Wie Elektrolyseure die Energiewende ermöglichen
Autor: Helge Toben, dpa
, Donnerstag, 08. Februar 2024
Was machen Wasserstoff-Elektrolyseure eigentlich und warum sind sie für die Energiewende so wichtig? Viele Anlagen sind geplant. Experten halten ihren Betrieb für «weitestgehend ungefährlich».
Klimaneutral erzeugter Wasserstoff soll im künftigen Wirtschaftssystem eine zentrale Rolle spielen. Als Energieträger soll er in neuen Gaskraftwerken Strom erzeugen, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht. In der Industrie soll er etwa bei der Stahlherstellung Kohlenstoff ersetzen und so große Mengen klimaschädliches Kohlendioxid vermeiden. Denn das Abfallprodukt ist jeweils schlichtes Wasser.
Das Problem: Benötigt werden riesige Mengen. Sie sollen in besonderen Maschinen erzeugt werden, sogenannten Elektrolyseuren. Sie spielen auch eine Rolle in den zum Wochenanfang veröffentlichten Eckpunkten der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung. Unter anderem sollen Bau und Betrieb von Elektrolyseuren erleichtert werden, heißt es darin.
Was ist ein Elektrolyseur?
Ein Elektrolyseur ist ein Hightech-Gerät, in dem ein Stoff mithilfe von Strom in seine Bestandteile zerlegt wird. Geht es um die Gewinnung von Wasserstoff, ist der Ausgangsstoff Wasser. Wasser besteht chemisch aus Wasserstoff und Sauerstoff. Die chemische Formel lautet H₂O, das bedeutet, jeweils ein Sauerstoff-Atom ist mit zwei Wasserstoffatomen verbunden. Wurde der eingesetzte Strom klimaneutral erzeugt, spricht man von grünem Wasserstoff. Zur Unterscheidung der Herstellungsweise werden ihm auch andere Farben zugeschrieben.
Was ist der Unterschied zu einer Brennstoffzelle?
Ein Elektrolyseur ist quasi eine umgekehrte Brennstoffzelle. Eine Brennstoffzelle nutzt Wasserstoff und Sauerstoff, um Strom und Wärme zu produzieren, erklärt das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. «Technisch gesehen sind Elektrolyseure und Brennstoffzellen also eng miteinander verwandt.»
Gibt es verschiedene Arten von Wasserstoff-Elektrolyseuren?
Ja. Aktuell werden vier Technologien unterschieden, so das Bundeswirtschaftsministerium: Die alkalische Elektrolyse (AEL), die Proton-Exchange-Membran Elektrolyse (PEM), die Anionenaustauschmembran-Elektrolyse (AEM) und die Hochtemperaturelektrolyse (HTEL). «Die alkalische Elektrolyse ist bereits seit über einem Jahrhundert bekannt und kommerziell nutzbar, die PEM-Elektrolyse stellt eine deutlich jüngere Technologie dar, die ebenfalls kommerziell einsatzbereit ist», erklärt das Ministerium. Gegenüber der AEL biete diese Technologie noch viel Potenzial für technische Entwicklungen und Kosteneinsparungen. Auch die AEM-Technologie sei geeignet, Wasserstoffproduktion aus regenerativem Strom in Zukunft massentauglich zu machen, heißt es weiter. Die HTEL befinde sich noch in der Pilotphase.
In welchen Größen gibt es Elektrolyseure?
Für die Größenordnung wird meistens angegeben, wie viel Strom eine Anlage maximal aufnehmen kann. Diese Leistungsaufnahme wird dabei in der Einheit Watt gemessen. Damit die Zahlen nicht so groß werden, setzt man die üblichen Vorsilben Kilo, Mega oder Giga davor. Ein Megawatt (MW) sind eine Million Watt. Auf dem Gelände des Shell Energy und Chemical Parks bei Köln steht beispielsweise eine 10 Megawatt-PEM-Anlage, die mit erneuerbaren Energien betrieben wird. Das Projekt heißt Refhyne.
Wie viel Wasserstoff können Elektrolyseure erzeugen?
Die Refhyne-Anlage (10 MW) kann jährlich bis zu 1300 Tonnen Wasserstoff produzieren. Der Anlagenbauer Thyssenkrupp Nucera geht nach früheren Angaben davon aus, dass sein 20-Megawatt-Modul bis zu 3100 Tonnen Wasserstoff jährlich produzieren kann.