Wind- und Solar: Netzkosten sollen fairer verteilt werden
Autor: Helge Toben, dpa
, Freitag, 01. Dezember 2023
Die Bundesnetzagentur stellt einen Vorschlag zur Verteilung von Netzentgelten zur Diskussion. Dadurch würden Haushalte und Netzbetreiber entlastet werden.
Wie können bei der Energiewende die Kosten für den Ausbau der Strom-Verteilnetze gerechter verteilt werden? Die Bundesnetzagentur hat dazu am Freitag ihre Vorschläge in einem Eckpunktepapier zur Diskussion gestellt. Kernpunkt ist, dass Haushalte und Unternehmen in Regionen mit einem starken Ausbau von Wind- und Solarstromanlagen künftig bei den Netzentgelten entlastet werden sollen. Die dort höheren Ausbaukosten sollen auf alle Stromverbraucher in Deutschland umgelegt werden. «Die Energiewende ist eine Gemeinschaftsaufgabe, und Investitionen in die Netze kommen allen zugute. Wir wollen eine gerechtere Verteilung der Kosten erreichen», sagte Behördenpräsident Klaus Müller.
Umlage soll für alle Stromverbraucher gelten
Betroffen von der geplanten Neuregelung wären alle Stromverbraucher. Der Grund: Die Netzkosten werden über die Netzentgelte durch die Stromkunden finanziert. Diese Gebühren stehen bei allen Stromverbrauchern auf der Jahresrechnung.
Zur Einordnung: Bis Juli kostete laut Energiewirtschaftsverband BDEW eine Kilowattstunde Strom 2023 im Schnitt 46,27 Cent. Davon entfielen 9,52 Cent auf Netzentgelte, also ein gutes Fünftel. Dieser Wert ist jedoch von Verteilnetzbetreiber zu Verteilnetzbetreiber sehr unterschiedlich. Weil in weiten Teilen Nord- und Nordostdeutschlands oder im ländlichen Raum wegen des starken Erneuerbaren-Ausbaus viel in die Netze investiert wird, sind die Netzentgelte dort merklich höher als in anderen Regionen Deutschlands.
Große Unterschiede bei den Netzentgelten
Laut Netzagentur betragen die Entgelte in einigen Netzgebieten bis zu 15 Cent je Kilowattstunde. Andererseits gibt es Regionen, in denen sie unter 5 Cent liegen. «Diese Entwicklung hat über die Jahre eine nicht weiter hinnehmbare Dimension angenommen», so die Bundesnetzagentur. Sie würde sich mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren weiter verschärfen.
Nach Angaben des Vergleichsportals Verivox sind die Netzentgelte in den letzten fünf Jahren um rund 30 Prozent gestiegen. Das Portal wies auf die Netzentgelt-Unterschiede zwischen Stadt und Land hin. So zahlten Verbraucher in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern auf dem Land jeweils über 50 Prozent mehr für die Netzkosten als in der Stadt.
Entlastungen in Gebieten von 17 Netzbetreibern geplant
Laut den Eckpunkten wären derzeit 17 der insgesamt rund 870 Netzbetreiber berechtigt, ihre Mehrkosten auf alle Stromverbraucher umzulegen. Diese 17 Betreiber versorgten rund 10,5 Millionen Netzanschlüsse. «Bei ihnen würden die Netzentgelte um bis zu 25 Prozent sinken.» Sie lägen damit meist unter und nur zum Teil noch über dem Bundesdurchschnitt.
Vorschlag sieht bis zu 120 Euro Entlastung pro Haushalt vor
Die Bundesnetzagentur hat ausgerechnet, was ihr Vorschlag konkret für einen Durchschnitts-Haushalt im Gebiet der 17 Netzbetreiber bedeuten würde. Bei einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden würden solche Haushalte bis zu 120 Euro im Jahr einsparen. Im Einzelnen fallen die geplanten Entlastungen allerdings sehr unterschiedlich aus. So soll etwa das Netzentgelt beim Betreiber Fairnetz (Reutlingen) um weniger als 0,01 Cent je Kilowattstunde sinken und auf etwa 9,20 Cent verharren. Beim Betreiber Schleswig-Holstein Netz ist eine Entlastung um 3,34 Cent auf dann 11,95 Cent je Kilowattstunde geplant. Die Bundesnetzagentur betont, dass besondere Belastungen abgefedert werden sollen. «Gewisse Unterschiede bleiben bestehen», hieß es. Ob bei einem Netzbetreiber eine besondere Kostenbelastung vorliegt, soll zuvor in einem aufwendigen Verfahren ermittelt werden, und zwar jährlich.