Ausweg Fehlanzeige: Scholz' Beruhigungsrede zum Haushalt
Autor: den dpa-Korrespondenten
, Dienstag, 28. November 2023
Der Kanzler räumt ein Haushaltsproblem ein. Eine Lösung präsentiert er nicht - kündigt aber das Ende der Energiepreisbremsen an. Der Oppositionschef schmettert ihm entgegen: «Sie können es nicht».
Die Ampel-Koalition habe auch in der Haushaltskrise alles im Griff, das ist die Botschaft, die Kanzler Olaf Scholz bei seiner Regierungserklärung im Bundestag setzt. Politische Weichenstellungen und Wege aus dem Milliardenloch präsentierte der SPD-Politiker jedoch nicht.
Noch immer ist offen und heftig umstritten, wofür die Regierung im kommenden Jahr noch Geld ausgegeben kann. Die Energiepreisbremsen jedenfalls fallen laut Scholz weg. Die Opposition sprach ihm nach der Rede die Eignung als Bundeskanzler ab.
Nicht einmal habe der Bundeskanzler das für verfassungswidrig erklärte Schulden-Manöver bedauert - oder sich gar dafür entschuldigt, kritisierte CDU-Chef Friedrich Merz im Bundestag. Stattdessen schaue die Regierung hilflos zu, wie ihr Kartenhaus zusammengebrochen sei. AfD-Chefin Alice Weidel forderte personelle Konsequenzen. «Die Bürger haben in dieser Lage nicht auf Ihre Regierungserklärung gewartet, Herr Scholz, sondern auf Ihre Rücktrittserklärung», sagte sie.
Opposition hatte Scholz-Rede verlangt
Eigentlich verfolgt Scholz das Prinzip, dass sich ein Politiker nur dann öffentlich äußern sollte, wenn er etwas zu sagen hat. Doch Union und Linke hatten ihn gedrängt, zu dem Urteil Stellung zu nehmen, das die Regierung Mitte November kalt erwischt hatte.
Nun ein Beruhigungsversuch auf typische Scholz' Art - schon der zweite nach der am vergangenen Freitag veröffentlichten Videobotschaft. Den Bürgern sicherte der Kanzler verlässliche staatliche Leistungen zu. «In Ihrem Alltag hier und heute ändert das Urteil des Bundesverfassungsgerichts nichts - völlig unabhängig davon, ob Sie Kindergeld oder Bafög bekommen, eine Rente oder Wohngeld», versprach er. Die Regierung lasse niemanden allein mit den aktuell so geballten Herausforderungen.
Merz kritisiert Scholz als Technokraten
Dann beschrieb der Kanzler die technischen Konsequenzen aus dem Karlsruher Haushaltsurteil: Den Nachtragshaushalt mit Aussetzung der Schuldenbremse, mit dem die Regierung den Etat des laufenden Jahres reparieren will.
Oppositionschef Merz war das zu viel Haushaltsarithmetik - und zu wenig politische Richtungsweisung. «Sie sind ein Klempner der Macht. Ihnen fehlt jede Vorstellung davon, wie dieses Land sich in den nächsten Jahren weiter entwickeln soll», warf er Scholz vor. Im Vergleich zu früheren SPD-Kanzlern müsse man sagen: «Sie können es nicht.» Die Schuhe eines Bundeskanzlers seien ihm «mindestens zwei Schuhnummern zu groß».