Kind in Haus festgehalten: Tagelanger SEK-Einsatz endet mit einem Toten - viele Fragen offen

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Über 34 Stunden hat ein bewaffneter Mann ein kleines Dorf in Westbrandenburg in Atem gehalten. Nun ist er tot - und viele Fragen sind offen. Hat sich der Mann am Ende selbst umgebracht? Oder wurde er bei dem Einsatz erschossen?

Update vom 13.11.2023, 6.45 Uhr: Ermittlungen nach dem Großeinsatz in Brandenburg laufen

Es waren dramatische Szenen in einer kleinen Gemeinde 100 Kilometer westlich von Berlin: Über 34 Stunden hat sich ein bewaffneter Mann in der Gemeinde Milower Land in einem Haus verschanzt. Einen Tag nach dem Einsatz, an dessen Ende der Mann tot auf dem Dachboden gefunden wurde, laufen die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat auf Hochtouren.

Vieles ist noch unklar - unter anderem, ob der Verdächtige von den Einsatzkräften erschossen wurde oder ob er sich selbst umbrachte. Die Staatsanwaltschaft Potsdam leitete deshalb ein Todesermittlungsverfahren ein. Das Ergebnis der Obduktion wird nach Aussage von Polizeisprecherin Kerstin Schröder für die kommenden Tage erwartet.

Auch die Verwandtschaftsverhältnisse zwischen den Beteiligten sind noch nicht geklärt. Zudem laufen Ermittlungen zu dem Fund einer Vielzahl an Waffen auf dem Grundstück und im Haus, auch eine Handgranate wurde dort entdeckt.

Kind befreit - zwei Männer und Mutter auch im Haus

Der Einsatz hatte am Freitagnachmittag (10. November) um 13.45 Uhr begonnen, als Polizisten in Vieritz in der Gemeinde Milower Land eintrafen, um einen Gerichtsbeschluss zu vollstrecken und ein Kind dem Jugendamt zu übergeben. Wegen möglicher Kindeswohlgefährdung waren auch Spezialeinheiten der Polizei beteiligt. Doch es gelang nicht, das Kind aus dem Haus zu holen. Zwei Männer verschanzten sich dort, auch das Kind und seine Mutter waren im Haus.

Am Freitagabend gelang es den Einsatzkräften zunächst, einen der beiden bewaffneten Mann zu überwältigen, als dieser vor die Tür des Hauses trat. Er wurde verhaftet und in die JVA Wriezen gebracht. In der Nacht zum Samstag konnten dann auch Mutter und Kind das Haus verlassen. Das Kind wurde dem Jugendamt übergeben. Doch ein Mann hielt sich mit Waffen weiter im Haus auf, es kam zu Schusswechseln zwischen dem Verdächtigen und den Beamten.

Am Samstagabend gelang es den Einsatzkräften dann, in das Gebäude vorzurücken. Auch ein gepanzertes Fahrzeug kam zum Einsatz. Am Sonntag dann gegen 0.30 Uhr konnten Polizisten schließlich zu dem Mann vordringen, den sie leblos im Dachgeschoss des Hauses fanden. Ein Notarzt konnte nur seinen Tod feststellen.

Update vom 12.11.2023, 7.55 Uhr: SEK-Einsatz nach 34 Stunden beendet - Verdächtiger tot aufgefunden

Nach rund 34 Stunden ist ein Großeinsatz der Polizei wegen eines bewaffneten und in einem Haus im Landkreis Havelland verschanzten Mannes zu Ende gegangen. Der Verdächtige sei gegen 0.30 Uhr in der Nacht auf Sonntag im Dachgeschoss des Gebäudes in der Gemeinde Milower Land von den Einsatzkräften aufgefunden worden, sagte eine Polizeisprecherin. Ein Notarzt habe nur noch den Tod feststellen können. Die genauen Umstände des Todes müssten nun geklärt werden. Offen blieb zunächst, wie der Mann zu Tode kam.

