Wie sich Merz als Kanzlerkandidat in Position bringt: Wer sollte für die CDU antreten?
Autor: Robert Wagner
Berlin, Donnerstag, 13. Februar 2020
Friedrich Merz hat sich als erster Kandidat aus der Deckung gewagt: Ja, er will für den CDU-Vorsitz kandidieren. Mit Spannung wird ein Auftritt von ihm am Donnerstagabend erwartet.
Nun also doch. Aus Sicht von Friedrich Merz könnte man sagen: endlich. Nach dem Rücktritt von Angela Merkel strebte Merz im Dezember 2018 mit Macht den Parteivorsitz der CDU an - und scheiterte. Nun ist es also soweit: Nach dem Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer am Montag, hinterlegte Merz am Mittwoch hochoffiziell sein Interesse am Parteivorsitz. Auch eine Kanzlerkandidatur scheint denkbar.
Wirklich still war es um Merz nie geworden, auch wenn er sich zeitweise sehr zurückhielt: Nach seiner Niederlage Ende 2018 traute er sich medienwirksam selbst ein Ministeramt zu. Im Herbst 2019 nahm er dann den nächsten Anlauf: Diesmal sollte es die Kanzlerkandidatur werden. Doch wieder scheiterte Merz an AKK - trotz guter Umfragewerte. Denn indem Kramp-Karrenbauer im Dezember am Parteitag offene die Machtfrage stellte, konnte sie ihren Kontrahenten den Wind aus den Segeln nehmen.
Merz nutzt Wahldesaster in Thüringen
Und dann kam die Wahl in Thüringen: Während anderen Politikern, beispielsweise Dorothee Bär, die Tragweite der Wahl Kemmerichs scheinbar nicht klar war und sie mit unpassenden Äußerungen auffielen, machte Merz anders Schlagzeilen: Er trat am Tag der schicksalsträchtigen Wahl von seinen Posten bei dem Finanzgiganten Blackrock zurück - weil nach eigener Aussage dazu beitragen wolle, "dass unser Land erfolgreich bleibt und zukunftsfähig wird". Ein Schelm, der eine Verbindung zwischen beiden Ereignissen behauptet.
Eine Woche später hat sich der ehemalige Unionsfraktionschef nun also als erster Kandidat aus der Deckung gewagt: Er will CDU-Vorsitzender werden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Berlin am Mittwochabend aus seinem engsten Umfeld. Merz sei entschlossen, zu kandidieren, wisse die Parteibasis hinter sich und fühle sich durch aktuelle Umfragen ermutigt, hieß es. Offen blieb zunächst, ob Merz sich damit auch um die Kanzlerkandidatur bewirbt.
Auch deshalb wird ein Auftritt von Merz am Donnerstagabend in Berlin (18.30 Uhr) mit Spannung erwartet. Das Thema bei einem Mittelstandsforum lautet: "Was nun Deutschland - (Aus-)Wege in eine gute Zukunft". Schon am Vormittag (10.00 Uhr) war im nordrhein-westfälischen Landtag eine Aktuelle Stunde zu den Folgen der Thüringer Landtagswahl auf Nordrhein-Westfalen geplant.
Laschet als Alternative?
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet gilt als weiterer möglicher Kandidat für den CDU-Vorsitz. Auch im Bundestag (13.35 Uhr) werden die Ereignisse in Thüringen Thema sein.