entwicklungen, darunter den Anschlag in Solingen und die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen. In NRW habe die Landesregierung gezeigt, dass politische Lösungen gefunden werden können. Daher müsse es das Ziel sein, die "schlechteste Bundesregierung in seiner 75-jährigen Geschichte" abzulösen.