Von Opa-Unterwäsche zum Trend: So soll Feinripp cool werden
Autor: Aleksandra Bakmaz, dpa
, Montag, 29. Sept. 2025
Von der Unterwäsche der Großväter zum Style-Piece? Feinripp gilt als Textil der deutschen Alltagskultur. Traditionshersteller müssen aber um die junge Zielgruppe kämpfen.
Kaum ein Stoff ist so tief mit deutscher Alltagskultur verknüpft wie Feinripp. 1923 brachte der Wäschehersteller Schiesser die elastische, formstabile Struktur auf den Markt und prägte damit Generationen. Feinripp gilt als Chiffre für Verlässlichkeit – doch auch als Sinnbild der Spießigkeit. Wie entstaubt man also das Image, um bei der jungen Generation zu punkten?
Im Jubiläumsjahr zum 150-jährigen Bestehen des Unternehmens will Schiesser Feinripp aus dem Wäscheschrank der Eltern in die WGs und Studentenbuden holen. 80 Prozent der aktuellen Schiesser-Kundschaft sind 40 bis 60 Jahre alt. Der Hersteller will die Sichtbarkeit bei den Jüngeren deutlich erhöhen.
Das Unternehmen gehört seit 2012 dem israelischen Textilkonzern Delta Galil. Laut Geschäftsführung konnte Schiesser im Geschäftsjahr 2024 wachsen und über 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften.
Wäsche soll Lifestyle-Produkt werden
Die Traditionsmarke vom Bodensee will künftig verstärkt auf Influencer setzen. «2025 haben wir zwei große Creator-Events in Radolfzell umgesetzt, Content für alle Kanäle produziert und unsere Ikone, das gerippte Tanktop, als Style-Piece neu inszeniert», sagt Geschäftsführerin Sonja Balodis. Es gehe nicht darum, eine Person als Leitfigur zu finden. «Wir setzen bewusst auf eine wechselnde Auswahl an Charakteren.»
Doch nicht nur die Werbung, sondern auch die Unterwäsche an sich soll zeitgemäßer werden. Übersetzt bedeutet das für die Produkte: «moderne Silhouetten, cleane Looks und limitierte Kollektionen», erklärt Balodis, die den Hersteller seit diesem März leitet. «Die Jubiläumskollektion zeigt genau das Prinzip: Tradition trifft Zeitgeist, ikonische Rippe in frischen Interpretationen.»
Branche mit stabilem Wachstum
Der Wäschemarkt in Deutschland zeigt sich trotz anhaltender Krisen und Kaufzurückhaltung stabil. Laut einer Analyse des Handelsforschungsinstituts IFH Köln und der BBE Handelsberatung verzeichnete die Branche zuletzt ein leichtes Wachstum. Besonders gefragt sind Premium-Segmente und Loungewear - also Kleidung für Zuhause, während klassische Basics nach wie vor verlässlich laufen.
Mehr als 5,6 Milliarden Euro konnte die Branche im vergangenen Jahr dem Bericht nach umsetzen. Das ist rund ein Prozent mehr als im Vorjahr. Auch für 2025 rechnen die Marktexperten mit einem moderaten Wachstum von 1,1 Prozent. Herrenwäsche macht demnach nur knapp die Hälfte der Umsätze, die mit Damenwäsche erwirtschaftet werden.