Weihnachtsmärchen im Theater Bamberg
Autor: Irmtraud Fenn-Nebel
Bamberg, Montag, 19. November 2012
Das Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater zeigt die "Mini-Oper " Schneeweißchen und Rosenrot als Weihnachtsmärchen.
Einseifen und die Schwester an den Zöpfen ziehen: Jippie! Da müssen die Kinder natürlich lachen. Und wenn dann die Erwachsenen, selbst wenn's nur ein oller Wicht ist, solche Sachen sagen wie blöde Ziege und dumme Pute (sorry, liebe Tiere), ja, dann hat das Theater das junge Publikum auf seiner Seite. Den ersten 250 Kindern, die gestern die Premiere des Weihnachtsmärchens "Schneeweißchen und Rosenrot" im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater gesehen haben, hat's jedenfalls gefallen.
Intendant Rainer Lewandowski (Texte) und Konrad Haas (Songs) haben eine komprimierte Fassung des Grimm'schen Märchens auf die Bühne gebracht, die so geht: Die unzertrennlichen Schwestern Schneeweißchen (Aline Joers) und Rosenrot (Sybille Kreß) wohnen mit ihrer Mutter (Iris Hochberger) in einem einsamen Häuschen im Wald.
Mit dem Teppichklopfer auf den Po
Eines Tages bekommen sie Besuch von einem Bären (Stephan von Soden), der - man ahnt es gleich - kein Bär ist. Legt der sich einfach auf die Ofenbank und will Winterschlaf halten! Er kennt die Schwestern schlecht. Schwups schubsen sie den Dickbatz 'runter und hauen ihm mit dem Teppichklopfer auf den Po. Klar, dass die Kinder bei solchen Szenen johlen. Am Ende darf der Bär dann doch seinen Winterschlaf im Häuschen halten.
Immer dieser Wicht!
Erst als der Frühling kommt, muss er weiterziehen. Das verliebte Schneeweißchen ist gar traurig über den Abschied. Ablenkung bringt ein Zwerg (Eckhart Neuberg) mit chronisch schlechter Laune, dem die Schwestern immer wieder über den Weg laufen. Das ist der, der die Ausdrücke sagt und sogar auf frängisch - wieder sehr zur Freude der Kinder - a weng flucht. Das muss er, wo Schneeweißchen und Rosenrot ihm doch zweimal seinen heiligen Bart abschneiden! Und das müssen wiederum sie, weil er sich den Bart doch ständig einzwickt! Irgendwann taucht natürlich auch der Bär, der keiner ist, wieder auf. Er will mit dem Zwerg, der ihn verzaubert hat, abrechnen. Und am Ende: Wird alles gut, wie es sich für ein Märchen nun mal gehört.
Schönes Bühnenbild
Abgesehen vom guten Ende sind vor allem die Inszenierung (Irmgard Lübke) und das Bühnenbild (Ausstattung: Jens Hübner, Requisite: Jochen Mischner und Wolfgang Diroll) gut. Mit der Drehbühne verwandelt sich die Fassade von Mutters und der Schwestern Waldhäuschen flugs in die Küche der Drei oder verschwindet ganz. Haushohe, ausgesägte Bäume mutieren mit der entsprechenden Beleuchtung vom Winter- zum Sommerwald. "Toll" raunen die Kinder, als die Klauen eines riesigen Adlers herabschweben, um den Zwerg von der Bühne zu pflücken. Einmal - es wird das einzige Mal bleiben - stehen die kleinen Zuschauer auch auf, weil sie sehen wollen, ob der Zwerg aus dem Orchchestergraben wirklich einen Fisch 'rausangelt.
Viel Gesang, wenig Interaktion
Ansonsten sieht es mit der Interaktion etwas mau aus. Im Gegensatz zu früheren Märchen aus der (langjährigen) Kooperation von Lewandowski und Haas haben die Kinder dieses Mal wenig Möglichkeiten, sich einzubringen oder mal etwas hineinzurufen. Dabei tun Kinder das ganz gern, was die Schauspieler von Kindermärchen manchmal zu spontanen Änderungen im Text oder Ablauf eines Stücks zwingt. Nicht so bei Schneeweißchen und Rosenrot - dafür wird in der "Mini-Oper" einfach zu viel gesungen. Die Schauspieler geben zur beschwingten Musik (Klavier: Konrad Haas; Querflöte und Saxophon: Ursula Hansen; Akkordeon und Percussion: Agata Kubiak) stimmlich alles, so richtig zum Nachsingen sind die Lieder aber nicht. Früher waren mehr Ohrwürmer.
Fast 50 Vorstellungen
Bis zum 21. Dezember wird das Stück fast 50 Mal - ein-, zwei oder drei Mal pro Tag - gezeigt. Das bedeutet für die Protagonisten "unkünstlerische" Auftrittszeiten, sagt Theatersprecher Dirk Müller und schmunzelt. Zum Ausgleich fürs frühe Aufstehen treffen sich die Schauspieler zum gemeinsamen Frühstück im Theater und stimmen sich aufs Stück ein. Ihr Lohn sind bis zu 400 aufgeregte Kinder pro Vorstellung, die über die blöde Ziege, die Schneeballschlacht und den Klaps auf des Bären Popo herzlich lachen werden und sich freuen, wenn sich Schneeweißchen und der Bär, der keiner ist, endlich kriegen.
Termine und Karten
Das Märchen "Schneeweißchen und Rosenrot" wird bis zum 21. Dezember im Bamberger E.T.A.-Hoffmann-Theater gezeigt. Die Vorstellungen unter der Woche sind für Kindergärten und Schulen, Familienvorstellungen im freien Verkauf finden an zwei Sonntagen im Dezember statt.
Die Familienvorstellung am 2. Dezember ist ausgebucht, für die Vorstellungen im freien Verkauf am Sonntag, 16. Dezember (14, 16 und 18 Uhr), gibt es noch Karten an der Theaterkasse unter Tel. 0951/873030, E-Mail: kasse.theater@stadt.bamberg.de.