Woher das Geld für die Bahn nun kommen soll
Autor: Andreas Hoenig und Matthias Arnold, dpa
, Donnerstag, 14. Dezember 2023
Mit Milliardensummen soll das marode Bahnnetz wieder fit gemacht werden. Nach dem Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts ist unklar, woher das Geld kommen soll. Wird der Bund Anteile verkaufen?
Wie sanierungsbedürftig das deutsche Schienennetz ist, haben Fahrgäste im November erneut schmerzlich zu spüren bekommen. Nahezu jeder zweite Fernzug der Deutschen Bahn war im vergangenen Monat verspätet unterwegs - auch, weil Baustellen den Verkehr seit Jahren ausbremsen.
Die Bundesregierung will das ändern und das Schienennetz in den kommenden Jahren mit knapp 40 Milliarden Euro ertüchtigen. Doch diese Pläne hat das Bundesverfassungsgericht mit seinem Haushaltsurteil mächtig durcheinander gewirbelt.
Für die Modernisierung der Bahninfrastruktur standen plötzlich mindestens 12,5 Milliarden Euro infrage - als Folge des Urteils zum Klima- und Transformationsfonds (KTF). Wochenlang blieb unklar, ob die Regierung bei den geplanten Investitionen bleiben wird und wo das Geld herkommen soll. Seit Dienstagnacht steht fest: Bei den Ausgaben für die Schiene wird nicht gekürzt. Die Investitionen würden auf anderem Wege finanziert, teilte die Koalition am Mittwoch mit. Es gebe keine Einsparmaßnahmen bei der Bahn. «Die Modernisierung des Schienennetzes bleibt ein zentrales Anliegen der Koalition», teilte der SPD-Abgeordnete Detlef Müller mit.
Bisher war geplant, dass die Milliardensummen für die sogenannte Generalsanierung wichtiger Streckenkorridore in den kommenden Jahren unter anderem aus dem Kernhaushalt des Bundes kommen sollen - vor allem aus Einnahmen durch Ausweitung der Lkw-Maut. Dabei bleibt es. Zusätzlich hatte der Bund bereits eine Eigenkapitalerhöhung von 12,5 Milliarden Euro für die bundeseigene Deutsche Bahn AG beschlossen. Weitere 12,5 Milliarden Euro sollten aus dem KTF kommen.
Das hat sich nun geändert. Die Bundesregierung strebt statt der Mittel aus dem Fonds eine weitere Erhöhung des Eigenkapitals an, damit der Konzern die Investitionen selbst finanzieren kann, wie es aus Kreisen des Wirtschaftsministeriums hieß. Damit sei die «dringend notwendige Investitionsoffensive» in die Bahn weiterhin gesichert.
Option der Privatisierung
Eine Idee, woher das Geld kommen soll, gibt es bereits: «Wir werden Bundesbeteiligungen, die nicht länger nötig sind, privatisieren und die Erlöse nutzen, um die Deutsche Bahn zu stärken», hieß es aus Kreisen des Finanzministeriums. Der «Spiegel» berichtete, bei der Telekom wolle die Regierung wohl nur noch eine strategische Beteiligung von 25 Prozent zuzüglich einer Aktie halten. Bei der Post hingegen solle die Ampel planen, sich von mehr Anteilen zu trennen.
«Es ist gut und richtig, Bundesbeteiligungen auf den Prüfstand zu stellen», teilte der schienenpolitische Berichterstatter der FDP-Fraktion, Valentin Abel, auf Anfrage mit. «Insbesondere, wenn dadurch Mittel für die dringend notwendige Modernisierung unserer Infrastruktur freigesetzt werden.»