Streik begonnen - große Einschränkungen im Bahnverkehr
Autor: dpa
, Mittwoch, 24. Januar 2024
Verwaiste Bahnhöfe, genervte Fahrgäste: Der vierte und längste Streik der GDL hat begonnen. Seit dem Morgen müssen Kundinnen und Kunden der Bahn damit klarkommen, dass kaum ein Zug fährt.
Mit ihrem vierten Arbeitskampf im laufenden Bahn-Tarifstreit legt die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) erneut weite Teile des Bahnverkehrs in Deutschland lahm. Bis Montagabend soll der Ausstand dauern. Fast sechs Tage lang müssen sich Fahrgäste und auch die Wirtschaft auf weitreichende Einschränkungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr einstellen. Dass es der letzte Arbeitskampf im aktuellen Tarifkonflikt ist, gilt als unwahrscheinlich. Zu unversöhnlich ist derzeit der Ton zwischen der Bahn und der GDL, zu weit auseinander liegen ihre Positionen.
Streit um Arbeitszeit prägt den Konflikt
Knackpunkt der Verhandlungen ist die Forderung der GDL nach einer Absenkung der Arbeitszeit für Beschäftigte im Schichtbetrieb. Vor allem Lokführer und Zugbegleiter sind in der GDL organisiert. Ihre Wochenarbeitszeit soll von 38 auf 35 Stunden sinken, ohne, dass sie auf Geld verzichten müssen. In einem Schreiben an die Deutsche Bahn hat die Gewerkschaft die Forderungen weiter konkretisiert.
«Die Vorschläge orientieren sich an den Tarifabschlüssen, die wir in den vergangenen Wochen mit unseren Tarifpartnern erzielen konnten», heißt es in dem Schreiben, das die GDL am Mittwoch veröffentlicht hat. Die Arbeitszeitreduzierung soll demnach stufenweise umgesetzt werden, der letzte Schritt soll zum 1. Januar 2028 erfolgen.
Die Bahn lehnte die Vorschläge der GDL als Grundlage für weitere Verhandlungen ab. Es handele sich lediglich um die «Wiederholung altbekannter Maximalforderungen», sagte eine Sprecherin am Mittwochmorgen. «Was die Deutsche Bahn AG macht, ist nichts anders als die wiederholende Ablehnung aller Forderungen», kritisierte GDL-Chef Claus Weselsky am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin». Die Bahn bewege sich nur millimeterweise.
Auf die Frage, wann die Gewerkschaft wieder verhandeln werde, sagte der Gewerkschafter: «Sobald die Deutsche Bahn vom hohen Ross herunter kommt.» Dem Magazin «Stern» sagte der GDL-Chef zur Länge des Bahnstreiks: «Das ist verhältnismäßig, das ist zulässig, das ist rechtmäßig.» Zur Kritik an seiner Person sagte er: «Es ist nicht so, dass der Weselsky streikt. Zehntausende Eisenbahnerinnen und Eisenbahner streiken in diesen sechs Tagen.»
Verkehrsminister fordert Schlichtung
Schon nach der zweiten Verhandlungsrunde hatte die GDL die Gespräche mit der Bahn für gescheitert erklärt. Seit November wurde nicht mehr verhandelt. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) forderte die Gewerkschaft am Mittwoch auf, über eine Schlichtung mit einem externen Vermittler zu einer Lösung zu kommen.
Er erwarte von der Gewerkschaft, dass sie Verantwortung übernehme und an den Verhandlungstisch komme, sagte der FDP-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk. «Und wenn das so festgefahren ist, dass man offensichtlich nicht mehr miteinander reden kann, dann brauchen wir dringend eine Mediation oder ein Schlichtungsverfahren.» Allerdings schätzt auch der Minister die Chancen für eine Schlichtung derzeit als gering. Die GDL lehnt ein solches Verfahren weiterhin ab.