Warum der Mindestlohn auf 15 Euro steigen könnte
Autor: Agentur dpa
Deutschland, Dienstag, 10. Sept. 2024
Könnte der Mindestlohn in den kommenden zwei Jahren auf bis zu 15 Euro steigen? Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat klare Vorstellungen - und er hat noch mehr vor.
Für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Deutschland soll der Mindestlohn in den kommenden zwei Jahren auf bis zu 15 Euro steigen. Das erwartet Bundesarbeitsminister Hubertus Heil als zwingende Konsequenz aus einem EU-Gesetz. "Davon werden übrigens 6 Millionen Menschen profitieren", sagte der SPD-Politiker im ARD-Morgenmagazin. Nach monatelangen Vorbereitungen legte er zudem den erwarteten Gesetzentwurf für verpflichtende Tariftreue für Firmen im Auftrag des Bundes vor.
Die gesetzliche Lohnuntergrenze liegt heute bei 12,41 Euro brutto pro Stunde. Zum 1. Januar 2025 steigt der Mindestlohn auf 12,82 Euro - gemäß bereits gefällter Beschlüsse. Heil: "Und dann wird im Jahre 2026 der Mindestlohn zwischen 14 und 15 Euro liegen." Die Anhebung des Mindestlohns hatte nicht mit der Inflation Schritt gehalten. Zuletzt ist die Teuerungsrate in Deutschland aber auf 1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat gefallen.
Dank neuer EU-Vorgaben: Mindestlohn bald 15 Euro?
In einem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief an die Mindestlohnkommission kündigt Heil an, er halte die neuen EU-Vorgaben als erreicht an, wenn das Gremium die Vorgabe von einem Mindestlohn von 60 Prozent des mittleren Lohns berücksichtige. Bis 15. November sei die EU-Mindestlohn-Richtlinie in nationales Recht umzusetzen.
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In seinem Schreiben an die Kommissionsvorsitzende Christiane Schönefeld erläutert Heil: "Bei der Ermittlung der 60-Prozent-Schwelle sind die Lohndaten von Vollzeitbeschäftigten zugrunde zu legen." Er fordert: "Der Mindestlohnkommission kommt es nun zu, diese europäischen Vorgaben mit Leben zu füllen."
In der Kommission verhandeln Spitzenvertreterinnen und -vertreter von Gewerkschaften und Arbeitgebern über die Erhöhungsschritte. Sie machen der Regierung regelmäßig Vorgaben, die das Arbeitsressort dann per Verordnung umsetzt.
Bundesarbeitsminister Heil: "Letzte Erhöhung war zu niedrig"
Beim jüngsten Erhöhungsschritt hatten die Arbeitgeber mit der Stimme der unabhängigen Vorsitzenden die Gewerkschaften überstimmt. Das hatte der gesetzlich verankerten Kommission viel Kritik von der Arbeitnehmerseite eingebracht. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte gefordert, dass die Mindestlohnkommission künftig wieder einvernehmlich entscheiden solle.
Der in der Kommission vertretene Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die ebenfalls dem Gremium angehörende Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) geben bereits einen Vorgeschmack darauf, wie hart hinter verschlossenen Türen die Debatten ausfallen dürften.