Nobelpreis ehrt Forschung zu stetigem Wirtschaftswachstum
Autor: Steffen Trumpf, dpa
, Montag, 13. Oktober 2025
Die diesjährigen Wirtschaftsnobelpreisträger haben anschaulich gemacht, wie sich anhaltendes Wirtschaftswachstum erklären lässt. Einer von ihnen geizt nicht mit Kritik an der US-Handelspolitik.
Drei in den USA und in Europa tätige Ökonomen werden für ihre Forschungen zum stetigen Wachstum von Volkswirtschaften mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Der prestigeträchtige Preis geht in diesem Jahr zur einen Hälfte an den israelisch-amerikanischen Wirtschaftshistoriker Joel Mokyr, zur anderen Hälfte an den Franzosen Philippe Aghion und den Kanadier Peter Howitt, wie die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekanntgab. Sie zeichnete das Trio damit für ihre Erklärung von innovationsgetriebenem Wirtschaftswachstum aus.
Während der nahezu gesamten Menschheitsgeschichte habe sich der Lebensstandard der Menschen von Generation zu Generation zunächst nur unwesentlich verändert, sagte der Vorsitzende des zuständigen Nobelkomitees, John Hassler, bei der Preisbekanntgabe. Stagnation sei der Normalfall gewesen, und gelegentliches, von großen Entdeckungen wie der Druckerpresse ausgelöstes Wachstum sei letztlich immer wieder verebbt.
Im Zeitalter des Wachstums
In den vergangenen rund 200 Jahren sei dies jedoch ganz anders gewesen, führte der schwedische Ökonom aus: Stetiges Wachstum mit immer neuen technologischen Innovationen wie neuen Medikamenten, sichereren Autos und nicht zuletzt dem Internet habe die lange herrschende Stagnation abgelöst.
«Im Laufe der Zeit hat dieser Prozess unsere Gesellschaften grundlegend verändert», sagte Hassler. «Veränderung, nicht Stagnation, ist zur neuen Normalität geworden.»
An dieser Stelle kommen die diesjährigen Nobelpreisträger ins Spiel: Mokyr (79), Aghion (69) und Howitt (79) hätten Antworten auf Fragen liefern können, wie sich nachhaltiges Wachstum auf Basis von Innovationen erklären lasse und welche Konflikte in einer Gesellschaft entstünden, wenn neue Dinge die alten ersetzten, erläuterte Hassler.
«Schöpferische Zerstörung» und was alte Handys damit zu tun haben
Mokyr habe mit seinen Beobachtungen die Faktoren identifiziert, die für stetiges Wachstum notwendig seien, Aghion und Howitt hätten wiederum das mathematische Wachstumsmodell der «schöpferischen Zerstörung» aufgestellt. Dabei geht es um einen endlosen Prozess, bei dem alte Produkte stetig durch neue und bessere ersetzt werden. Alte Telefone und Handys sind somit beispielsweise im Laufe der Zeit von hochmodernen Smartphones abgelöst worden - die in Zukunft wiederum von neuen, besseren Geräten vom Markt verdrängt werden.
«Mit dem Verständnis der Mechanismen der schöpferischen Zerstörung haben wir eine bessere Chance, dafür zu sorgen, dass das Wachstum anhalten kann und in die Richtung gelenkt wird, die der Menschheit nützt», sagte Hassler.