Jüdischer Student verletzt: «Niederträchtiger Angriff»
Autor: dpa
, Montag, 05. Februar 2024
Ein jüdischer Student landet mit Knochenbrüchen im Gesicht im Krankenhaus. Laut Polizei wird ein Mitstudent verdächtigt. Berlins Regierungschef Wegner positioniert sich.
Sein zertrümmertes Gesicht will Lahav Shapira nicht zeigen - im Interview mit dem israelischen Sender N12 ist der 30-Jährige nur von hinten zu sehen, als er seine Geschichte erzählt. Der jüdische Student der Freien Universität Berlin kam in der Nacht zum Samstag verletzt ins Krankenhaus. Ein propalästinensischer Kommilitone soll ihn auf offener Straße in Berlin-Mitte geschlagen und getreten haben. Das Entsetzen ist groß.
Der Fall gilt nicht nur als erneuter Beleg für die Anfeindungen gegen Juden in Deutschland seit dem Massaker der Hamas in Israel vom 7. Oktober. Nicht nur als Zeichen für die bitteren Konflikte auf den Straßen wie auch an den Berliner Universitäten. Das Opfer ist zudem Enkel eines der Ermordeten des Olympia-Attentats von München 1972 und Bruder des Comedian Shahak Shapira.
«Dieser niederträchtige Angriff macht mich fassungslos», schrieb Berlins Regierungschef Kai Wegner auf der Plattform X, vormals Twitter. «Jüdische Menschen müssen sich in Berlin überall sicher fühlen - auch an unseren Universitäten!»
Was die Polizei über die Tat bekanntgab
Die Berliner Polizei hatte unter der Überschrift «Streit zwischen Studenten eskaliert» von dem Fall berichtet. «Zwischen dem 30-jährigen Mann jüdischen Glaubens, der proisraelische Ansichten in den sozialen Medien vertreten soll, und dem 23-jährigen Studenten, der eine propalästinensische Einstellung haben soll, habe sich zunächst ein Streitgespräch entwickelt», hieß es im Polizeibericht.
«Im Verlaufe des Streits soll der Jüngere den Älteren unvermittelt mehrmals ins Gesicht geschlagen haben, sodass dieser stürzte. Auf den am Boden liegenden Mann soll der Kontrahent dann eingetreten und schließlich über die Torstraße in Richtung Ackerstraße geflüchtet sein.» Der mutmaßliche Täter wurde gefasst. Wegen der möglichen politischen Motivation ermittelt inzwischen der Staatsschutz, wie eine Polizeisprecherin sagte. Geprüft werde auch eine mögliche antisemitische Motivation.
Lahav Shapira erzählte es in dem israelischen Fernsehinterview so: «Er hat mir plötzlich einen Fausthieb von der Seite gegeben, und dann noch einen», sagte der Verletzte im Krankenhaus. «Dann habe ich das Gleichgewicht verloren. Ich habe versucht aufzustehen, und dann hat er mir ins Gesicht getreten.» Anschließend sei der Angreifer weggerannt. Eine israelische Freundin, die den Vorfall miterlebt hat, berichtete dem israelischen Sender: «Ich war geschockt. Es war schrecklich. Und es ist alles so schnell passiert.»
Bruder des Opfers befürchtete Eskalation
Lahavs Bruder Shahak Shapira äußerte sich auf X noch eindeutiger: «Es gab keinerlei politische Debatte. Er wurde vom Angreifer in der Bar erkannt, dieser ist ihm und seiner Begleitung gefolgt, hat sie aggressiv angesprochen und ihm dann unangekündigt ins Gesicht geschlagen.»