Wie erkläre ich meinen Kindern, dass manche Leute Menschen "wie uns" deportieren möchten?
Autor: Anna Villmeter
Franken, Montag, 22. Januar 2024
Am Wochenende haben hunderttausende Menschen gegen Rechts demonstriert. Auch unsere Kollegin Anna Villmeter. In ihrem Kommentar erklärt sie, warum.
Dieser Text ist ein persönlicher Kommentar unserer Kollegin Anna Villmeter. Sie arbeitet als Online Marketing Managerin für inFranken.de und kommentiert regelmäßig für uns aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen oder gibt Einblicke in ihre persönlichen Erfahrungen.
Im Kleinkindalter kam sie aus Schweden nach Deutschland und besitzt bis heute keine deutsche Staatsangehörigkeit. Sie ist hier aufgewachsen, zur Schule gegangen, hat ihre Ausbildung hier absolviert, gearbeitet und ihre Kinder hier geboren. Deutsch ist - wie sie selbst sagt - ihre zweite Muttersprache, Deutschland auch ihre Heimat.
"Ich bin Ausländerin"
Auf dem Papier gehöre ich laut bpb.de zu den ca. 14 % "Ausländerinnen und Ausländern" in Deutschland. Viele in meinem Freundeskreis haben Migrationshintergrund. Ich persönlich finde das wunderbar, so viele Menschen mit verschieden kulturellen Hintergründen zu kennen und mit ihnen gemeinsam leben zu können. Das ist doch ein großes Privileg!
Im Jahr 2024 zu hören, ziemlich genau 91 Jahre nach der Machtergreifung der NSDAP, dass es Leute in Deutschland gibt, die Menschen mit Migrationshintergrund deportieren lassen möchten, schockt mich und macht mich unglaublich wütend.
Am Wochenende ging ich gemeinsam mit tausenden von Menschen gegen rechts auf die Straße. "Ich will nicht nur demonstrieren, ich muss!" erklärte ich meinen Kindern. Doch wie soll ich meinem Sechsjährigen erklären, dass es Leute gibt, die uns nicht hier haben wollen? Wegschauen ist keine Option. Nicht nur, weil ich "Ausländerin" bin, sondern weil es darum geht, wie wir als Gesellschaft in Zukunft zusammenleben wollen.
Schweigen und zusehen ist keine Option
Wer weiterhin glaubt, dass die sogenannten "Protestwähler" keine wirkliche Gefahr für die Gesellschaft darstellen, wird in der Zukunft unter Umständen damit leben müssen, Freundinnen und Freunde zu verlieren. Die werden nämlich vielleicht gar nicht mehr hier sein dürfen oder wollen!
Aktuell ist es wichtiger denn je, auch im "echten Leben" Stellung zu beziehen. Wir müssen im Freundeskreis, mit unseren Nachbarn und der Familie darüber sprechen, dass Fremdenhass keinen Platz hat. 1933 machten die Menschen schon einmal den Fehler, dass sie es aussitzen wollten und wegschauten. "Das können die ja gar nicht machen!". Und wir wissen alle, wie das ausging.