Der laut Polizeiangaben "hochgradig aggressive" Verdächtige hatte in der Nacht zu Samstag und am Samstagabend mehrere Schüsse aus dem Haus heraus und in dem Haus abgegeben. Über Stunden versuchten die Einsatzkräfte vergeblich, Kontakt zu ihm aufzubauen. Zuletzt konnten sie in das Haus im Ortsteil Vieritz vordringen. Was sich dort in der Nacht konkret ereignete, blieb zunächst ebenso offen wie das Motiv des Schützen.

Nun würden die Sicherung des Tatorts und die kriminaltechnischen Untersuchungen eingeleitet, teilte die Polizei mit. Alle Straßensperren im Ort würden aufgehoben, jedoch bleibe der Tatort weiträumig abgesperrt.

Neben dem Mann hatten sich in dem Haus ursprünglich auch ein Kind, dessen Mutter sowie ein weiterer Verdächtiger befunden. Die am Freitagnachmittag angerückte Polizei unterstützte mit ihrem Einsatz das Jugendamt bei der Durchsetzung eines Beschlusses des Amtsgerichts. Wegen anzunehmender Kindeswohlgefährdung wurden auch Spezialeinheiten zum Einsatzort beordert.

Mutter und Kind konnten in der Nacht auf Samstag in Sicherheit gebracht werden. Die Frau war aus dem Haus getreten, um das Kind dem Jugendamt zu übergeben. Dabei wurden Schüsse aus dem Gebäude heraus abgegeben. Verletzt wurde nach Polizeiangaben niemand.

Schon am Freitagnachmittag war einer der beiden Männer festgenommen worden, als er bewaffnet aus dem Gebäude kam. Das Amtsgericht Potsdam erließ Haftbefehl, der Verdächtige wurde in die JVA Wriezen gebracht. Der andere verschanzte sich hingegen bis zum Ende des Einsatzes in dem Haus. Details zu seiner Person gab die Polizei auch in der Nacht zu Sonntag nicht preis.

Die Lage war den ganzen Samstag über unübersichtlich geblieben, auch wenn die Polizei von einer statischen Situation sprach. Gegen Mittag gab es eine Detonation und ein gepanzertes Fahrzeug der Polizei setzte sich in Bewegung. Woher die Detonation rührte, war auch Stunden später weiterhin offen.

Beim Vorrücken stellten die Einsatzkräfte mehrere Waffen sicher. Auf dem Wohngelände und im Haus seien Schusswaffen, Munition und weitere gefährliche Gegenstände wie eine Handgranate gefunden worden, sagte eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Samstagabend. Es sei davon auszugehen, dass sich noch weitere Schusswaffen im Besitz des Mannes befänden.

Die Polizei hatte Anwohner dazu aufgerufen, in ihren Häusern zu bleiben. Einige von ihnen zeigten sich beunruhigt, der Bürgermeister der Gemeinde Milower Land rief zu Besonnenheit auf. Das Dorf liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Brandenburg an der Havel.

Update vom 11.11.2023, 13.51 Uhr: Kind und Mutter in Sicherheit - doch SEK-Einsatz dauert an

Seit rund 24 Stunden ist die Polizei mit einem Großaufgebot inklusive Spezialkräften in Brandenburg im Einsatz - ein Mann mit einem Kind soll Schüsse abgegeben haben. Einsatzkräfte waren am Freitag um 13.45 Uhr im Ortsteil Vieritz eingetroffen, der kleine Ort liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Brandenburg an der Havel. Ersten Erkenntnissen zufolge befanden sich dort in einem Haus am Nachmittag vier Personen: der Verdächtige und ein weiterer Mann sowie das Kind mit seiner Mutter. In der Nacht soll diese aus dem Haus getreten sein und das Kind dem Jugendamt übergeben haben.

Zudem erfolgte am späten Freitagnachmittag eine Festnahme, wie eine Sprecherin der Polizeidirektion West am Samstag der Deutschen Presse-Agentur sagte. Einer der Männer sei mit einer Waffe aus dem Haus getreten und von Polizisten überwältigt worden. Verletzt wurde den Angaben zufolge niemand. Laut der Sprecherin hält sich der andere Mann weiter in dem Gebäude auf. Die Schüsse sollen von ihm abgegeben worden sein.

