Wüst irritiert bei "Anne Will" mit Aussage zur Impfpflicht: "Ein Zeichen für die Geimpften?"
Autor: Redaktion
Berlin, Montag, 24. Januar 2022
Die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht in Deutschland zieht sich weiter in die Länge. In der Talkshow von Anne Will sprachen sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst und Justizminister Marco Buschmann deutlich dafür aus - obwohl Wüsts Begründung dafür sichtlich irritierte.
Das Thema Corona nimmt kein Ende, auch nicht in der ARD-Talkshow "Anne Will". In der Sendung am Sonntag (23. Januar 2022) ging es um die Frage "Mit welchem Plan geht Deutschland ins dritte Corona-Jahr?". Vor allem eine allgemeine Impfpflicht wurde unter den Gästen diskutiert.
Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi), Uwe Janssen, sieht vor allem ein Hindernis in Hinblick auf eine allgemeine Impfpflicht: die fehlende digitale Kompetenz in Deutschland. Daten zu Patienten sind digital nicht verfügbar. "Wir haben keinerlei Informationen, das ist besseres Brieftauben-Niveau", so der Intensivmediziner.
"Besseres Brieftauben-Niveau": Impfpflicht könnte an fehlender Digitalisierung scheitern
Auch die Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Alena Buyx, bemängelte ein "unglaubliches Daten-Defizit". Man wisse immer noch nicht, wo sich Menschen am meisten ansteckten und wie schwer die Verläufe der Omikron-Infektionen seien. Eine Rechtfertigung der Corona-Impfpflicht konnte sie sich allerdings vorstellen.
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) versprach Besserung bei der Digitalisierung, gestand aber auch ein: "Ein Land wie Griechenland hat innerhalb von ein bis zwei Jahren sein Gesundheitssystem digitalisiert." Die Kritik zum Umgang der Bundesregierung mit der Impfpflicht wehrte Buschmann ab.
"Wäre die FDP nicht Teil der Bundesregierung, hätte Olaf Scholz längst einen Gesetzentwurf vorgelegt", sagte die Journalistin und studierte Juristin, Helene Bubrowski. Buschmann verteidigte das Vorgehen, den Entwurf zur Impfpflicht den Bundestagsabgeordneten zu überlassen. Es handele sich um ein medizinethisches Thema, bei dem jeder im Bekanntenkreis merke, "wie viel Reibung und Hitze in der Debatte entsteht".
Corona-Impfpflicht erst für den Herbst: Justizminister verteidigt Vorgehen der Regierung
Für Buschmann sei das Ziel der Impfpflicht nicht die Veränderung der jetzigen Corona-Lage. "Wir machen das für den Herbst", so der Justizminister. "Das ist für jeden, der sich mit der Sache beschäftigt, von Anfang an klar gewesen." Intensivmediziner Uwe Janssen widersprach entschieden. Die Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitsbereich sei noch im vergangenen Jahr verabschiedet worden. "Was glauben Sie eigentlich, wie die sich fühlen?", so Janssen.
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Vor allem geimpfte Mitarbeiter seien "verschnupft". Sie versorgen vor allem ungeimpfte Menschen. "Die stellen sich die Frage: Wieso wird denn auf uns quasi mit dem Finger gezeigt? Wir sind jetzt die 'Bösen', die dafür sorgen, dass die Ungeimpften über 60, die Vulnerablen infiziert werden."