Wie viele Ausstände schafft die GDL noch?
Autor: Fabian Nitschmann und Matthias Arnold, dpa
, Donnerstag, 25. Januar 2024
Tage, Wochen, Monate - wie lang mag sich die Tarifrunde der GDL mit der Bahn noch hinziehen, und wie oft wird dabei noch gestreikt? Das hängt auch davon ab, wie gut die Streikkasse gefüllt ist.
Tarifkonflikte und insbesondere Streiks sind immer auch ein Spiel mit der Ungewissheit. Im aktuellen Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn trifft diese Ungewissheit vor allem die Fahrgäste: Fährt die Bahn am nächsten Bundesliga-Spieltag Richtung Stadion? Gelingt die Anreise zur Verwandtschaft per Zug?
Damit verbunden stellen sich immer wieder diese Fragen: Wie lang kann die Lokführergewerkschaft GDL weiter streiken? Lässt sich ein Ausstand wie der aktuelle noch einmal wiederholen?
Vor allem die Antwort auf die Frage, wie gut die Streikkasse der GDL gefüllt ist, ist ein wohlgehütetes Geheimnis der Gewerkschaft. Es gibt einige Faktoren, die für die Streikausdauer der GDL entscheidend sind:
Blick in vorherige Tarifrunden
Zieht die GDL den momentanen Streik bis Montagabend durch, kommt sie in der laufenden Tarifrunde bereits auf so viele Streikstunden wie 2021. Damals rief die Gewerkschaft zu drei längeren Streiks auf, die sich im Güterverkehr auf etwas mehr als 260 Stunden summierten. Mit den beiden Warnstreiks 2023 und den beiden Streiks im laufenden Jahr sammelt die GDL bis Montagabend, 18.00 Uhr, 264 Streikstunden im Güterverkehr.
Dass die GDL damit für die laufenden Tarifrunde am Limit angekommen ist, lässt sich daraus aber nicht schließen. In einer sehr langwierigen Tarifrunde von September 2014 bis Mai 2015 streikte die GDL im Güterverkehr für mehr als 420 Stunden.
Streikgeld
Die Streikkosten einer Gewerkschaft entstehen vor allem beim Streikgeld, das den Streikenden gezahlt wird. «Wir zahlen 10 Euro pro Stunde und maximal 100 Euro Streikgeld pro Schicht, dann ist Schluss», sagte GDL-Chef Clasu Weselsky kürzlich in einem «Stern»-Interview. «Die Einbußen der Kolleginnen und Kollegen sind größer. Das wissen sie, aber sie können auch rechnen. Wenn sie anschließend eine Einkommenserhöhung von 150 oder 210 Euro monatlich mehr haben, wissen sie, für was sie streiken.» Streikgeld muss nicht versteuert werden.
Über die Streikbeteiligung wurde zuletzt wenig bekannt. Die GDL verhandelt bei der Bahn für rund 10.000 Beschäftigte. Selbst wenn nur die Hälfte dieser Beschäftigten regelmäßig gestreikt hat, dürften die Streikgeld-Kosten bei inzwischen mehr als 10 Arbeitskampftagen bereits in die Millionen gehen. Die Bahn kostet jeder Streiktag nach Konzernangaben 25 Millionen Euro.