Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
Autor: Andreas Hoenig, Fabian Nitschmann und Matthias Arnold, dpa
, Freitag, 15. August 2025
Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher arbeiten?
Unpünktliche Züge, marodes Schienennetz, rote Zahlen - die Probleme bei der Deutschen Bahn sind immens. Noch ist nicht bekannt, wer die Nachfolge von Bahn-Chef Richard Lutz antritt, spekuliert wird aber fleißig, etwa über DB-Regio-Chefin Evelyn Palla, Ex-Finanzminister Jörg Kukies und Michael Peter, Chef von Siemens Mobility.
Egal, wer es wird: Es warten große Herausforderungen, die sich nicht in kurzer Zeit werden lösen lassen. Die Bahn dürfte erst einmal eine Dauer-Baustelle bleiben - und das unter besonderer Beobachtung der Politik und leidgeplagten Kunden. Ein Überblick über die Herausforderungen des Lutz-Nachfolgers:
Die Pünktlichkeit und die Kundenzufriedenheit
Die Pünktlichkeit ist das Dauerthema bei der Bahn und das Dauerärgernis für die Fahrgäste. Im Fernverkehr wurden zuletzt nicht einmal zwei Drittel der Halte pünktlich erreicht. Allzu oft fallen zudem Züge aus oder sind überfüllt, während andernorts nur selten einer fährt. Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder will am 22. September eine neue Bahn-Strategie vorstellen, zu der er bisher wenig verrät. Doch der Titel gibt schon einen Hinweis, wo der Fokus liegen wird: «Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene.»
«Die Bahn muss pünktlich, sicher und sauber sein», sagte Schnieder am Donnerstag. Zudem müsse der Konzern «schneller, schlanker, schlagkräftiger und auch wirtschaftlicher» werden. Derzeit sei die Lage «dramatisch».
«Jetzt suchen wir das passende Personal, um das umzusetzen.» Idealerweise könne der oder die neue Vorstandsvorsitzende bis zum 22. September gefunden und dann gemeinsam mit der Strategie präsentiert werden.
Die Infrastruktur
Die Bahn führt marode, hoch belastete Strecken als Hauptgrund für die unpünktlichen Züge an. Deswegen sollen rund 40 besonders belastete Strecken bis 2036 einer Generalsanierung unterzogen werden. Das Motto: keine schrittweise Sanierung im laufenden Betrieb, sondern monatelange Vollsperrungen für umfassende Modernisierungen. Der Anfang wurde im vergangenen Jahr auf der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim gemacht, derzeit wird die Strecke Hamburg-Berlin grundlegend saniert. Für Fahrgäste bedeutet das zunächst monatelange Belastungen.
Einige Verkehrsexperten kritisierten das Konzept zuletzt vor allem wegen der Vollsperrungen, in der Branche wird der Ansatz aber weitestgehend mitgetragen. Der neue Bahnchef kann das bestehende Konzept fortführen - sofern er auch in den kommenden Jahren das Geld dafür locker machen kann.