VW hat seit Freitagabend einen neuen Chef. Dass es kein Branchenfremder ist, ist nicht verwunderlich, meint unser Kommentator.
Die Welt der Autobauer ist eine ganz eigenwillige. Da wurde schon immer mit teils brutalen Methoden versucht zu sparen. Meist zu Lasten der Zulieferer. So gibt es Chefeinkäufer, die die Preise mit erpresserischen Methoden nach unten drücken.
Bei Volkswagen war das nicht anders. Ex-VW-Chef Martin Winterkorn wollte bei der Hausmarke VW bis 2017 fünf Milliarden Euro einsparen und die Produktion auf mehr Rendite trimmen. Ob er bei den Abgaswerten konkrete Forderungen gestellt hat, ist nicht bekannt. Jedenfalls haben einige seiner Mitarbeiter auf diesem Feld agiert. Eine Zielerfüllung um jeden Preis. Herausgekommen ist ein Milliardenschaden.
Diesen Schaden so gering wie möglich zu halten, ist nun die Aufgabe des neuen Chefs. Mit seiner offiziellen Entscheidung gestern hat der VW-Aufsichtsrat dem Konzern wieder ein Gesicht gegeben.
Kein branchenfremdes, aber das verwundert nicht: Ein Externer hätte dem Unternehmen langfristig auch nicht weiterhelfen können. Dazu ist die Branche zu speziell, sind technisches Verständnis und Kontakte in die Welt der Autobauer unabdingbar.
Worauf sich der neue Vorstandvorsitzende einlässt, ist momentan noch gar nicht abzuschätzen. Eine Aufarbeitung wird ihn und VW Monate kosten. Dringend erforderlich ist es, offen darzulegen, was technisch geht und was nicht.
Den Dieselmotor hat der Abgas-Skandal jedenfalls zu Unrecht in Verruf gebracht. Er läuft sauber, wenn auch nicht ganz so, wie von VW zuletzt behauptet. Es wird ihm wenig helfen. Der Skandal ist zugleich Schub für alternative Antriebe.