Warum das 365-Euro-Ticket Quatsch ist und ein kostenloser Nahverkehr der Umwelt mehr schadet als hilft
Autor: Robert Wagner
Berlin, Donnerstag, 05. Sept. 2019
Ein Euro am Tag, oder gar umsonst: Der ÖPNV soll billiger werden. Das könnte der Umwelt mehr schaden, als helfen. Im Zentrum der Debatte sollte vielmehr ein Begriff stehen, den Politiker meiden, wie der der Teufel das Weihwasser. Ein Kommentar.
365 Euro im Jahr, einen Euro am Tag - für diesen geringen Obolus sollen die deutschen Bürger in Zukunft den Öffentlichen Nahverkehr nutzen dürfen. Klingt gut, oder? Ist aber ziemlicher Quatsch - vor allem, wenn man den Klimaschutz im Blick hat.
Erklärtes Ziel der Politik: CO2-Emissionen senken
Die Forderung geistert seit geraumer Zeit durch die politische Landschaft: Um dem Klimawandel entgegenzutreten, muss der Personenverkehr runter von der Straße, raus aus dem privaten Auto - und rein in Bus und Bahn. Das Ziel: Die CO2-Emissionen (pro Kopf) senken. Dass dabei den Bürgern sogar noch mehr Geld in der Tasche bleibt, als zuvor, kann als zusätzlicher Vorteil begriffen werden. Dass Klima schützen und die Menschen finanziell entlasten - was will man mehr? Das klingt doch nach einer klassischen Win-Win-Situation. Oder als stamme die Idee aus dem feuchten Traum eines beliebigen Bundespolitikers.
Das 365-Euro-Ticket ist kontraproduktiv
Davon abgesehen, dass das Geld für ein solches 365-Euro-Ticket natürlich trotzdem irgendwo her kommen muss: Aus rein ökologischer Sicht ist ein 365-Euro-Ticket oder gar die kostenlose Nutzung des Nahverkehrs eher kontraproduktiv - und passt gerade deshalb perfekt in unsere moderne Gesellschaft.
Denn Umweltpolitik zu Beginn des 21. Jahrhunderts bedeutet häufig, dass man irgendetwas als umweltschädlich verdammt, um dann ein neues, scheinbar umweltfreundlicheres Produkt im großen Stil zu verkaufen - und dadurch noch mehr Energie und Ressourcen zu verbrauchen und Müll zu produzieren.
E-Scooter als Perversion des Umweltschutzes
Bis zur Perversion getrieben, kann man dies gerade bei E-Scootern beobachten: Als umweltfreundliche Alternative zum Auto wurde es angepriesen. Stattdessen werden Roller statt Rädern oder ÖPNV verwendet - oder auf Strecken genutzt, die die Menschen zuvor zu Fuß gingen. Dass ergibt, gelinde gesagt,kaum Sinn. Dabei hat man dann die Produktions- und die laufenden Betriebskosten der E-Scooter noch nicht einmal mitbetrachtet.