Ein dpa-Reporter berichtete am Samstagmittag von einer Detonation vor dem Haus. Ein Panzerfahrzeug habe sich Richtung Gebäude in Bewegung gesetzt. Die Polizei wollte einen Zugriff auf Nachfrage zunächst nicht bestätigen. Den Angaben nach hatte es einen Beschluss des Amtsgerichts gegeben, angeregt vom Jugendamt. Dutzende Rettungskräfte und zahlreiche Einsatzwagen der Polizei waren am Samstag weiter vor Ort.

Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst noch unklar. Auch Details zur bewaffneten Person wollte ein Sprecher der Polizei am Vormittag zunächst nicht mitteilen.

Die Gemeinde Milower Land hat rund 4400 Einwohner, im Ortsteil Vieritz leben rund 300. Der Ort befindet sich an der westlichen Brandenburger Grenze zu Sachsen-Anhalt.

Update vom 11.11.2023, 11.40 Uhr: Nach Schüssen auf Polizei eine Person festgenommen

Nach Schüssen eines bewaffneten Mannes mit einem Kind auf die Polizei aus einem Wohnhaus in Brandenburg ist eine Person festgenommen worden. Das sagte die Sprecherin der Polizeidirektion West, Kerstin Schröder, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Die Person war im Haus gewesen, der Sprecherin zufolge hält sich aber noch eine weitere Person in dem Gebäude auf.

Der Einsatz im Ort Vieritz in der Gemeinde Milower Land dauert nach rund 21 Stunden noch an. Auf Bildern waren Dutzende Rettungskräfte und zahlreiche Einsatzwagen der Polizei zu sehen. Auch ein gepanzertes Fahrzeug war vor Ort.

Die genauen Hintergründe des Vorfalls sind weiter unklar. Bewohner, die von außen kommend in das Gebiet wollten, wurden abgewiesen und gebeten, sich andere Unterkünfte oder Aufenthaltsorte zu suchen, da die Polizei "Handlungsspielraum" brauche.

Ursprüngliche Meldung vom 11.11.2023: Bewaffnete Person mit Kind in Haus verschanzt - SEK rückt an

Nach Schüssen einer bewaffneten Person mit einem Kind auf die Polizei dauert der Einsatz im Landkreis Havelland nach rund 20 Stunden noch an.

Das sagte eine Sprecherin der Polizei am Samstagvormittag (11. November 2023). Das Kind konnte ihren Angaben nach in der Nacht gegen 1 Uhr in die Obhut des Jugendamtes übergeben werden. Dies sei nicht gewaltsam erfolgt, betonte sie. Details dazu nannte sie zunächst nicht.

Bewaffnete Person mit Kind schießt auf Polizei - Kind befreit

Die bewaffnete Person hält sich demnach weiterhin in dem Wohnhaus auf. Die Polizei beschrieb die Einsatzlage als unverändert. Verletzt wurde bis zum Vormittag demnach niemand.

Einsatzkräfte waren am Freitag um 13.45 Uhr in Vieritz eingetroffen, der kleine Ort liegt etwa 20 Kilometer nordwestlich von Brandenburg an der Havel. Wegen anzunehmender Kindeswohlgefährdung waren auch Spezialeinheiten der Polizei zum Einsatzort in den Ortsteil der Gemeinde Milower Land angerückt. Unterstützt wurden sie von Polizisten aus Berlin.

Den Angaben nach hatte es einen Beschluss des Amtsgerichts gegeben, angeregt vom Jugendamt. Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst noch unklar. Auch Details zur bewaffneten Person wollte ein Sprecher der Polizei am Vormittag zunächst nicht mitteilen.

Die Hauptstraße des kleinen Ortes und das Wohngebiet, in dem sich das Gebäude befindet, ist weiträumig abgesperrt. Anwohner wurden angehalten, ihre Wohnungen nicht zu verlassen.

Vorschaubild: © Cevin Dettlaff (TNN)/dpa