Druckartikel: Weihnachtsbaum-Verbot in Kita? Einrichtung erhält massive Drohungen

Weihnachtsbaum-Verbot in Kita? Einrichtung erhält massive Drohungen


Autor: Strahinja Bućan

Hamburg, Freitag, 08. Dezember 2023

Kinder einer Hamburger Kita müssen in diesem Jahr auf einen Weihnachtsbaum verzichten - aus Gründen der Religionsfreiheit. Die Einrichtung ist deshalb massiven Drohungen ausgesetzt. Der Träger zeigt sich entsetzt - räumt aber zugleich eine "unglückliche Formulierung" ein.


Adventskranz, Plätzchen und Weihnachtsbaum - das gehört für viele ganz einfach zum Advent dazu. Ein Elternbrief der Hamburger Kita "Mobi" im Stadtteil Eimsbüttel hat nun deutschlandweit zahlreiche Gemüter in Wallung gebracht. Darin wird den Eltern verkündet, dass es in diesem Jahr keinen Weihnachtsbaum in dem Kindergarten geben werde. "Wir haben uns im Team dagegen entschieden, da wir kein Kind und seinen Glauben ausschließen wollen", zitiert die Hamburger Morgenpost das Schreiben.

Schnell war von "Cancel Culture" die Rede. "Das ist sehr schade. Der Baum ist in einem christlichen Land doch ein Symbol für die Weihnachtszeit", zitiert die Bild einen Vater, der sein Kind gerade in die Kita brachte. "Ein Baum gehört in Deutschland einfach zur Weihnachtszeit dazu. Ich finde es traurig, dass die Kinder in dieser Kita keinen haben können", so wiederum eine Großmutter. 

Weihnachtsbaum in deutscher Kita verboten? Träger reagiert nach "Shitstorm"

Auch politisch hat das "Weihnachtsbaum-Verbot" in der Hamburger Wellen geschlagen - unter anderem Bayerns Ministerpräsident Markus Söder äußerte sich. "Das ist absurd. Haben wir denn keine anderen Probleme? Zu Weihnachten gehört ein Weihnachtsbaum", schrieb der CSU-Chef auf Instagram. 

Die Wahrheit ist: Einen Christbaum oder gar christliche Traditionen verboten hat die Kita keinesfalls. "Auch in diesem Jahr gibt es in allen Finkenau-Einrichtungen (auch in der Kita Mobi) wieder viele weihnachtliche Bräuche wie Adventskalender, Adventskränze, Weihnachtsbäume und in einigen Kitas sind sogar Wichtel eingezogen", schreibt der Träger "Stiftung Kindergärten Finkenau" in einer Stellungnahme. Auch seien die Räumlichkeiten der jeweiligen Einrichtungen mit Tannenzweigen, Kugeln und Lichterketten geschmückt. 

Einen Weihnachtsbaum habe es in der zehnjährigen Geschichte der Kita "Mobi" indes nur dreimal gegeben - und in diesem Jahr eben nicht. "Wie bei uns seit über 47 Jahren üblich, entscheiden die Teams (gemeinsam mit den Kindern), wie sie die Einrichtung schmücken wollen", schreibt der Träger, der in der Hansestadt rund 30 Kindergärten betreibt. So präzisierte der Vorstand gegenüber Medien, dass dies heuer auch aus organisatorischen Gründen nicht geklappt habe. "Dieses Jahr gab es dann eine Anfrage aus dem Elternrat, ob es einen Baum geben könnte. Da gab es aber schon die anderen Pläne und dann hat das Team entschieden, das reicht", zitiert die Bild Vorstandsmitglied Linda Köster.

Kita stellt richtig: Darum gibt es heuer keinen Weihnachtsbaum

Die Kita räumt aber ein, dass eine "unglückliche Formulierung zur kultursensiblen Haltung" in eine falsche und undifferenzierte Berichterstattung gemündet habe. Aber: "Im Sinne des Bildungsbereichs soziale und kulturelle Umwelt (Hamburger Bildungsempfehlungen für Kitas), lernen die Kinder neben den christlich geprägten Festen auch andere kulturelle Gepflogenheiten kennen." Dies sollte laut dem Kita-Träger in einer weltoffenen Stadt wie Hamburg selbstverständlich sein.

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Man wolle in Zukunft für mehr Klarheit sorgen, da es im Umgang mit religiösen Festen zu Missverständnissen kommen könne. Jedoch sei man "zutiefst erschüttert darüber, dass unsere Kita und wir als Träger seither mit massiven rassistischen Drohungen, persönlichen Beleidigungen, Anschuldigungen und Erpressungsversuchen konfrontiert sind."

Wer in diesem Jahr einen Weihnachtsbaum für sein Zuhause sucht, dürfte etwas tiefer in die Tasche greifen. Fichte, Tanne und Co. sollen heuer nämlich deutlich teurer werden.