Vorsicht Preiserhöhung: Rekord bei «Shrinkflation»
Autor: Christian Rothenberg, dpa
, Donnerstag, 18. Januar 2024
Verbraucherschützer beklagen so viele versteckte Preiserhöhungen wie nie. Neue gesetzliche Vorgaben könnten Verbraucher künftig besser vor Täuschungen schützen.
Bis Ende des Jahres kostete der 1000-Gramm-Beutel Milchreis im Supermarkt noch 2,29 Euro. Dann wurde die Packung kleiner und teurer. Kunden müssen seitdem für 800 Gramm 2,99 Euro berappen. Eine satte Erhöhung um mehr als 60 Prozent.
Der Milchreis, hergestellt von der Euryza GmbH, ist nur ein Beispiel von vielen. Weniger Inhalt zum gleichen oder sogar zu einem höheren Preis, das Phänomen wird als «Shrinkflation» bezeichnet.
Der Trend weitet sich aus. Die Verbraucherzentrale Hamburg meldet einen Rekord, es gebe so viele «Mogelpackungen» wie noch nie. 2023 haben die Verbraucherschützer 104 Produkte neu aufgenommen, 2022 waren es 76. Insgesamt stehen mehr als 1000 Artikel auf der Liste.
Armin Valet, Lebensmittelexperte der Verbraucherzentrale, konzentriert sich bei der Suche auf Lebensmittel und Drogeriewaren. Im Laufes des Monats kürt er erneut die Mogelpackung des Jahres.
Valet berichtet von einem Domino-Effekt. So beginne ein Markenhersteller damit, ein Produkt zu schrumpfen, andere folgten dann dem Beispiel. Das Vorgehen ist bei Herstellern beliebt, weil Kunden die versteckte Preiserhöhung nicht so schnell bemerken.
Umfrage: 77 Prozent der Verbraucher für Kennzeichnung
Handelsexperten wie Martin Fassnacht und Kai Hudetz bestätigen den Trend. «Die Kosten sind für Hersteller und Händler gestiegen. Jetzt stellt sich die Frage, wie die gestiegenen Kosten von Herstellern an Händler und von Händlern an Verbraucher weitergegeben werden», sagt Fassnacht von der Wirtschaftshochschule WHU Düsseldorf.
Hudetz vom Institut für Handelsforschung verweist darauf, dass der Anteil der betroffenen Produkte bei fast 15.000 gelisteten Artikel in einem klassischen Supermarkt vergleichsweise gering sei. Viele Verbraucher ärgern sich dennoch.