Jaulen, Zittern, Aggressivität: Mysteriöses "Werwolf-Syndrom" befällt Hunde - EU-Land startet Rückrufe von Kauknochen
Autor: Strahinja Bućan, Agentur dpa
Hannover, Freitag, 17. Januar 2025
Immer mehr Hundebesitzer berichten von rätselhaften Anfällen bei ihren Vierbeinern. Tiermediziner sprechen mittlerweile vom "Werwolf-Syndrom" - und haben bereits eine Vermutung zur Ursache.
Es sind Bilder, die Angst machen: In Deutschland und anderen europäischen Ländern treten seit einigen Monaten gehäuft schwere neurologische Symptome bei Hunden auf. Die Tiere jaulten und bellten andauernd und laut, zeigten plötzliche Panikattacken und unkontrollierte Bewegungen, erklärte Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho). Teils komme es im späteren Verlauf zu epileptischen Anfällen.
Die Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule hat mit Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und die Tierneurologen derTiho haben auch verstörende Videos von betroffenen Hunden ins Internet gestellt. Dort bitten sie Hundebesitzer außerdem, an einer Umfrage zu dem Phänomen teilzunehmen. In einem Informationsblatt listen die Tiermediziner zudem folgende Symptome des "Werwolf-Syndroms" auf:
- Plötzliche Verhaltensänderungen und zeitweise unkoordinierte Bewegungsabläufe
- Episodische, plötzliche und extreme Aufregung, Panikattacken mit Heulen, Unruhe und Schreien
- Versuche, durch Fenster oder Türen zu entkommen
- Gelegentlich phasenweise plötzlich aggressives Verhalten
- Hinweise auf Halluzinationen bei einigen Patienten
- In späteren Phasen generalisierte epileptische Anfälle
Immer mehr Hunde vom "Werwolf-Syndrom" betroffen - sind giftige Kauknochen schuld?
Vermutet werde eine Vergiftung durch bestimmte, derzeit noch unbekannte Toxine in bestimmten Rinder-Kauknochen, erklärte die Tiermedizinerin. Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch andere Produkte betroffen sind. Klar sei, dass es sich um ein europaweites Problem handelt - und dass es weiterhin andauert. "Aus Frankreich wurden gerade erst neue Fälle gemeldet."
In Finnland, den Niederlanden und Dänemark gab es bereits Rückrufe für bestimmte Produkte verschiedener Marken. Die niederländische Lebensmittel- und Warenaufsichtsbehörde (NVWA) zum Beispiel warnte vor bestimmten Kauknochen der Marke "Barkoo". Sie seien im Land durch Online-Shops des Unternehmens Zooplus vertrieben worden, teilte die Behörde zum Jahresende mit. Die Kauknochen stünden im Verdacht, schwere neurologische Störungen bei Hunden zu verursachen, die Untersuchungen dazu liefen. Betroffen sind folgende Produkte:
- Barkoo Käsesorte natur 29 cm, 570 Gramm mit drei Kauknochen, Code 1148655, MHD 04.2027 3200PF027, Barcode 4260077047292
- Barkoo Kauknochen, geknotet, natur, 11 cm, 150 Gramm mit drei Kauknochen, Code 1148592, MHD 07.2027 3200PF027, Barcode 4260077046875
- Barkoo Kauknochen geknotet, 24 cm, 150 Gramm mit drei Kauknochen, Barcode 4260077046899, Code 1148657, MHD 05.2027 3200PF027
- Barkoo Kauknochen geknotet mit Spirulina 12 cm, 180 Gramm mit drei Kauknochen, Barcode 4260077047261, Code 1148654, MHD 06.2027 3200PF027
Rückruf von Kauknochen - gefährliche Toxine entdeckt
Kauknochen der Marke "Barkoo" sind auch in Deutschland bei "Zooplus.de" und dem Discounter-Ableger "Bitiba.de" erhältlich. Von dem in Dutzenden europäischen Ländern aktiven Unternehmen gab es auf Anfrage zunächst keine Rückmeldung dazu, wo überall die entsprechenden "Barkoo"-Produkte vertrieben wurden oder noch werden. In Dänemark rief der Hersteller Chrisco kürzlich vorsorglich bestimmte Kauprodukte für Hunde zurück, die in verschiedenen Märkten im ganzen Land verkauft worden seien. Hintergrund seien Berichte über Verhaltensänderungen bei Hunden, die die Produkte fraßen, hieß es.