Was wollen Bund und Länder in der Migrationspolitik ändern?
Autor: Anne-Beatrice Clasmann, dpa
, Mittwoch, 06. März 2024
In der Asylpolitik eint Bund und Länder ein gemeinsames Ziel: Sie wollen mehr Kontrolle und Flüchtlinge besser integrieren. Auch damit kritische Bürgerinnen und Bürger nicht in die Arme von Populisten laufen.
Die Regierungschefs der Länder haben mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) darüber gesprochen, wie es in der Migrations- und Asylpolitik weitergehen soll. Bei ihrem Treffen herrschte ungewöhnlich große Einigkeit. Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Was wurde beschlossen?
Neue Beschlüsse gibt es nicht. Es ging vielmehr darum, wie die bereits besprochenen Änderungen - etwa die Bezahlkarte für Asylbewerber und die Beschleunigung von Asylklageverfahren - konkret umgesetzt werden sollen. Außerdem wollten die Länderchefs den Druck aufrechterhalten, damit etwa rechtliche Prüfungen, ob Asylverfahren außerhalb der EU möglich wären, schneller vorangetrieben werden.
Warum jetzt schon wieder ein Treffen zu diesem Thema?
Ja, im November hatte die gleiche Runde schon einmal über Asyl- und Migrationspolitik beraten. Doch das Thema birgt schließlich auch gesellschaftlichen Sprengstoff - vor allem da, wo Kitaplätze und bezahlbare Wohnungen fehlen. Auch die Unterbringung einer größeren Zahl von Asylsuchenden in Gemeinden mit wenigen Einwohnern sorgt mancherorts für Spannungen. Meinungsforscher haben festgestellt, dass die Bereitschaft, geflüchtete Menschen aufzunehmen, zuletzt erheblich gesunken ist.
Geht es vor allem um Geld?
Nicht nur. Im November haben Scholz und die Ministerpräsidenten vereinbart, dass der Bund seine Zahlungen an die Länder erhöht. Mit einer Pro-Kopf-Pauschale von 7500 Euro pro Jahr für jeden, der erstmals in Deutschland Asyl beantragt, gibt es nun ein System, das eine automatische Anpassung an die Zahl der Asylbewerber vorsieht. Das war Ländern und Kommunen wichtig. Die Städte hätten gerne noch mehr Geld für Integrationsmaßnahmen. Das war bei dem kurzen Gespräch der Länder mit dem Kanzler aber wohl kein Thema.
Welche Hausaufgaben bleiben?
Bund und Länder haben vereinbart, Asylverfahren und Asylklageverfahren zu beschleunigen - damit Menschen ohne Bleiberecht Deutschland schneller wieder verlassen. Das soll auch Kapazitäten freimachen, damit diejenigen, die bleiben dürfen, mehr Unterstützung bekommen - zum Beispiel durch einen Sprachkurs oder bei der Suche nach einem Arbeitsplatz.
Für die Asylverfahren ist Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) verantwortlich, der das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) untersteht. Dort liegt die Verfahrensdauer aktuell durchschnittlich bei 7,2 Monaten. Laut Bundesamt dauerten die Verfahren, in denen sich Asylbewerber gegen einen Bescheid des Bamf juristisch zur Wehr setzen, im vergangenen Jahr alleine in der ersten Instanz durchschnittlich 20,7 Monate. Hier sind die Länder gefordert, denn diese Gerichte liegen in ihrem Verantwortungsbereich.
Inzwischen abgeräumt wurde das Thema Bezahlkarte für Asylbewerber. Die Ampel-Koalition hat sich dazu durchgerungen, eine von den Ländern geforderte bundesgesetzliche Regelung dafür auf den Weg zu bringen. Die Grünen waren anfangs dagegen. Wann genau die Karten, die Bargeldauszahlungen teils ersetzen sollen, verteilt werden, ist noch nicht klar.