Wie groß wird der Bauernprotest? Landwirte planen Blockaden
Autor: Fabian Nitschmann, dpa
, Montag, 08. Januar 2024
Im Dezember erzeugten Landwirte mit Tausenden Traktoren in Berlin viel Aufmerksamkeit für ihre Kritik an der Bundesregierung. Nun gibt es bundesweit Aktionen, schwere Verkehrsbehinderungen inklusive.
Der Bauernverband trägt seinen Frust über die Bundesregierung seit der Vorweihnachtszeit auf die Straße. Ab Montag wollen die Landwirte mit einer Aktionswoche auf ihre Lage aufmerksam machen. Verbandspräsident Joachim Rukwied fordert die Koalition aus SPD, Grünen und FDP zur Rücknahme von Einsparplänen beim Agrardiesel auf. Am Donnerstag verkündete Nachbesserungen der Ampel hält er für unzureichend. Entsprechend wurde die Aktionswoche nicht abgesagt.
Die meisten Auswirkungen der Proteste dürften die Menschen im Straßenverkehr erleben: Viele Bauernverbände in den Bundesländern haben Straßenblockaden und andere Störungen angekündigt. Die Proteste werden von Mittwoch bis Freitag mit einem bundesweiten Streik bei der Bahn zusammenfallen, den die Lokführergewerkschaft GDL am Sonntagabend ankündigte. Die Deutsche Bahn will gerichtlich gegen die Streikpläne vorgehen.
In den sozialen Netzen wurde die Aktionswoche der Bauern auch wegen des erwarteten Streiks auf der Schiene fälschlich als Generalstreik beworben. «Der Deutsche Bauernverband distanziert sich aufs Schärfste von Schwachköpfen mit Umsturzfantasien, Radikalen sowie anderen extremen Randgruppen, die unsere Aktionswoche kapern und unseren Protest für ihre Anliegen vereinnahmen wollen», schrieb der Bauernverband dazu auf Instagram. Ein Generalstreik ist in Deutschland rechtlich so gut wie unmöglich. Im Bauernverband sind zudem Arbeitgeber organisiert - sie können zu Protesten aufrufen. Ein rechtlich geschützter Streik ist das aber nicht.
Was plant der Bauernverband?
Ab Montag machen die Landesbauernverbände mit zahlreichen Aktionen auf ihre Anliegen aufmerksam. Dazu zählen neben Kundgebungen und Demonstrationen auch Blockaden von Straßen und Autobahnauffahrten, langsamfahrende Kolonnen mit Traktoren und Autokorsos. Unter anderem in Bayern kündigten andere Branchen ihre Unterstützung an oder nutzen die Möglichkeit, gleichzeitig für ihre eigenen Anliegen auf die Straße zu gehen.
Die Aktionswoche soll am 15. Januar in einer Großdemonstration in Berlin gipfeln, zu der laut Polizei 10.000 Teilnehmer mit vielen Traktoren angemeldet sind.
Welche Auswirkungen sind zu erwarten?
Einige Kommunen wie die Stadt Hamburg warnten bereits vor einem Verkehrschaos. In Erfurt erwartet der Thüringer Bauernverband 900 Traktoren und andere Zugmaschinen zum Protest. Grundsätzlich haben die Landwirte allein aufgrund der Größe ihre Fahrzeuge leicht die Möglichkeit, den Verkehr erheblich zu stören.
Die konkreten Auswirkungen dürften regional sehr unterschiedlich sein. Während manche Landesverbände auch die Blockade von Autobahnauffahrten geplant haben, sehen andere von solchen Maßnahmen ab. In Brandenburg wurden die Lehrkräfte vorab aufgerufen, sich auf Distanzunterricht einzustellen, falls Schülerinnen und Schüler nicht zum Unterricht kommen könnten. Die meisten Aktionen dürften jeweils ein paar Stunden dauern, nicht aber den gesamten Tag. Vor allem am Vormittag sind die größten Auswirkungen zu erwarten.